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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wette ich, dachte sie bei der Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit Louisa Broderick.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Auch gut. Wir sind dieses Jahr völlig ausgebucht, weil so viele Leute an den Start gehen. Du findest sicher ein Bett in der Unterkunft für alleinstehende Männer.«
    Diese schroffe Zurückweisung erstaunte Rupe, doch er fuhr sich nur grinsend mit der Hand durch die zerzausten blonden Haare. »Natürlich, vielen Dank. Wissen Sie vielleicht, ob William Pottinger bereits eingetroffen ist?« Unter diesem Vorwand wollte er schon auf die Tür des Hauses zugehen.
    »Noch nicht«, beschied ihn Ada.
    »Dann passe ich ihn später ab.« Mit erzwungener Lässigkeit schlenderte er davon, den Rucksack über die Schulter geworfen, und gesellte sich zu den Männern in der Unterkunft. Er suchte sich ein Bett aus, gab einem der chinesischen Wäscher seine Kleidung zum Bügeln und trat auf die Veranda hinaus. Dort ließen mehrere seiner Freunde eine Flasche Rum kreisen und begafften die Mädchen, die vor ihren Augen in ihren schönsten Kleidern umherspazierten.
    »Eine echte Modenschau, was?« bemerkte er fröhlich. Es störte ihn nicht weiter, daß ihm die Gesellschaft der Walkers versagt worden war. Hier unten würde er sich ohnehin besser amüsieren können.
    »Wo ist denn dein Mädchen?« wollten die anderen wissen.
    »Welches Mädchen?«
    »Komm schon, Rupe, die Gouvernante. Wie ich höre, wirst du allmählich brav.«
    »Red’ keinen Quatsch. Mal sehen, was sich im Zelt so tut.«
    Schon bald ließ er sich von der überschäumenden Atmosphäre anstecken. Er flirtete, überprüfte die Reihe der Rennpferde auf mögliche Sieger, trank zuviel, stolperte bei einem lächerlichen Tauziehen umher, wurde beim Barbecue wieder nüchtern und mischte sich beim Rennen unter die Zuschauer, wobei er seine Wettscheine schwenkte.
    Rupe amüsierte sich bestens, bis er Harry und Connie in der Menge entdeckte.
    Er schwankte auf seinen Bruder zu. »Hat dir der Boß freigegeben?«
    Harry ignorierte die hämische Frage. »Wie geht es dir, Rupe?«
    »Ganz toll! Hab’ schon auf zwei Gewinner gesetzt.«
    »Schön für dich. Hast du noch einmal über Charlottes Bitte nachgedacht?«
    »Bitte? Ist wohl eher eine Forderung. Brauch’ ich nicht. Sie wird schon noch einsehen, daß wir im Recht sind. Du hast es ja auch getan.« Er sah, wie Connie auf ihren Mann zukam und sich im letzten Moment abwandte, um Rupe nicht begegnen zu müssen.
    »Connie schmollt noch, was?«
    »Treib es nicht zu weit«, knurrte sein Bruder. »Kommt Victor auch?«
    »Nein. Hatte keine Zeit. Was interessiert es dich überhaupt?«
    »Er hat ein bißchen mehr gesunden Menschenverstand als du, Rupe, und ich möchte erfahren, was er bezüglich unserer Mutter zu unternehmen gedenkt.«
    »Wir müssen wegen Charlotte gar nichts unternehmen. Sie ist uns zu Hause jederzeit willkommen.«
    Harry hatte genug von ihm. »Wie überaus großzügig von dir. Hoffen wir, daß sie dich hinauswirft, sobald sie wieder da ist.«
    »Da kannst du lange warten.«
    Verunsichert machte Rupe sich davon. Sein nächstes Pferd verlor, ebenso das folgende. Er unterhielt sich mit zwei Mädchen von der Ballymore-Farm, fand ihre Gesellschaft aber langweilig und schlenderte zurück zum Zelt. Dort stand er untätig herum, das Glas in der Hand. Bestimmt wußten alle, daß man ihm die Männerunterkunft zugewiesen hatte, während sein Bruder im Haus schlief. Er versuchte sich einzureden, daß Harry nur deswegen dort untergebracht sei, weil Connie zur Familie gehörte, doch er wußte sehr wohl, es steckte mehr dahinter. Ada Crossley war ein harter Brocken und hätte sich nicht gescheut, Harry das Haus zu verbieten, wenn sie ihn dort nicht haben wollte.
    An diesem Abend saß Rupe mit Freunden inmitten der Zelte und Planwagen am Lagerfeuer. Sie genossen den Abend, doch er selbst konnte ihre Freude nicht teilen. Er vermißte Cleo und beneidete Victor und Louisa, die klugerweise zu Hause geblieben waren. Als sich die laute Fröhlichkeit gelegt hatte und die üblichen Lieder angestimmt wurden, ging er schlafen, vorbei an den funkelnden Lichtern des Hauses. Er bemühte sich die Tatsache zu verdrängen, daß er sich zum ersten Mal im Leben wirklich einsam fühlte.
    Am nächsten Tag kehrte seine Zuversicht zurück. Er hatte beschlossen, Harry und die Zurückweisung durch die Walkers zu ignorieren, da ihm anderenfalls nur der Rückzug nach Springfield geblieben wäre; und so leicht würde er sich nicht geschlagen

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