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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hüstelte noch mehr, als wolle er ihnen Zeit geben, die Tatsache zu verdauen, daß dies ein neues Testament war, verfaßt, nachdem Harry auf so spektakuläre Weise in Ungnade gefallen war. Dann las er den Wortlaut vor: »Dies ist der letzte Wille und das Testament von mir, Austin Gaunt Broderick. Ich befinde mich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte …« Pottinger sah zu Charlotte hinüber, die ihr Gesicht dem Fenster zugewandt hatte, als errege dort etwas ihre Aufmerksamkeit.
    Er fuhr fort mit den Legaten, die schweigend aufgenommen wurden, und bemerkte dazu, dies sei im Gegensatz zu vielen anderen, mit denen er zu tun gehabt habe, ein einfaches, unkompliziertes Testament. Sodann beeilte er sich zu verkünden, daß Austin seinen gesamten Besitz, seine Güter und seine bewegliche Habe seinen Söhnen Victor und Rupert vermache unter der Bedingung, daß Charlotte Broderick für den Rest ihres Lebens Wohnrecht auf Springfield genieße.
    Da sich niemand zu Wort meldete, sammelte er seine Papiere wieder ein und verzichtete auf die übliche Gratulation, die ihm angesichts der unbehaglichen Familiensituation unangemessen erschien.
    Schließlich erhob sich Rupe von seinem Stuhl. »Vielen Dank, William. War das alles?«
    »Wir müssen noch die Details der Erbschaft besprechen, das Kapitalvermögen und so weiter, aber das hat Zeit. Da Sie beide hier leben, ist es nicht dringlich.«
    Pottinger sah, wie sich Charlotte vorbeugte, etwas sagen wollte, Luft holte, es erneut versuchte. Er empfand Mitleid mit der Witwe. Das Sprechen schien ihr enorme Mühe zu bereiten.
    »Ja, meine Liebe?« fragte er teilnahmsvoll.
    Sie schluckte. »Was ist mit meinem Anteil?«
    Pottinger starrte sie an. »Wie bitte?«
    »Mein Anteil.«
    »Charlotte, für Sie ist bestens gesorgt. Dies ist und bleibt Ihr Heim, das wird hierin sehr deutlich erklärt.«
    »Tatsächlich?« fragte sie zornig. »Dann werde ich euch allen jetzt etwas sagen: Mein Bruder hat diese Farm mit Austin zusammen gegründet. Sie waren Partner, und ihnen gehörte das ganze Land in diesem Tal, als Kelly starb und Austin weitere Ländereien pachtete.«
    »Ich glaube nicht, daß dies jetzt von Belang ist, Mutter«, warf Rupe ein, doch Harry knurrte: »Mutter hat uns etwas zu sagen, Rupe. Laß sie bitte ausreden.«
    Sie sah ihre Söhne gequält an. »Versteht ihr mich denn nicht? Austin sagte immer, mir stehe ein rechtmäßiger Anteil zu, da ich die engste Verwandte meines Bruders war. Seine Erbin«, fügte sie verbittert hinzu. »Das Wort dürfte euch ja nicht unbekannt sein. Aber ich habe meinen Anteil nie bekommen, er hat alles für sich behalten. Und nun hat er mich schon wieder übervorteilt.«
    Victor war völlig perplex. »Mutter, bitte! So darfst du nicht denken. Dies ist doch dein Zuhause.«
    »Und ich muß künftig bei dir um jedes Pfund betteln, wie ich es zuvor bei deinem Vater getan habe.«
    »Komm schon, du bist jetzt nur ein wenig aufgeregt. Austin hat dir nie etwas verweigert, Mutter, und das werden wir ebensowenig tun. Wenn du möchtest, setzen wir eine regelmäßige finanzielle Zuwendung fest, die zu deiner freien Verfügung steht …«
    »Du verstehst nicht, worum es geht«, warf Connie ein, die diese Auseinandersetzung genoß. »Deine Mutter will sagen, daß ihr ein Anteil an Besitz und Vermögen zusteht, keine Almosen von ihren Söhnen. So ist es doch, Harry?«
    Er wirkte hilflos. »Nun, ich weiß nicht, darüber habe ich nie nachgedacht.«
    »Wir reden ein anderes Mal darüber«, sagte Victor unglücklich, denn ihm war dieses Schauspiel vor den Augen des Anwalts aus Toowoomba überaus peinlich. Schließlich hatte dieser zu Austins besten Freunden gehört.
    Doch Charlotte, die endlich all ihren Mut zusammengenommen hatte, wußte genau, daß sie diese Frage jetzt oder nie klären mußte.
    »Ich möchte aber jetzt darüber sprechen. William, ich bitte Sie, meinen Anspruch zu prüfen. Ich verlange einen Anteil an Springfield.«
    Er schüttelte ratlos den Kopf. »Charlotte, ich handle hier im Namen Ihres verstorbenen Mannes und kann unmöglich auch noch Sie vertreten. Wenn Sie bei dieser … hm … Haltung zu bleiben belieben, müssen Sie sich einen anderen Anwalt suchen.«
    »Sie verstehen es auch nicht, oder? Versteht es auch nur einer von euch? Ich habe die Karten mit den Ansprüchen gesehen, die die Männer eingereicht haben, damit es so aussieht, als hielten sie die Gesetze der Regierung ein. William, wußten Sie, daß Austin mir die gleiche Menge Land

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