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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gestorben und mit ihm sein alberner Stolz auf das Land, das ihnen auf viele Jahre hinaus beträchtliche finanzielle Einschränkungen auferlegen würde.
    Nein, wir werden es anders machen, beschloß er. Zum Teufel mit den Strohmännern! Wir kaufen einfach nur so viel von dem Land zurück, daß es für einen anständigen, ertragreichen Besitz reicht. Den Rest sollen andere haben. Wenn er sich weigerte, mehr Land zu kaufen, würde Victor keine andere Wahl bleiben, als mitzuziehen. Wir behalten das Beste für uns und stoßen die Nebenfarmen ab, damit sparen wir auch gleich die Gehälter für die Verwalter ein. Springfield wird einfach nur etwas kleiner werden.
    Rupe fühlte sich besser, nachdem er diese Entscheidungen getroffen hatte, und kehrte ins Haus zurück. Er ging sofort in sein Zimmer, da er Harry nicht noch einmal über den Weg laufen wollte; zwischen ihnen gab es nichts mehr zu sagen. Morgen würden von überallher die Trauergäste eintreffen. Das Begräbnis war für übermorgen vorgesehen. Die Frauen steckten schon in den Vorbereitungen für die Ankunft der größten Menschenmenge, die Springfield je erlebt hatte. Das Haus würde förmlich aus den Nähten platzen.
    Er nickte. »Wenn alles vorbei ist, werde zur Abwechslung einmal ich es sein, der bestimmt, was zu tun ist.«
     
    Charlotte erwachte und spürte sofort wieder die tiefe Niedergeschlagenheit, die sie wie ein Mantel umgab. Ihr Kopf tat weh, der Körper war bleischwer, als könne sie sich nie wieder ohne fremde Hilfe aus diesem Bett erheben. Ein trockenes Schluchzen schüttelte sie, und sie mußte gegen eine aufsteigende Übelkeit ankämpfen.
    Im Zimmer war es totenstill, durch die offenen Fenster drang nicht die leiseste Brise. Das ganze Haus lag in völliger Ruhe. Keine Stimmen, kein geschäftiges Treiben, nichts.
    Heute wurde ihr Mann beerdigt.
    Sie wollte weinen, hatte aber keine Tränen mehr. Ihr war, als müsse ihr das Herz brechen, weil Austin sie ohne ein Wort verlassen hatte. Ohne ihre Wünsche erfüllt zu haben, ohne ihr ein einziges Mal gesagt zu haben, wie sehr er sie liebte. Um sich zu trösten, ließ sie sich noch einmal in ihren Traum sinken: Sie verließ Austin und zog nach Brisbane. Er kam ihr nach und flehte sie an, zu ihm zurückzukehren, damit er der Welt zeigen könne, wieviel sie ihm bedeutete.
    Gestern hatte sie Pferde und Wagenräder auf der Kiesauffahrt gehört. Ihr Zimmer lag unmittelbar über der Haustür, von wo jetzt leise Stimmen zu ihr hinaufdrangen, die ihr Beileid ausdrückten. Heute würden weitere Trauergäste eintreffen. Sie wußte, sie hätte eigentlich unten sein und sie begrüßen müssen, wollte aber niemanden sehen. Sie würde besser hier oben bleiben, bis alle gegangen waren, denn wer interessierte sich schon für die Witwe von Austin Broderick? Die Gäste waren seine Kumpel, Freunde, Angehörige der Oberschicht wie er selbst; sie alle ließen es sich nicht nehmen, zu seiner letzten Ruhestätte zu pilgern, die gleich neben der von Kelly liegen würde, wie er es sich immer gewünscht hatte.
    Die Namen wichtiger Leute, von denen manche vermutlich bereits die Gästezimmer bezogen hatten, schwirrten ihr durch den Kopf. Charlottes hausfrauliche Sorge erwachte. Kam Louisa mit alldem zurecht? Wußte sie, was zu tun war? Hatte sie das Haus in Ordnung bringen lassen? War alles an seinem Platz? Sie bezweifelte es, da ihre Schwiegertochter nicht gerade die personifizierte Ordnungsliebe war. Was würden die Leute denken, wenn sie Springfield vernachlässigt vorfanden? Ihre Sorge verwandelte sich in Furcht, während sie sich den Kopf über die zahlreichen Details zerbrach, die Louisa vermutlich übersehen hatte. Es half nichts, sie mußte aufstehen und das Kommando übernehmen.
    Das war allerdings leichter gesagt als getan. Mit größter Mühe schleppte sie sich aus dem Bett. Im Stehen wurde ihr schwindlig. Sie machte einen Schritt auf die vergoldete Klingel zu, um ein Hausmädchen zu rufen, zögerte aber. Die Depression umgab sie wie ein Glocke, lockte sie, in diesem Zimmer zu bleiben, das sie mit Austin geteilt hatte. Sie hätte der Verlockung beinahe nachgegeben, doch ihr Stolz auf den immer so tadellosen Haushalt gewann schließlich die Oberhand. Wie betäubt öffnete sie ihren Kleiderschrank und suchte ihr bestes schwarzes Seidenkleid und all die anderen Dinge heraus, die sie benötigen würde. Erneut liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
    In der Küche wurden gerade die Überreste des Frühstücks weggeräumt, als

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