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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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werden tun, was sich gehört. Dafür wird die Missus schon sorgen.«
    Als Cleo Teddy später auf der vorderen Veranda etwas vorlas, fuhr ein Gig vor. Ein großer Mann mit dem wohlbekannten blonden Haarschopf der Brodericks half einer Frau beim Aussteigen.
    Teddy bestätigte Cleos Vermutung, als er »Onkel Harry! Opa ist jetzt im Himmel!« rief und auf den Mann zustürmte. Sie sah den aufrichtigen Schmerz in seinen Augen, als er den Jungen hochnahm, und empfand Mitleid mit ihm, da seine Situation besonders grausam schien. Auch seine Frau stand wie betäubt vor dem Haus ihres Schwiegervaters.
    »Komm, Liebling, gehen wir hinein.«
    Teddy hielt sie auf, da er ihnen unbedingt Miss Murray vorstellen wollte, die so gut Geschichten vorlas. Sie wurden von Charlotte unterbrochen, die herauskam und sich weinend an Harry klammerte. Die drei betraten das Haus, und Cleo hielt es für das beste, mit Teddy einen Spaziergang zu den Ställen zu unternehmen.
     
    Rupe stand wütend in der Tür zum Salon. »Was hast du hier zu suchen? Hast du nicht schon genug Unheil angerichtet?«
    Harry schüttelte nur den Kopf.
    Connie antwortete an seiner statt. »Wie kannst du es wagen, so mit ihm zu sprechen? Laß ihn in Ruhe.«
    Harry nahm ihre Hand. »Schon gut, Connie, er ist nur aufgewühlt, so wie wir alle.«
    »Wo ist Mutter?« wollte Rupe wissen. »Weiß sie, daß du hier bist?«
    Louisa betrat das Zimmer. »Ich habe sie gerade nach oben gebracht, sie muß sich ein wenig hinlegen. Und ja, Rupe, sie weiß, daß Harry hier ist.«
    Rupe stürmte davon. Louisa sah Connie an. »Was sollte das denn eben?«
    Harry erhob sich aus seinem Sessel. »Nichts, Lou. Connie ist sicher erschöpft von der langen Fahrt. Wir gehen nach oben. Haben wir unser altes Zimmer?«
    »Natürlich.« Louisa sah ihre Schwägerin aufmerksam an.
    »Du siehst gut aus, trotz der langen Reise.« In der Tat wirkte Harry abgekämpfter als seine Frau, die nun matt lächelte. »Meine Liebe, sag bloß nicht, du …«
    Connie errötete. »Doch, ich erwarte ein Baby.«
    Alle schwiegen betroffen und hatten nur einen Gedanken: Austin würde sein zweites Enkelkind niemals kennenlernen.
    »Wo ist er?« fragte Harry.
    »In seiner Höhle. Hannah und die Frau des Arztes haben ihn dort aufgebahrt.«
    Er nickte Connie zu. »Ich komme später nach.«
     
    Victor saß mit einem Whisky auf Austins Veranda, als Harry ins Arbeitszimmer trat.
    Entsetzt stellte er fest, daß man das Lieblingszimmer seines Vaters in ein Mausoleum verwandelt hatte: Der große Spiegel war schwarz verhängt, die Bilder waren zur Wand gedreht, seine kostbaren Trophäen weggeschlossen. In der Mitte des Zimmers lag Austin in einem dunklen Anzug aufgebahrt, umgeben von einem Meer weißer Chrysanthemen. Natürlich, es ist ja Mai, dachte er zerstreut. Im Mai blühten immer dichte Büschel dieser Blumen im Garten von Springfield.
    Er versuchte, die Augen vor der gespenstischen Szenerie zu verschließen, sich zu sagen, daß dies alles nur auf Charlottes Pflichtverständnis und ihre übliche Fehleinschätzung von Austins Geschmack zurückzuführen war. Dad hätte es gehaßt, inmitten dieses Blumenschmucks wie ein Bräutigam zu thronen … Harry sah nieder auf das unbewegliche, noch immer gutaussehende Gesicht, und flüsterte:
    »Es tut mir leid, Dad, es tut mir so leid.«
    Er drängte die Tränen zurück, holte ein Glas aus dem Schrank und ging zu Victor auf die Veranda.
    »Wie geht es dir?« fragte er seinen Bruder.
    Dieser schob ihm die Whiskyflasche hin. »Ich weiß es nicht. Es kommt mir so unwirklich vor. Gestern abend fühlte er sich noch gut. Wir haben Karten gespielt, er hat sogar ein paarmal gewonnen gegen Rupe und mich. Sprach davon, den alten Jock und ein paar Freunde einzuladen … Vielleicht sind wir zu lange aufgeblieben. Ich dachte, er hätte das Schlimmste überstanden.«
    Harry ließ ihn sich von der Seele reden, was er hätte tun oder unterlassen sollen, weil es ihm half, sich seiner nutzlosen Schuldgefühle zu entledigen.
    »Mutter meint, wir wären zu lange mit ihm aufgeblieben«, fuhr Victor verzweifelt fort.
    »Sieht aus, als sei er mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben. Er liebte es zu gewinnen.«
    »Stimmt.«
    »Mutter ist einfach verzweifelt, du solltest dich nicht darum kümmern, was sie sagt. Sie sucht nach einem Schuldigen, so wie er es auch immer getan hat. Gott kann sie ja schlecht die Schuld geben.«
    Victor schenkte sich einen weiteren Drink ein. Harry reichte ihm die silberne

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