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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wieder fand sie Entschuldigungen für sein ungezogenes Benehmen und versteckte ihn sogar, wenn Mr. Austin auf dem Kriegspfad war. Als Gegenleistung brachte Rupe sie mit seinen Geschichten von der Farm zum Lachen.
    Er schnüffelte in der Speisekammer herum und kam mit einem Teller Schweinsfüße in Aspik wieder heraus. Er saugte die Knochen aus, während Hannah ihm ein paar Brote schmierte.
    »Gerade habe ich die Schwarze Witwe getroffen, draußen bei der Pferdekoppel.«
    »Wen?«
    »Du weißt doch, die Frau des Predigers. Wie lange bleiben sie denn eigentlich noch?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was haben sie vor? Warum treiben sie sich überhaupt hier herum?«
    »Es heißt, sie wollen eine Kirche bauen.«
    »Von wegen. Nein, ich habe das Gefühl, es steckt mehr dahinter.«
    »Und das wäre?«
    »Keine Ahnung. Mir kommen sie irgendwie nicht ganz geheuer vor. Hat die Stute schon gefohlt?«
    »Noch nicht. Victor ist bei deinem Vater. Sie haben dich vor einer Weile gesucht.«
    Minnie kam herein, um der Köchin bei den Essensvorbereitungen zu helfen, während Rupe noch an eine Bank gelehnt stand und seine improvisierte Mahlzeit verschlang. Er beobachtete das Mädchen, das barfuß und mit gesenktem Blick über den Steinboden schlurfte.
    »Minnie-Mädchen, warum machst du so ein langes Gesicht? Kein Lächeln für mich heute? Du bist doch meine Beste.«
    »Zieh sie nicht auf«, mahnte ihn Hannah. Sie warf einen Blick auf das Aborigine-Mädchen, das sich gewöhnlich nicht an Rupes Neckereien störte. Minnie wirkte heute nicht so fröhlich wie sonst.
    »Was ist los, Minnie?«
    »Nichts«, antwortete diese bedrückt und ging zum Kartoffelkorb in der Ecke.
    Rupe zuckte die Achseln, verputzte das letzte Sandwich und verließ die Küche. Er legte die staubige Arbeitskleidung ab, duschte und warf sich auf sein Bett, um ein Nickerchen zu machen.
    Dort entdeckte ihn schließlich Victor. »Steh auf. Der alte Herr verlangt nach uns, er tobt ganz schön.«
    »Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?«
    »Nichts. Er hat den Krieg erklärt.«
    »Wem denn?« Rupe fuhr sich schläfrig mit der Hand durchs feuchte Haar.
    »Einer Welt, die sich gegen uns Squatter verschworen hat.«
    »Oh Jesus! Was kommt als nächstes?«
    »Frag nicht. Steh lieber auf.«

[home]
    2. Kapitel
    Minnie war verwirrt, aufgebracht und daher dankbar, daß weder Rupe noch Hannah auf eine Erklärung gedrängt hatten. Sie war sich nicht ganz im klaren über das Gehörte, da sie auch nach all den Jahren im Dienst der Weißen deren Sprache nicht vollkommen beherrschte.
    Nicht Rupe, sondern Hannah und Victor waren ihr von all den Bewohnern des großen Hauses am liebsten. Die Köchin behandelte sie gut und schenkte ihr oft Essensreste, die sie ins Lager zu ihrer Familie mitnehmen konnte. Victor verhielt sich immer freundlich, obwohl er ein Boß wie sein Vater geworden war.
    Als sie mit Bobbo, dessen richtiger Name Bobburah lautete, schwanger gewesen war, hatte sie einen Eklat verursacht, weil sie sich weigerte, den Namen des Vaters preiszugeben. Er war Viehhüter gewesen und hatte ihr mit Schlägen gedroht, wenn sie ihn verriet. Zu ihrem Entsetzen mußte sie erfahren, daß man statt seiner Mr. Victor verdächtigte, nur weil er ihr Freund war. Sie waren gemeinsam aufgewachsen. Minnie konnte den Weißen ja schlecht erklären, daß sich weder Victor noch Harry je den schwarzen Frauen näherten. Rupe hingegen schon. Er war ein Schwerenöter, der ständig schwarzen Mädchen hinterherjagte und sich nachts im Lager herumtrieb. Alle waren erleichtert, als es hieß, er würde in die Stadt gehen, aber dann wurde doch nichts daraus. Nachdem er aus der Schule zurückgekehrt war, blieb er auf Springfield.
    Minnie hatte gedacht, Victor sei wegen ihrer Sturheit böse mit ihr, doch er hatte nur gelacht. »Was trägst du denn da mit dir herum, Min? Schwarz oder Weiß?«
    »Klein Baby kommen«, hatte sie errötend geantwortet, um sich nicht festlegen zu müssen. Zu ihrer Erleichterung gebar sie ein wunderbar schwarzes Baby, das von ihrer Familie ohne die üblichen Probleme, die die Geburt von Mischlingen gewöhnlich aufwarf, angenommen wurde. Inzwischen hatte der Viehhüter die Farm verlassen, also hatte sich das Problem von selbst erledigt.
    Minnie hieß in Wirklichkeit Moomabarrigah und war eine Cullya vom Emu-Volk. Der Clan ihrer Mutter gehörte zum großen Kamilaroi-Stamm, der einst das ganze Land hier bevölkert hatte, vom tiefen Süden bis zu den blauen Gipfeln, hinter denen

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