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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sie dabei erwischte, wie sie Viehhütern bewundernde Blicke zuwarf?
    »Vergib mir, Herr«, flüsterte sie und wandte sich ab. Dann schreckte eine Stimme sie auf.
    »Selbstgespräche sind immer ein schlechtes Zeichen!«
    Es war Rupe Broderick, der jüngste Sohn. Er schien sie auszulachen. Amy war so durcheinander, daß es ihr die Sprache verschlug. Sie wollte davoneilen, doch er holte sie ein.
    »Wie geht es Ihnen, Mrs. Billings?«
    Sie roch den Schweiß und Staub an ihm und spürte die Kraft, die von ihm ausstrahlte, als er neben ihr herging. Er war Anfang Zwanzig und hochgewachsen, unter den aufgekrempelten Ärmeln zeichneten sich seine muskulösen Arme ab.
    Sie warf einen Blick in sein sonnengebräuntes Gesicht mit den funkelnden blauen Augen und murmelte: »Gut, vielen Dank.«
    »Genießen Sie Ihren Aufenthalt?«
    Amy wünschte, er würde sie allein lassen. Er hatte doch wohl nicht vor, sie den ganzen Weg zurück bis zum Haus zu begleiten? Sie wußte einfach nicht, wie sie sich einem selbstbewußten jungen Gentleman gegenüber verhalten sollte. Denn ein Gentleman war er, obgleich er die derbe Montur eines Viehhüters trug.
    »Nochmals vielen Dank«, erwiderte sie knapp.
    »Haben Sie schon den Stall gesehen?«
    »Welchen Stall?«
    »Den Stall, in dem die besten Zucht-Merinos von Springfield stehen.«
    »Nein.«
    »Sollten Sie aber. Der Widder müßte jetzt dort sein, Austins ganzer Stolz. Der gute alte Silver Floreat Della, der Beste von allen, der Vater aller unserer Merinos; und noch immer kann er nicht genug bekommen.«
    Schockiert bog Amy in einen Seitenweg ein, und er blieb lächelnd stehen.
    »Sie sollten besser zurückkommen. Das ist eine Sackgasse. Führt nur zum Gärtnerschuppen.«
    »Das ist mir egal«, murmelte sie. »Ich will einfach nur spazierengehen.«
    »Bitte, wie Sie möchten. Bis später.«
    Endlich war sie ihn los. Neckte er sie absichtlich, indem er über die Schafe sprach? Erwähnte er ein solch delikates Thema, um sie in Verlegenheit zu bringen? Er hatte sie wirklich aus der Fassung gebracht. Seinem Bruder Victor mit dem kantigen, strengen Gesicht und der autoritären Haltung war er gar nicht ähnlich. Victor kommt auf seinen Vater, dachte sie und schlenderte mit gesenktem Kopf weiter. Den Hut hatte sie tief in die Stirn gezogen wie eine Mönchskapuze. Von fern hörte sie das rhythmische, metallische Klingen eines Schmiedehammers, das sie an Kirchenglocken erinnerte. Plötzlich verspürte Amy Heimweh. Sie vermißte Pastor Williams und die vertraute Gemeinschaft hingebungsvoller Christen. Sie fand, daß die Landbewohner hier anders waren, irgendwie zynischer und weniger geneigt, das Heilige Wort anzunehmen. Das war sehr beunruhigend. Selbst die Frauen widersprachen ihr in Fragen der Glaubensdoktrin, und mehr als einmal kam Amy ins Stocken; die passenden Erwiderungen wollten sich einfach nicht einstellen.
    »Dann solltest du eben die Bibel aufmerksamer lesen«, hatte Tom ihr geraten. »Dort findest du alle Antworten.«
    »Manchmal glaube ich, sie lachen uns nur aus.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Tom wirkte stets wie ein Fels in der Brandung. »Sie verbergen damit lediglich ihre Unwissenheit. Sie alle stammen von Sträflingen ab, von Kriminellen. Was kann man da schon erwarten?«
    Amy warf einen Blick auf das große Haus und wagte es in einem Anflug von Aufsässigkeit, Tom im Geiste zu widersprechen. Sie mögen zwar von Sträflingen abstammen, doch es ist ihnen nicht schlecht bekommen.
     
    Rupe schlenderte in die Küche, faßte Hannah, die Köchin, von hinten um die rundliche Taille und hob sie hoch. »Wie geht es meiner Lieblingsköchin denn heute?«
    »Laß mich runter, Rupe«, sagte sie lachend und befreite sich aus seinem Griff. »Du bist mir vielleicht einer! Ich nehme an, du hast Hunger.«
    »Falls du noch irgendwo ein paar kalte Schweinsfüße versteckt hast, ja. Na los, wo sind sie?«
    »Laß es sein, du verdirbst dir den Appetit aufs Abendessen. Ich mache dir ein Sandwich.«
    »Gute Idee, ich nehme beides.«
    »Na schön.« Hannah lächelte nachsichtig. Sie war schon seit ewigen Zeiten als Köchin auf Springfield. Sie hatte die drei Jungen aufwachsen sehen und mochte sie alle sehr gern, doch Rupe war ihr Liebling. Er war immer ein eigenwilliges Kind gewesen, das mit Vorliebe Unheil stiftete. Wann immer er in Schwierigkeiten geriet, kam er zu Hannah gelaufen. Sie liebte das engelhafte Lächeln, hinter dem er seine Dreistigkeit verbarg, und hatte ihm stets Rückendeckung gegeben. Immer

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