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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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spürte, daß sie bereit war, küßte sie immer heftiger, atemloser, fordernder, bis sie sich schließlich errötend, aber keineswegs verärgert, von ihm losriß.
    »Aber ich liebe dich doch«, wisperte er ungehalten und nahm sie wieder in die Arme.
    »Ich weiß. Ich dich auch, Rupe.«
    Sie blieben lange im Obstgarten, küßten und streichelten einander, und Cleo wehrte sich nicht, als er ihre Bluse aufknöpfte und ihre glatten, weichen Brüste liebkoste.
    »Komm heute nacht zu mir«, bat er sie immer wieder, doch Cleo lächelte nur.
    »Nein, das geht nicht.«
    »Natürlich geht es.«
    Sie brachte ihre Kleider wieder in Ordnung, strich sich das Haar glatt und ging mit Rupe zum Tor. Die Äpfel waren vergessen. Beide waren sehr vorsichtig und kehrten getrennt ins Haus zurück, um keine Aufmerksamkeit auf ihre Romanze zu lenken.
     
    Dennoch wurden sie beobachtet, und zwar von einer Frau, die bei Einbruch der Dämmerung ihren täglichen Gang zum Haus unternahm. Sie war erst seit einigen Tagen wieder da und überwand nur allmählich die entsetzliche Enttäuschung darüber, daß die Jungen nicht heimgekehrt waren. Nirgendwo fand sich ein Zeichen von ihnen.
    Allerdings stellte Nioka fest, daß ihre innere Kraft gewachsen war. Sie konnte hier, wo sie zu Hause war, leichter mit Rückschlägen fertig werden, weit entfernt vom See, dem Schauplatz der Tragödie, die sie in so tiefe Verzweiflung gestürzt hatte. Auch konnte sie sich mit der Erinnerung an die guten und schlechten Erfahrungen ablenken, die sie während ihrer langen Reise gemacht hatte. Sie hatte so viel von der Welt gesehen.
    Nach den ersten Nächten im alten Lager am Fluß nahm sie die tröstliche, vertraute Umgebung wieder wahr und schalt sich selbst für ihren übertriebenen Optimismus.
    Du Närrin, sagte sie sich, die Jungen, die zur Schule gehen, kommen doch im Sommer nach Hause, in den Weihnachtsferien. Alle Schwarzen auf Springfield hatten gewußt, daß Weihnachten Feiern und Geschenke bedeutete, daß sich die Familie bei Gesang und Tanz versammelte. Und so hatte sie den einen Traum gegen einen anderen eingetauscht. Sie mußte nur bis Weihnachten warten. Teilnahmslos sah sie von ihrem Versteck im hohen Gras aus Rupe und einer fremden Frau beim Liebesspiel zu. Sie hatte Zeit genug und würde sich nicht von der Stelle rühren. Sie lebte, wie es ihr gefiel, ein einsamer Geist, der sich den Blicken der Weißen entzog, die er verachtete, der aus den Tiefen des Busches auftauchte, um sich an seinen heimlichen Wanderungen um das Haus zu erfreuen.
    Sie hatten jetzt weiße Hausmädchen, das müßte sie Minnie eigentlich berichten. Dann aber änderte sie ihre Meinung, da sie nicht wollte, daß Minnies Geist in diese Idylle eindrang. Nioka hatte genügend Gesellschaft – sie kannte alle Vögel und Pelztiere, die sie in ihrem verborgenen Lager besuchten, und nachts wachte die alte Eule mit stetigem Blick über sie. Manchmal sah sie Teddy umherlaufen, und das machte sie traurig. Der Verlust seiner Spielgefährten schien ihn nicht weiter zu berühren. Er hatte Bobbo, Jagga und Doombie wie alle Weißen bereits vergessen. Nioka betete zu den guten Geistern um Hilfe und hoffte, daß wenigstens ihr kleiner Junge seine Mutter nicht vergessen hatte.

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    10. Kapitel
    »Du hattest doch angeboten, mir Geld zu leihen«, sagte Charlotte in ihrer gewohnt unverblümten Art.
    Fern nickte. »Gewiß doch. Wieviel brauchst du?«
    »Eine ganze Menge, aber du bekommst alles zurück.«
    Sie hatten sich an einem schönen Samstagnachmittag am Pavillon im Botanischen Garten getroffen. Charlotte liebte diesen Ort, konnte sich aber noch immer nicht dazu durchringen, Ferns Einladung anzunehmen, wenn diese sich dort an den Sonntagen mit ihren Freundinnen traf. Ihr war nicht danach, Fremden zu begegnen, vor allem, seitdem ihr dank der hämischen Bemerkungen einiger Damen im Hotel bewußt geworden war, daß sich ganz Brisbane über ihren Anspruch auf den Familienbesitz das Maul zerriß.
    Ihr Verhalten schien aus dem Rahmen zu fallen, doch das scherte Charlotte wenig.
    »Sie wollen nicht mehr für deinen Unterhalt aufkommen, nicht wahr?« fragte Fern besorgt.
    »Doch, doch, soweit ist es gottlob noch nicht. Es hat nichts mit dem Unterhalt zu tun. Ich habe einen sehr netten, neuen Anwalt verpflichtet, einen Mr. Craig Winters. Kennst du ihn?«
    »Nein. Wie bist du auf ihn gekommen?«
    »Bei einem Spaziergang bin ich auf seine Kanzlei gestoßen, drüben in der Terrace. Er ist neu in

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