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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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beigetragen. Also schrieb sie einen freundlichen Brief an Victor und Rupe, in dem sie vorschlug, daß sie ihre Mutter um die Rückkehr nach Springfield bitten sollten, damit die Probleme außergerichtlich aus der Welt geschafft werden könnten.
    Sie hoffte auch, daß die beiden als Zeichen ihres guten Willens Charlotte den anteilsmäßigen Besitzanspruch auf Springfield zugestehen würden.
Großzügigkeit wird allgemein belohnt, und es wird zur Freude aller sein, wenn der Familienfrieden wiederhergestellt ist.
    Leider öffnete Rupe den Brief, da Victor mit Teddy und den beiden Frauen nach Cobbside gefahren war. Seine Antwort fiel ähnlich knapp, kalt und barsch aus wie die Absage, die Fern seinerzeit von Charlotte auf ihr Angebot, Austin zu besuchen, erhalten hatte.
    Vielen Dank für Dein Interesse, aber wir können unsere Familienangelegenheiten ganz gut allein regeln. Mutter weiß, daß sie bei uns jederzeit willkommen ist.
    An diesem Tag feierte Cobbside die Eröffnung des ersten Rathauses, eines bescheidenen Backsteingebäudes mit einem recht pompösen Portal. Von dort aus würden mehrere Herren, die sich um das Amt des Bürgermeisters bewarben, zur Bevölkerung sprechen.
    Auf der obersten Stufe stand ein wichtiger Gast, der Ehrenwerte Abgeordnete Mike Howland. Mit der Schere in der Hand würde er diesen Tag zum Feiertag erklären, das Band durchschneiden, um diese stolze Stätte freizugeben, und den Jahrmarkt, der sich bereits auf der fröhlich geschmückten Hauptstraße ankündigte, offiziell eröffnen.
    Alle bedeutenden Persönlichkeiten des Bezirks, Geschäftsleute und Squatter mit ihren Frauen waren zu einem Bankett im Rathaus geladen worden. Bald drängten sich die gutgelaunten Gäste ziemlich unsanft durch die Tür, um ihre Plätze an der langen Tafel einzunehmen.
    Die Brodericks waren natürlich auch eingeladen, doch Rupe interessierte sich nicht für dieses Zusammentreffen der Bauerntölpel und wichtigtuerischen Städter, wie er es nannte.
    »Wir müssen hingehen«, erklärte Louisa. »Es sind nicht nur Leute aus der Stadt da, alle unsere Bekannten von den Nachbarfarmen kommen auch. Es wäre doch schön, sie alle wiederzusehen.«
    Später nahm Victor sie beiseite. »Ermutige ihn bloß nicht. Wir gehen allein und amüsieren uns. Er fängt ja doch nur wieder Streit an.«
    Im Laufe des Tages sollte Louisa sich des öfteren die Frage stellen, ob Rupe vielleicht wußte, welchen Ruf die Brodericks inzwischen hatten. Er kam viel mehr im Bezirk herum als ihr Mann, kaufte und verkaufte Schafe und Pferde, sah sich nach guten Zuchttieren um, brachte Wolle zu den Käufern und behielt die Wollpreise im Auge. Victor war dies nur recht, schließlich war es stets ein Kampf gewesen, Rupe zu Hause zu halten. Überdies war er auf die Informationen der anderen Züchter angewiesen. Ohnehin zog er es vor, die tägliche Verwaltungsarbeit auf der Farm selbst zu erledigen und alles unter Kontrolle zu haben.
    Victor bemerkte nichts Ungewöhnliches bei dieser hektischen Veranstaltung. Als er mit Teddy auf der Hüfte zum Essen ging, scherzte er mit den Männern, die er bereits sein ganzes Leben lang kannte. Louisa, die ihm mit Cleo folgte, machte die Gouvernante mit einigen Squatterfrauen bekannt.
    Louisa empfand die Stimmung als frostig – die Begrüßungen fielen irgendwie knapp aus, und obgleich die Frauen Cleo mit Höflichkeit begegneten, zogen sie sich rasch zurück. Als sie vier Plätze nebeneinander gefunden hatten, fauchte Mrs. Toby Black von der Strathmore-Farm, die seinerzeit auch zu Austins Begräbnis gekommen war: »Schon besetzt.«
    Cleo und Victor schienen sich nichts dabei zu denken. Als sie andere Plätze gefunden hatten, setzte Cleo ihren Schützling auf den Stuhl neben sich und ermahnte ihn, dort brav sitzen zu bleiben.
    »Vielleicht sollte ich ihn besser auf den Schoß nehmen«, sagte Louisa nervös. »Es ist bestimmt nicht erwünscht, daß Kinder einen eigenen Stuhl beanspruchen.«
    »Laß ihn doch sitzen«, lachte Victor, »aufstehen kann er immer noch.«
    Die Leute von den Farmen, die Elite des Bezirks, fanden sich nach und nach an den Tischen zusammen.
    Das viergängige Menü war ausgezeichnet. Alle schienen sich zu amüsieren, da die Honoratioren nicht an flüssiger Nahrung gespart hatten, doch Louisa bemerkte bald, daß sie von den Frauen absichtlich ignoriert wurde. Wann immer sie jemanden ansprach, schien man sie nicht zu hören und führte die fröhliche Unterhaltung weiter, als sei nichts

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