Sterne im Sand
schauderte es sie nachträglich. Hoffentlich war dieses Thema nun endgültig ad acta gelegt.
Als sie ins Zimmer zurückkam, begann Charlotte von der Aufteilung Springfields zur Umgehung der neuen Gesetze zu erzählen.
»Ja, es ist schrecklich. Ich glaube, den Squattern bleibt einfach keine andere Wahl, wenn sie ihren Besitz halten wollen.« Fern hätte es vorgezogen, dieses Thema damit zu beenden, weil es sie in gefährliche Nähe zu Harrys unrühmlicher Rolle bei der Parlamentsabstimmung brachte, doch Charlotte zeigte sich beharrlich, und Fern gewann den Eindruck, daß sich das alte Selbst ihrer Schwägerin allmählich wieder Bahn brach.
Zum Glück traf bald darauf das Zimmermädchen mit dem Kaffee ein, begleitet von der Hausdame, die ihr aus einer kleinen Karaffe Brandy in zwei Kristallgläsern servierte.
»Meine Damen, dies verstößt zwar gegen unsere Regeln, aber da er medizinischen Zwecken dient, will ich ein Auge zudrücken. Mrs. Broderick, Sie Ärmste, ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser. Wir haben Sie beim Dinner vermißt …«
Fern komplimentierte sie hinaus.
»Ich hasse diese Frau«, verkündete Charlotte.
»Egal, wir haben ihr den Brandy abgeluchst. Hier ist deiner.«
Charlotte nippte an ihrem Glas und nickte anerkennend.
»Wie gesagt, Springfield wurde aufgeteilt, wobei die Familienmitglieder jeweils Grundstücke in maximaler Größe erhielten. Verstehst du, was ich meine?«
»Ja.« Wie oft wollte Charlotte ihr diesen Teil eigentlich noch darlegen?
»Als Austins Frau bekam ich natürlich auch einen Anteil. Victor mit Frau und Kind haben jedoch drei Grundstücke erhalten.«
»Darüber brauchst du dich doch nicht so aufzuregen. Du hast mir selbst erklärt, daß diese Aufteilung nur auf dem Papier besteht. Damit Springfield auch weiterhin intakt bleiben kann und das ganze Land in der Familie bleibt.«
»Tatsächlich? Und wie erklärst du dir dann, daß dein Name auf dem Grundstück gleich neben meinem erscheint? Daß dein Teil ebenso groß ist wie meiner?« Charlottes Stimme wurde schriller. »Erklär mir das bitte, Mrs. Broderick!«
Fern war sprachlos, und Ärger stieg in ihr auf. »Ich kann und will es nicht erklären. Ich müßte mir erst ein Bild von der Gesamtsituation machen, bevor ich solch voreilige Schlüsse ziehe, wie du es anscheinend tust.«
Verdammt noch mal, Austin, dachte sie im stillen, warum mußtest du mich da mit einbeziehen? Aus sentimentalen Gründen? Hoffentlich nicht. Dann fiel ihr ein, daß die Aufteilung völlig fiktiv war und gar nichts zu bedeuten hatte.
»Charlotte, es wird Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Ich habe genug gehört! So wie ich es sehe, war es ein furchtbares Versäumnis von Austin, dich nicht abzusichern und deinen Söhnen auszuliefern, aber es ist dennoch nicht fair, daß du mich derart angreifst, nur weil er irgendwo meinen Namen eingesetzt hat. Was macht es schon für einen Unterschied, daß mein Gebiet so groß ist wie deins? Es gehört mir doch nicht, ist nur ein Teil von Austins Plan, Springfield in seiner Ganzheit zu bewahren.«
Fern ersparte sich den Zusatz, daß sie Charlottes Haltung beleidigend fand, denn schließlich basierte ihre eigene Darlegung der Dinge auf einer Lüge. Austin hatte sie sehr wohl geliebt.
Sie griff nach Handschuhen und Tasche. Charlotte starrte sie an. »Was hast du da eben gesagt?«
»Ich wollte dir erklären, daß es völlig unerheblich ist, auf wessen Namen diese Grundstücke eingetragen sind …«
»Nein, ich meine wegen Austin. Hältst du es für falsch, daß ich mich über sein Testament aufrege?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Meinst du etwa,
er
sei im Unrecht gewesen?«
»In der Tat. Ich finde es empörend. Hätte ich einen Sohn, dem mein Mann sein gesamtes Vermögen hinterlassen hätte, so daß mir nur ein Dach über dem Kopf bliebe, würde ich toben.«
»Ich hätte nie gedacht, daß du meine Meinung teilen könntest.«
»Weil du zu sehr darauf aus warst, mit mir zu streiten, Charlotte.«
»Tut mir leid. Es ist nur so, daß niemand außer Harry meine Haltung in dieser Sache versteht, und er hat kein Mitspracherecht. Austin hat ihn aus dem Testament gestrichen, was ihn im übrigen ziemlich kalt läßt. Ich habe erfahren, aus zuverlässiger Quelle, wie es so schön heißt, daß eine Anfechtung keinerlei Aussicht auf Erfolg hätte.«
»Und wenn du all diese Rechtsverdreher umgehst und dich unmittelbar an Victor und Rupe wendest?«
»Das hat Harry bereits getan. Sie bestehen darauf, daß
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