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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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aber erst später herausgestellt.«
    »Du weißt schon, wie ich es meine. Jedenfalls ist es hochgradig lächerlich. Sein Vater hat ihn aus dem Testament gestrichen. Seine Mutter wollte sein Erbe retten, doch seine Brüder lassen nicht mit sich reden. Und nun will er tatsächlich ihre Probleme mit den Schwarzen aus der Welt räumen. Heute morgen hat er sogar gesagt, er bezweifle, daß seine Brüder ihr Versprechen gegenüber Nioka halten würden. Nun, sie wohnt dort, sie muß selbst dafür sorgen, daß sie es tun.«
    Clara sah die Frau an, die ihre Freundin geworden war. Connie mochte ein wenig verrückt und eine hoffnungslose Hausfrau sein – sie konnte nicht einmal richtig Betten machen –, doch es machte Spaß, mit ihr zusammenzusein. Clara war noch nie einem Menschen wie ihr begegnet.
    Häusliche Kalamitäten konnten sie nicht schrecken. War das Essen angebrannt, plünderte sie mit ihrem Mann lachend den Vorratsschrank. Sie lachte überhaupt viel, meist über ihre eigene Unfähigkeit, was ansteckend wirkte. Sie strahlte soviel Wärme und Fröhlichkeit aus, daß auch die Männer grinsten, wenn sie erschien, und ihr am liebsten galant die Mäntel vor die Füße gelegt hätten, damit sie sich ihre Schuhe nicht schmutzig machte.
    »Ich wette, sie war mal ein richtiges Gesellschaftstier«, bemerkte Claras Mann einmal.
    »Wie kommst du denn darauf?« fragte Clara interessiert.
    »Oh, sie hat das gewisse Etwas. Hat die Männer bestimmt innerhalb kürzester Zeit um den Finger gewickelt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Clara sah keinen Grund, deswegen neidisch zu sein. Sie war auch hübsch mit ihren langen, sonnengebleichten Haaren und der hochgewachsenen Figur; zudem konnte sie ausgezeichnet reiten. Sie machte nicht viel Aufhebens darum, doch sie hatte sogar Preise beim Kunstreiten gewonnen. Die Auszeichnungen bewahrte sie in einem mit Satin ausgeschlagenen Kasten auf.
    Mrs. Broderick hatte tatsächlich das gewisse Etwas und war darüber hinaus eine gebildete Frau, die kistenweise Bücher besaß. Clara dachte manchmal, sie würde während ihrer Lektüre nicht einmal bemerken, wenn das Dach über ihrem Kopf abbrannte. Und nun gab sie diese Bücher an die Frau des Viehhüters weiter, als sei dies das Normalste von der Welt.
    Clara hatte nicht nur eine Freundin gewonnen, mit der sie über die ausgefallensten Dinge sprechen konnte, sondern durch sie auch Gefallen an Büchern gefunden, die sie in einem ungeheuren Tempo verschlang.
    Clara zwang sich, ihre Gedanken wieder auf das augenblickliche Thema zu lenken, denn Connie wollte ihre Meinung über Harrys Vorhaben hören.
    »Ich halte den Boß für einen sehr großzügigen Mann.«
    »Im Augenblick kann er sich das nicht erlauben. Uns fehlt es an Bargeld.«
    Clara sah aus dem Fenster, ohne die dicken Staubwolken zu bemerken, die vom Westwind aufgewirbelt wurden. »Großzügigkeit hat nicht nur mit Geld zu tun. Mein Vater pflegte zu sagen, ein großes Herz sei die wichtigste Tugend. Er war Lehrer, ein guter, wie es heißt, obwohl er für uns Kinder nicht viel getan hat. Der Alkohol, weißt du. Mit Mum und Dad ging es bergab …«
    Doch Connie hörte ihr nicht zu. Sie hatte nur die ersten Worte aus dem Mund dieser gütigen Frau wahrgenommen und war beschämt. Clara schien etwas an Harry bemerkt zu haben, das ihr selbst entgangen war. In der Vergangenheit hatten sie beide schlimme Fehler begangen, standen einander nun aber näher als je zuvor. Sie liebten sich und hatten dennoch eine ganze Nacht mit Streiten vergeudet. Was bedeuteten schon ein oder zwei Wochen, wenn Harry fühlte, daß es seine Aufgabe war, die Kinder heimzubringen? Wo war denn ihre Großherzigkeit? Hatte sie sich nicht in der Diskussion mit Jack Ballard leidenschaftlich für sie eingesetzt, Regierungspolitik hin oder her? Jemand mußte sie nach Hause holen.
    Als Harry allein zurückkam, zog sie ihn ins Schlafzimmer und umarmte ihn. »Du bist ein liebenswerter Mann, Harry Broderick.«
    Als das Thema eine Weile später wieder aufkam, sah sie ihn augenzwinkernd an: »Sagte ich, du dürftest nicht gehen? Ich meinte natürlich, du solltest nicht gehen müssen.«
    »Ich muß aber«, entgegnete er aufrichtig. »Und ich liebe dich, Connie.«
     
    Die Bahnlinie von Toowoomba zur Bergarbeiterstadt Ipswich verlief nur wenige Meilen am Eingeborenen-Reservat vorbei, von dessen Existenz Harry allerdings nichts wußte. Nur wenige Weiße kannten diese Einrichtung – die Farmer im Umkreis beklagten sich jedoch über

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