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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sich einluden. Glücklicherweise nicht allzu oft, wie er in Gedanken hinzufügte. Die Sonntagsnachmittagstees bei ihnen waren allein schon deshalb fürchterlich, weil er sich die Vorträge des Richters über die Sünden der heutigen Jugend anhören mußte. Außerdem war er geizig, mehr als drei Pence waren bei ihm nicht zu holen, während Grandpa Winters ihm immer zehn Shilling zusteckte. Nanny übrigens auch, dachte er grinsend.
    Dennoch langweilte es ihn, sich jedesmal die gleichen Fragen gefallen lassen zu müssen, während sich die Jungs in der Schule beim Sport austoben durften. Andererseits gingen sie mit ihm in schicke Restaurants, wo er essen konnte, bis er platzte. In der Schule konnte er dann genüßlich jedes Fitzelchen, das er gegessen hatte, bis ins letzte Detail beschreiben und seine Freunde damit ärgern, vor allem die Desserts: Regenbogeneis, dreistöckige Schokoladentorten mit zentimeterdicker, auf der Zunge zergehender Glasur und Tonnen von Schlagsahne.
    Dabei fiel ihm ein, daß er sich beeilen mußte. Er verließ das Geschäft, in dem er die allerneuesten Fahrräder bewundert hatte, und legte einen Schritt zu. Richter Walker ging wie selbstverständlich davon aus, daß er nach der Schule Jura studieren würde, auch Grandpa Winters sähe es gern. Sie hatten sogar seinen Vater bedrängt, ihm in diesem Sinne zuzureden, doch Victor war der Ansicht, er solle selbst entscheiden.
    »Und ob«, sagte Teddy zu sich. Er ging jedem Streit mit dem zänkischen Richter wohlweislich aus dem Weg, denn die Zeit im Internat hatte ihn gelehrt, den Mund zu halten, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. In Richter Walkers Haus hatten Kinder ohnehin nur höflich zuzuhören und zu allem ja und amen zu sagen. Doch insgeheim schmiedete Teddy eigene Pläne. Sobald er die Schule beendet hätte, wollte er nach Springfield heimkehren. Er wußte, er gehörte dorthin, und war bereit, bei Null anzufangen und sich vom Viehhüter hochzuarbeiten.
    Sein Vater würde zweifellos sehr glücklich darüber sein, auch wenn er ihn nie gedrängt hatte, weil er selbst vom alten Grandpa Austin seinerzeit so unter Druck gesetzt worden war. Er vermied es sogar, mit ihm über seine Zukunft zu sprechen, was Teddy zunächst sehr enttäuscht hatte, bis Onkel Harry ihm die Zusammenhänge erklärte. Außerdem war Victor kein Mann großer Worte, neigte nicht zu langen Diskussionen und haßte Auseinandersetzungen. Er wollte für seinen Sohn einfach nur das Beste.
    »Du sollst tun können, was
du
willst«, hatte Harry gesagt. »Aber natürlich liegt es ihm am Herzen, laß dich durch seine Schweigsamkeit nicht täuschen.«
    Teddy mochte Onkel Harry gern; bei ihm gab es immer was zu lachen. Er bat den Schulleiter nie um Erlaubnis für einen Besuch, sondern tauchte einfach gelegentlich auf dem Schulhof auf, wenn er in der Stadt war. Dann brachte er eine Riesendose Karamelbonbons oder Kekse mit und steigerte damit noch die Beliebtheit seines Neffen bei seinen Kameraden.
    Teddy registrierte es mit einem Grinsen.
    Harry glaubte ebenfalls, daß Teddy nach Springfield gehörte und diesem Weg folgen sollte, wenigstens für ein paar Jahre. »Und was kommt danach?« hatte Teddy überrascht gefragt. »Dann gehst du wieder zur Schule. In Victoria eröffnet demnächst eine landwirtschaftliche Fachschule, das Dookie-College. Heutzutage mußt du mehr über Schafzucht wissen, als irgendein Viehhüter dir beibringen kann. Arbeite ein paar Jahre in dem Beruf und lerne dann, wie man eine Farm richtig führt.«
    »Warum kann ich nicht direkt von der Schule aus hingehen?«
    »Weil du auf einer leeren Wiese sitzen würdest. Sie fangen gerade erst an zu bauen. Außerdem kann es nicht schaden, wenn du dir erst einmal ein paar praktische Kenntnisse aneignest. Du bist zwar auf Springfield aufgewachsen, weißt aber so gut wie gar nichts von der Arbeit auf einer Farm.«
    Das also war sein Plan.
    »Soll ich an meinen Vater schreiben und ihm davon berichten?« hatte er Harry gefragt.
    »Ja, dann fühlt er sich besser und wird höllisch stolz auf dich sein. Aber du solltest dich mehr um die Schule kümmern. Wie ich höre, sind deine Zeugnisse höchstens mittelmäßig. Du wirst wie ein Trottel dastehen, wenn dich das Dookie-College nicht aufnimmt. Der Andrang wird groß sein, und sie nehmen sicher nur die Besten.«
    Zur großen Überraschung seiner Lehrer entwickelte sich Teddy Broderick nach diesem Gespräch zu einem Büffler sondergleichen. Der Gedanke an die zahlreichen Abenteuer,

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