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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Wasserkaraffe, doch er winkte ab. An diesem Tag trank er seinen Whisky lieber pur. »Springfield wird nie wieder sein, was es einmal war.«
    »Selbstmitleid hilft dir jetzt auch nicht weiter.«
    Wütend fuhr Victor auf. »Du hast gut reden. Du mußtest ja nicht zusehen, wie er sich Tag für Tag abmühte, bis er beinahe wieder der alte war; wie er ohne ein Wort der Klage gegen seine Behinderung ankämpfte …«
    »Das klingt mir aber gar nicht nach Vater.« Harry sah, wie sein Bruder in Tränen ausbrach, und sagte tröstend zu ihm: »Komm, trinken wir noch einen. Wir können die Totenwache ebensogut heute abend halten.«
     
    Louisa half Victor ins Bett und verabreichte ihrer Schwiegermutter anschließend eine weitere Dosis des Beruhigungsmittels, das der Arzt gegen ihr hysterisches Weinen verschrieben hatte.
    Dann brachte sie Connie ein Tablett mit dem Abendessen hinauf.
    »Stimmt es, daß Austin Harry aus seinem Testament gestrichen hat?«
    »Woher weißt du das?« fragte Louisa, der diese Frage offensichtlich peinlich war.
    »Rupe hat ein großes Mundwerk. Aber eigentlich wird auf der ganzen Farm darüber geklatscht. Ist es denn wahr?«
    »Ja.«
    »Auch gut. Ich wünsche euch allen viel Glück mit unserem Anteil.«
    »Ich habe nichts damit zu tun, Connie.«
    »Das weiß ich, ich wollte nur sicher sein. Harry interessiert es sowieso nicht besonders.«
    »Wirklich nicht?« fragte ihre Schwägerin überrascht. »Nein. Er hat sich geändert, will jetzt nichts weiter als ein ruhiges Leben führen. Er hatte nämlich einen Nervenzusammenbruch.«
    »Tut mir leid, das wußte ich nicht.«
    »Wie solltest du auch, schließlich hat sich keiner von euch nach unserem Befinden erkundigt oder uns besucht. Nicht einmal Charlotte. Ihr Mann war ihr da anscheinend wichtiger.«
    »Wir haben es wirklich nicht gewußt. Wir dachten, er hätte seinen Parlamentssitz wegen der verpaßten Abstimmung aufgegeben, aber …«
    »Ach, ist ja jetzt auch schon egal«, unterbrach Connie sie mit fester Stimme. »Es ist vorbei. Wir sind glücklich auf Tirrabee …«
    »Ich habe gehört, es sei eine schöne Farm.«
    »Harry hat dort alles, was er sich vom Leben wünscht.«
    »Dann ist ja alles bestens.«
    »Wirklich?« Connie stellte das Tablett beiseite, zog den Gürtel ihres rosafarbenen Morgenrocks enger und trat ans Fenster.
    »Ich sagte, Harry interessiert es nicht mehr, aber mich schon. Mein Kind, das Enkelkind von Austin Broderick, hat ein Recht auf sein Erbe. Denk darüber nach, Louisa, und richte Victor von mir aus, daß mein Sohn oder meine Tochter die gleichen Rechte besitzt wie Teddy. Wenn er und Rupe uns auszubooten versuchen, wird das Folgen haben.«
    Sie lächelte. »Nimm es nicht persönlich, Louisa, ich habe dich immer gern gemocht. Und vielen Dank für das Essen. Ich muß meinen Kakao trinken, bevor er kalt wird.«
    Da Victor ausgestreckt auf dem Bett lag und viel zu betrunken für eine Unterhaltung war, legte Louisa sich in einem der Gästezimmer schlafen.
    Connie hingegen ging noch lange nicht ins Bett. Sie setzte sich an den Tisch und verfaßte einen wohlgesetzten Brief an ihren Vater. Sie seien sehr glücklich auf Tirrabee und ihr Mann entschuldige sich für alle Unannehmlichkeiten, die er verursacht haben mochte – wobei letzteres allerdings frei erfunden war. Harry habe ein neues Leben begonnen und sei nun ein liebender Ehemann, der seine Pflichten ernst nehme. Dann eröffnete sie ihrem Vater die gute Neuigkeit, daß sie sein erstes Enkelkind erwartete.
    Stirnrunzelnd spannte Connie von dort den Bogen zu der schlechten Neuigkeit, die ihn womöglich bereits von anderer Seite erreicht hatte, da Austin ein sehr bekannter Mann war. Sie bat den Richter um Rat. Wie könne es angehen, daß Harry Broderick aufgrund eines vorübergehenden Nervenzusammenbruchs aus dem Testament seines Vater gestrichen wurde? Daß Harry und ihr Kind um ihren rechtmäßigen Anteil, ein Drittel von Springfield, gebracht werden sollten?
    Unter dem Vorwand, seinen juristischen Rat zu erbitten, appellierte Connie an die Geldgier ihres Vaters. Er würde alle Hebel in Bewegung setzen, um Harrys Anteil mit dem Besitz der Walkers zu vereinigen.
    Zufrieden lächelnd versiegelte sie den Brief und trank den kalt gewordenen Kakao. Was Rupe wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er gegen das geballte juristische Fachwissen von Richter Walker antreten müßte? Dies würde ihn lehren, seinen Bruder in seinem eigenen Heim wie einen Eindringling zu

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