Sterne im Sand
du, ich wüßte das nicht selbst?«
Letztendlich unterzeichnete Austin nach wochenlanger hartnäckiger Weigerung den Scheck, wirkte aber müde und niedergeschlagen, nachdem er sich zu diesem Schritt durchgerungen hatte.
»Er wird schon darüber hinwegkommen«, sagte Victor.
»Bis zum nächsten Mal«, fügte Rupe düster hinzu.
»Das wird sich zeigen. Es gibt aber noch viel zu tun. Wir beide werden in Zukunft sehr viel härter arbeiten müssen.«
»Wie stellst du dir das vor? Vielleicht könntest du zur Abwechslung auch mal deinen Hintern aus deinem gemütlichen Bürosessel erheben.«
»Du wirst lachen, das habe ich tatsächlich vor. Und ich werde noch mehr tun. Wo immer es möglich ist, werde ich mich bemühen, unsere Ausgaben zu senken. Früher oder später wird es finanziell eng für uns, also können wir ebensogut gleich mit dem Sparen beginnen. Ich werde jeden einzelnen Kostenfaktor prüfen und sehen, was sich machen läßt.«
Rupe zuckte nur die Achseln. Er wußte, daß sie die Grundstücke systematisch kaufen würden, wobei das Tal den Ausgangspunkt bildete. Als nächstes wären dann Victors Claims an der Reihe. Obwohl das alles ohnehin nur auf dem Papier bestand, wurmte es ihn noch immer, daß Victor drei Grundstücke gehören würden, während nur eines seinen Namen trug. Und was sollte dieses Gerede von Einsparungen? Er konnte sich nicht vorstellen, wie so etwas zu bewerkstelligen wäre, doch die Idee als solche gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Wir könnten das Personal reduzieren«, sagte Victor zu seiner Frau während eines gemeinsamen Abendspaziergangs durch den Garten. Die Luft war schwer vom Duft des Jasmins. »Und bei den Gärtnern fangen wir an.«
»Das wird Charlotte aber gar nicht gefallen.«
»Im Augenblick gefällt ihr ohnehin nichts von dem, was ich tue. Ständig ist sie gereizt. Ich weiß überhaupt nicht, was in sie gefahren ist.«
»Sie macht sich Sorgen und ist aufgebracht, weil Austin Harry nicht verzeihen will.«
Victor schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, daß Austin nie erwachsen geworden ist.«
»Wer wird das schon?« versetzte Louisa leise. Sie wünschte, ihr Mann würde seinem Vater energischer entgegentreten, anstatt ständig klein beizugeben und sich anschließend bei ihr auszuheulen.
Victor schien ihre Bemerkung nicht gehört zu haben. Er öffnete das Tor zum Obstgarten und hielt es für sie auf. Als sie an ihm vorbeiging, zog er sie an sich. »Du siehst wunderschön aus heute abend. Und ich liebe dich so sehr. Mach dir keine Sorgen wegen dieser ganzen Landgeschichte. Immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind und was wir dagegen tun können. Wir haben uns viel zu lange mit der Ungewißheit gequält.«
Louisa küßte ihn. »Tut mir leid, ich war dir dabei wohl keine große Hilfe.«
Sie gingen weiter im Schatten der Bäume und genossen die Abendstille. Irgendwann begann der Donner über den Hügeln zu grollen. Er versprach Regen und eine willkommene Abkühlung.
Nach dem nächtlichen Gewitter roch die Luft klar und frisch, die gewohnten Staubwolken waren fürs erste verschwunden. Die Schafe wurden von den Kookaburras, den Boten der Morgendämmerung, geweckt; Tausende von Papageien tanzten krächzend am Himmel; Landtiere wie Känguruhs und Wallabies begrüßten den Morgen mit wachsamen Blicken aus feuchten, sanften Augen. Pferde stampften und wieherten und berührten mit der Nase das taunasse Gras. Aus den Unterkünften traten gähnende Männer vor die Tür. Zu ihrer Erleichterung hatte das Unwetter keine Schäden angerichtet, sondern nur ein wenig Linderung von der Hitze gebracht.
Auch Charlotte erwachte früh. Sie stieg aus dem großen Himmelbett und tappte barfuß ins Badezimmer. Aus Gewohnheit hämmerte sie im Vorbeigehen an Rupes Tür. Er kam morgens nur schwer aus dem Bett.
Danach zog sie sich rasch an, bürstete ihr Haar und steckte es zu einem Knoten fest. Sie betrachtete sich einen Moment im Spiegel und nahm beinahe verstohlen einen Tiegel Creme aus einer Schublade. Sie massierte die Creme in ihre trockenen Wangen, um ihnen – wenn auch nur vorübergehend – etwas Glanz zu verleihen.
Charlotte hatte sich entschlossen, Austin zuliebe mehr Sorgfalt auf ihr Äußeres zu verwenden. Sie hoffte, er werde ihr dann mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Fern Broderick ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, zumal er sich in letzter Zeit des öfteren erkundigt hatte, weshalb sie ihn nicht besuchen komme. Charlotte hatte Austins Frage jedesmal wie
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