Sterne im Sand
lachte Connie. »An dieses Zeug glaube ich nicht.«
Jack nickte. »Mag sein, aber bei den Schwarzen genießen sie großes Ansehen.«
»Sie wissen viel über Mutter Natur, von dem wir keine Ahnung haben.«
Connie ergriff seine Hand. »Wenn du es sagst, Liebling. Erzähl weiter. Du hast also mit diesem alten Burschen gesprochen, bevor du Nioka gefunden hast. Was ist so seltsam daran? Er wußte offenbar, daß sie da war und Teddy bei sich hatte.«
»Wahrscheinlich«, gab Harry zu, doch damals war es ihm nicht so erschienen. Er kam nun zum wichtigsten Teil der Geschichte, der Connie vermutlich nicht gefallen würde: dem Schicksal der schwarzen Kinder.
Er berichtete ausführlich von seinen Gesprächen mit Moobuluk, der Sorge des alten Mannes um die vermißten Jungen, seiner Angst, die anderen Kinder könnten auf die gleiche Weise spurlos verschwinden.
Jack zündete seine Pfeife an. »Da brat mir einer ’nen Storch. Deshalb ist die Horde also so plötzlich aufgebrochen. Sie haben kein Wort darüber verloren.«
»Sie hatten Angst.«
»Wie traurig«, sagte Connie mitfühlend. »Die armen Eltern. Stell dir vor, jemand würde uns das Kleine wegnehmen.«
»Unseren Sohn«, sagte Harry geistesabwesend.
»Du bist mir vielleicht einer! Woher willst du wissen, daß ich einen Sohn bekomme? Genausogut könnte es ein hübsches Mädchen werden.«
»Und Minnie hat sich umgebracht?« fragte Jack bestürzt.
»Ja. Deshalb ist Nioka auch zurückgekommen. Sie sucht nach ihrem Sohn und den beiden anderen Kindern. Sie ist stärker als die anderen und will sie um jeden Preis wiederhaben. Genau wie Moobuluk.« Er holte tief Luft. »Ich mußte ihm versprechen, sie zu suchen.«
»Wieso denn gerade du?« fragte Connie.
»Woher soll ich das wissen? Vermutlich, weil ich gerade zur Stelle war. Zur rechten Zeit am rechten Ort.« Er wirkte gereizt, da er lieber nicht über dieses Thema gesprochen hätte. »Ich schätze, es war eine Art Handel. Die Jungen gegen Teddy.«
»Hat er dir gedroht?« wollte Jack wissen.
»Nein.«
Doch Connie gab sich damit noch nicht zufrieden. »Als du Nioka gefunden hast, war sie schon dabei, Teddy zurückzubringen. Sie hat deine Hilfe eigentlich nicht gebraucht. Wie du sagtest, ist sie eine starke Frau und hätte ihn sicher heimgebracht.«
»Und Teddy niemals etwas zuleide getan«, fügte Jack hinzu.
»Ich glaube, er hat dich reingelegt, Harry. Dieser alte Windhund wußte, daß sie ihn zurückbringen würde, und hat dich unter Druck gesetzt, solange er es noch konnte.«
Harry war klar, daß das so nicht stimmte, doch es hatte keinen Sinn, dies erklären zu wollen. Also wandte er sich einem unverfänglicheren Thema zu. »Ich habe es nicht nur Moobuluk versprochen, sondern auch Nioka. Ihr dürft nicht vergessen, daß sie Teddy das Leben gerettet hat. Rupe und Cleo haben ihn in den Fluß fallen lassen, und er wäre zweifellos ertrunken, wenn Nioka nicht gewesen wäre. Wir stehen tief in ihrer Schuld.«
»Victor und Louisa stehen in ihrer Schuld«, korrigierte Connie. Sie begann allmählich zu verstehen, was vorgegangen war, und wandte sich an Jack. »Verzeihen Sie, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber weshalb sind Sie hier? Nur zu Besuch?«
»Nein. Harry hat gesagt, er braucht mich, weil er eine Weile weg muß …«
Hilfesuchend sah Jack zu Harry hinüber, da er nichts Genaueres über dessen Pläne wußte.
»Du willst schon wieder weg?« fragte Connie vorwurfsvoll.
»Es geht nicht anders. Ich muß die Kinder suchen.«
»Wieso denn du? Du hast damit doch nichts zu schaffen, Harry. Du warst nicht einmal dabei, als dieser Geistliche und seine Frau sie mitgenommen haben. Dich trifft keine Schuld. Victor, Louisa und deine Mutter sind dafür verantwortlich, laß sie doch nach ihnen suchen.«
»Sie hielten es damals für das Beste«, sagte Jack schuldbewußt.
»Das Beste?« stieß die werdende Mutter hervor. »So etwas habe ich ja noch nie gehört. Man holt Kinder von ihren Müttern weg und bringt sie in irgendein entsetzliches Waisenhaus. Gibt es nicht schon genügend echte Waisen in diesem Land? Soweit ich weiß, werden sie auch nicht allzu gut behandelt.«
»Da steckt nun einmal die Regierung hinter«, erklärte Jack. Harry ließ die beiden diskutieren. Er hatte Victor ohne nähere Angabe von Gründen gebeten, ihm den Vormann für eine Weile zu überlassen, und sein Bruder hatte seiner Bitte nur zu gern entsprochen, da er Harry nach wie vor als einen von Teddys Rettern betrachtete.
Auch Jack
Weitere Kostenlose Bücher