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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte sich über die Abwechslung gefreut, die für ihn einem Urlaub gleichkam. Während des langen Ritts nach Tirrabee hatte Harry die Gelegenheit ergriffen, aus Jacks langjähriger Erfahrung Nutzen zu ziehen, die seine eigenen Kenntnisse bei weitem übertraf. Er würde sich die Farm genau ansehen und ihn beraten.
    Harry wußte, daß man die schwarzen Jungen in eine Schule gebracht hatte, die von der Kirche des Heiligen Wortes geführt wurde – das immerhin hatte ihm Louisa sagen können. Er mußte nur nach Brisbane fahren, die Kinder abholen, mit dem Zug nach Toowoomba bringen, dort ein Fahrzeug mieten und sie wohlbehalten in Springfield abliefern. Er schätzte, dieses Vorhaben würde acht bis zehn Tage in Anspruch nehmen. Die unbequeme Reise durch den Busch war zwar lästig, doch er hatte es nun einmal versprochen.
    Obwohl Harry einen tüchtigen Mann mitgebracht hatte, der auf der Farm nach dem Rechten sehen und auch ihr beistehen konnte, war Connie noch immer nicht begeistert von diesem Plan.
    »Sie wissen doch, wo die Kinder sind, also laß sie hinfahren! Victor ist genau der Richtige dafür, oder Rupe. Damit können sie Nioka ihre Dankbarkeit beweisen. Sie tragen die Schuld, also müssen sie den Schaden wiedergutmachen.«
    Sie stritten bis spät in die Nacht. Harry war sehr aufgewühlt. Er wußte, daß dies ein besonders ungünstiger Zeitpunkt war, um Connie allein zu lassen. Als er sie in die Arme nahm, war ihm, als verlange Moobuluk eigentlich zuviel von ihm.
    Doch irgendwo tief in seinem Inneren meldete sich eine andere Stimme zu Wort, die mehr war als nur sein Gewissen. Er träumte, er sähe Niokas Mutter, die muskulöse, schwarze Frau, die allen Kindern – schwarzen wie weißen – ungeheure Angst eingejagt hatte, wenn sie ihnen die Leviten las und dabei mit der Keule gegen den Boden hämmerte. Er sah, wie sie Victor und Rupe beiseite stieß und auf ihn deutete, während sie mit Austin sprach, besser gesagt, ihn anschrie. Ihm die Schuld gab. Austin wirkte unbeeindruckt; er wandte sich an Harry und sagte etwas Unverständliches.
    Beim Aufwachen begriff er, daß Victor oder Rupe einfach nicht mit dem Herzen dabei wären und die Kinder deswegen vielleicht gar nicht finden würden.
    Vor seinem Aufbruch hatte er mit Charlotte gesprochen und versucht, sie zu beschwichtigen. Sie war noch immer wütend auf ihre Familie und über den Sturz, der ihr den gebrochenen Arm eingetragen hatte. Er hatte schnell das Thema gewechselt und sich nach den schwarzen Kindern erkundigt. Seine Mutter erklärte, Austin habe tatsächlich eingewilligt, daß diese Leute die Jungen mitnahmen, und der Kirche sogar eine beträchtliche Summe gespendet. Sie hatte nichts Schlimmes darin gesehen und wie alle anderen geglaubt, es sei zum Besten der Kinder. Sie konnte sich nur noch an den Namen des Paares erinnern, der Name der Kirche fiel ihr nicht mehr ein. Louisa hatte ihm dann weitergeholfen.
    Während er kalt duschte, dachte Harry über seinen Traum nach. Es überraschte ihn nicht sonderlich, daß die schwarze Frau im Traum seinen Vater angebrüllt und dieser sich ungerührt gezeigt hatte.
    Schließlich hatte auch er es für das Beste gehalten. Harry spürte, daß er demjenigen, der ihm als nächstes mit diesem Spruch käme, vermutlich eine Ohrfeige verpassen würde. Immerhin hatte Connie das ebenso empfunden wie er. Wenn sie nur verstehen könnte, warum er sich verpflichtet fühlte, die Jungen zu suchen. Er stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. Ihm war klar, daß er nur dann aufbrechen konnte, wenn Connie dem zustimmte. Sie hatte sich nach ihrem damaligen Streit nie wieder beklagt, weder über den Umzug nach Tirrabee noch über ihren geänderten Lebensstil. Für seine Reise nach Springfield hatte es einen triftigen Grund gegeben, doch konnte er sie noch einmal auf dieser abgelegenen Farm allein lassen? Hatte er überhaupt das Recht dazu?
    Am nächsten Tag führte er Jack Ballard über den Besitz, und Connie schüttete unterdessen Clara Nugent ihr Herz aus. Bei mehreren Tassen Tee lauschte diese fasziniert der Geschichte, und unterbrach Connie mit zahllosen Fragen, die diese bereitwillig beantwortete.
    Dann verkündete sie: »Es reicht. Warum sollte mein Ehemann noch mehr Zeit darauf verwenden, diese dummen Situationen zu bereinigen, in die seine Familie ständig gerät? Stell dir vor, wie furchtbar dieser Ritt nach Springfield für ihn gewesen sein muß, und dann trifft er seinen Neffen quietschfidel an.«
    »Das hat sich doch

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