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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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unzähliger Stämme getroffen – darunter die weisen Jangga, die seltsamen Manganggai und die wilden Warungas – und sich mit ihnen beraten, weil er so viele Sprachen beherrschte und als guter Zuhörer bekannt war. Vor allem aber hieß man ihn willkommen, weil seine Kräfte sehr gefürchtet waren und niemals unterschätzt werden durften.
    An diesem Tag blickte er traurig auf das leuchtende Blau des Ozeans hinaus, unter dem sich, wie er wußte, ein Riff verbarg, dessen Farben jeden Regenbogen in den Schatten stellten. Dies war sein liebster Ort auf der ganzen Welt.
    Er hatte ein ganzes Leben voller Zuhören und Lernen benötigt, um seine eigenen Geheimnisse zu ergründen, doch war seine Lebensspanne lächerlich kurz, verglichen mit den Äonen, die es die winzigen Polypen gekostet hatte, ihren unzerstörbaren Unterwasserschatz zu errichten. Es lehrte einen Demut, die Zeit in diesem Zusammenhang zu betrachten. Und amüsant war es auch. Und erfreulich. Er war umgeben von üppigen Farben, vom Blau des Meeres, leuchtend wie die blauen Steine, die er weit drinnen im trockenen Land gefunden hatte, bis zum weicheren Blau des weiten Himmels und dem reichen Grün der dampfenden Bergwälder, die von einer erstaunlichen Vielfalt bunt gefiederter, frecher Vögel bewohnt wurden.
    Es schmerzte ihn, diesen Ort zu verlassen, doch der Wind hatte ihm zugetragen, daß man ihn anderswo brauchte. Doch wohin sollte er sich in diesen Zeiten wenden? Die weißen Eindringlinge verursachten so viel Leid, so viel Verzweiflung, daß er sein eigenes Gefühl der Hoffnungslosigkeit kaum unterdrücken konnte. Er vermochte die Gezeiten nicht aufzuhalten; das Schicksal hatte die alte Ordnung zerstört und … durch was ersetzt? Moobuluk fand die Antworten nicht in seinem reichen Erfahrungsschatz, denn dessen Struktur basierte auf den Erfahrungen von tausend Leben, die an Männer wie ihn weitergegeben wurden. Die weißen Männer waren nicht Teil der Traumzeit, ebensowenig wie ihre Tiere oder die seltsamen Pflanzen, die sie eingeführt hatten. Daher fehlte ihm die Grundlage für seine Arbeit …
    Er kratzte sich am Bauch und sah auf den Hund hinab. »Die Jangga-Leute rufen nach mir, aber ich kann nicht zu ihnen gehen, weil den Cullya-Leuten Schwierigkeiten bevorstehen.« Das ärgerte ihn ein wenig. Offensichtlich waren die Probleme der Jangga sehr viel schwerwiegender als die der kleinen Horde im Süden. Die Cullya waren unter der Führung seiner Urenkelin ›hineingegangen‹ und hatten sich auf einer Schaffarm angesiedelt. So schlimm konnte es ihnen da gar nicht ergehen.
    Doch die nagende Sorge blieb. Irgend etwas stimmte nicht, das verriet ihm der Wind, der vom großen Fluß heranwehte. Und sie gehörten zur Familie. Zu seiner unmittelbaren Familie. Es war seine Pflicht, ihrem Ruf zu folgen.
    Moobuluk freute sich nicht gerade auf die Rückkehr in sein Heimatterritorium. Obwohl dort inzwischen Frieden herrschte, bedrückten ihn die Erinnerungen an seine Kindheit am Großer-Mann-Fluß und das Wissen, daß diese glückliche Art zu leben seinen Nachkommen verwehrt war. Es tröstete ihn wenig, daß die Horde, die nun nach Brodericks Gesetzen lebte, ihr Los akzeptiert hatte und sogar vorgab, damit zufrieden zu sein. Er selbst trauerte der althergebrachten Lebensweise nach, und es tat ihm weh, sie immer schneller verschwinden zu sehen.
    Oh ja, er kannte Broderick. Und er hatte auch den anderen gekannt, den, der Kelly hieß. Sie waren die ersten weißen Männer gewesen, die ohne Erlaubnis das Land der Cullya betraten. Nicht, daß je ein Weißer um Erlaubnis gebeten hätte, aber mit diesen ersten Schritten verstießen sie gegen Stammesrecht. Die friedfertigen Cullya waren zunächst nur neugierig gewesen; als ihnen jedoch dämmerte, daß sich die Weißen bei ihnen häuslich niederlassen wollten, hatten sie vergeblich versucht, sie zu vertreiben. Sie hatten sie belästigt, ihre Schafe getötet, Buschbrände gelegt, ihr Essen gestohlen – gutes Essen, wie sich Moobuluk grinsend erinnerte –, aber dennoch waren immer mehr weiße Männer gekommen.
    Schließlich hatten sie angegriffen. Zum ersten Mal sahen sie sich der Macht von Schußwaffen gegenüber. Nach wenigen Minuten war alles vorbei – es gab sechs Tote und mehrere Verwundete. In tiefem Entsetzen suchten sie Deckung im Buschland und mußten sich dem Unausweichlichen fügen. Es war die erste und letzte offene Schlacht gegen Broderick gewesen.
    Es folgten wochen- und monatelange Beratungen mit den

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