Sterne im Sand
ist sehr freundlich von ihnen«, sagte Connie. Das Schlimmste war überstanden – insgeheim hatte sie eine von Ungeziefer wimmelnde Bruchbude erwartet.
Die Frau, Clara Nugent, führte sie in die geräumige Küche.
»Der Herd ist ein bißchen eigensinnig, Mrs. Broderick, aber Sie werden ihn sich schon zurechtstutzen.«
Als Clara gegangen war, sagte Connie: »Du hast mir kein Wort davon gesagt, daß ich selber kochen muß.«
»Auf kleineren Farmen gibt es keine Köchinnen oder Haushälterinnen. Diesen Luxus können wir uns nicht leisten.« Er streichelte den kalten Herd. »Dürfte ich Sie mit meiner Frau, der Köchin, bekannt machen?«
»Sehr komisch. Ob es hier wohl Kochbücher gibt?«
»Betrachte es als eine neue Herausforderung, meine Liebe.«
Connie lächelte. »Denk daran, du mußt es essen. Mr. Broderick, machen Sie sich auf einige seltsame Mahlzeiten gefaßt. Zunächst einmal wüßte ich gern, wie man dieses Ding überhaupt anfeuert.«
Zum Glück bekochte Clara die Arbeiter auf der Farm und rettete Connie anfangs aus manch brenzliger Situation. Irgendwann jedoch beherrschte die resolute Frau des Verwalters die Grundlagen der ländlichen Küche und gewann sogar den Kampf gegen den widerspenstigen Herd.
Sie mochte Clara und fand allmählich sogar Freude am Kochen. Ihrem Mann erklärte sie, immerhin wisse sie aufgrund ihrer reichhaltigen Erfahrungen mit den Restaurants von Brisbane, wie die Gerichte schmecken
sollten.
Die wenige Arbeit, die in dem kleinen Haus anfiel, machte ihr keine Mühe; sie genoß sogar die Freiheit, ohne freche Hausmädchen schalten und walten zu können.
Alles in allem waren Harry und Connie sehr glücklich. Die Männer schätzten Harry, da er die ungewohnte Arbeit mit einer Selbstverständlichkeit versah, als sei sie ihm angeboren – was ja auch irgendwie stimmte. Seiner attraktiven Frau, die die Tatsache, daß sie im Busch ein Greenhorn war, mit Humor zu nehmen wußte, begegneten sie mit Respekt.
An Connies Geburtstag veranstaltete Harry eine Überraschungsparty im Wollschuppen. Er schenkte ihr einen eigenen Ponywagen, damit sie die Farm erkunden oder Nachbarn besuchen konnte, wann immer ihr danach war.
An diesem Abend eröffnete sie Harry, daß sie vermutlich schwanger sei. Er war begeistert. »Das muß ich gleich Mutter schreiben.«
»Nein, warte bitte noch damit, ich bin doch erst ganz am Anfang. Bis es soweit ist, vergeht noch viel Zeit.«
»Gut, wenn du es so möchtest.«
Zufrieden lag Connie in seinen Armen und fragte sich, weshalb sie sich gegen dieses angenehme, geruhsame Leben jemals gewehrt und womit sie ihr derzeitiges Glück eigentlich verdient hatte.
Louisas Sorge wurde auch nach Rupes Heimkehr nicht geringer. Diese verdammten Brodericks schienen wieder einmal die Seiten gewechselt zu haben, und diesmal war Victor zum Buhmann auserkoren worden. Austin fand Rupes Eskapade amüsant; Charlotte teilte diese Meinung zwar keineswegs, dafür mißbilligte sie aber Victors Entscheidung, Rupe als Viehhüter arbeiten zu lassen, während er selbst gemütlich im Büro saß. Ständig lag Streit in der Luft.
»Es liegt an Rupe«, sagte Louisa zu Cleo. »Er gerät dauernd in Schwierigkeiten, und Victor muß ihn dann immer heraushauen. Sie sollten sie gar nicht beachten. Eigentlich war dies ein friedliches Haus, bevor die Auseinandersetzungen wegen der Selektionsgesetze begannen.«
»Darüber spricht ganz Brisbane. Es ist eine Schande. Mein Vater sagt, die Regierung solle das im Norden lieber gar nicht erst versuchen. Die Viehzüchter dort würden sich das nicht gefallen lassen.«
»Ich dachte, Ihr Vater baut Zuckerrohr an?«
Cleo nickte. »Um sich selbst macht er sich ja auch keine Sorgen. Er mußte seine Ländereien ohnehin kaufen – das Risiko, auf Pachtland Zuckerrohr anzubauen, ist bei den Investitionen, die zuvor nötig sind, einfach zu groß. Er ist allerdings mit vielen Viehzüchtern befreundet. Die großen Farmen bei uns sind alle gepachtet.«
»Die Züchter dort brauchen sich wohl keine Sorgen zu machen, sie sind zu weit von der Zivilisation entfernt. In unserer Gegend breiten sich die Siedler von Brisbane, Ipswich und Toowoomba her immer weiter aus, und die großen Farmen sind ihnen dabei im Weg.«
»Das ist Pech.«
»In der Tat. Vielleicht verstehen Sie ja jetzt etwas besser, weshalb sich die Männer so aufregen. Das gilt auch für Charlotte, schließlich hat ihr Bruder zusammen mit Austin dieses Land erschlossen. Ich möchte nur, daß Sie
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