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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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da er sie als Zeichen dafür hielt, daß sie bei Gott in Ungnade gefallen war.
    Er hatte im Namen des Herrn verlangt, daß sie niederkniete und Armut und Demut schwor. Wie immer hatte Amy sich danach besser gefühlt und die schäbige Umgebung als Teil ihrer Pflichterfüllung akzeptiert. Sie bewunderte Tom, der sich nie beklagte, für seine stoische Haltung.
    Nun mußte sie allerdings zugeben, daß der Aufenthalt in diesem prächtigen Haus sie verunsichert hatte. Als Mrs. Broderick sie nach ihrem Heim gefragt hatte, war ihre Antwort frei von jeder Demut gewesen. Ihren Worten zufolge wohnten sie in dem schmucken Vorort Hamilton und nicht in einer schäbigen Gasse in der Innenstadt. Tom hatte ihre Lüge zum Glück nicht gehört.
    »Wie nett«, hatte Mrs. Broderick geantwortet. »Hamilton ist sehr hübsch am Fluß gelegen. Ich habe selbst oft davon geträumt, dort zu wohnen.«
    Seufzend sah Amy zu, wie Tom die Pferde einspannte. Es war nur eine kleine Lüge gewesen.
    Als ein Mann sie von hinten am Arm berührte, schrak sie zusammen.
    »Entschuldigung, Missus, ich bin der Lagerverwalter. Mrs. Broderick sagt, die sind für Sie. Soll ich sie in den Wagen packen?«
    Er wies auf zwei Kartons.
    »Was ist da drin?«
    »Kinderkleidung. Decken. Spenden für Ihre Organisation.«
    »Oh, vielen Dank. Stellen Sie sie bitte in den Wagen.« Sie rief Tom zu: »Sieh mal, Mrs. Broderick hat uns Kleider gegeben.«
    »Wir haben ihre Kleider nicht nötig«, versetzte er in scharfem Ton, da er sie falsch verstanden hatte. »Laß nur, ich sehe sie mir gleich an. Steig ein, Amy, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Sie nahm auf dem Bock Platz, zog das Band ihrer Haube fest, spannte den Sonnenschirm auf und setzte ein tapferes Lächeln auf. Der Wagen fuhr langsam zum Vordereingang, wo Tom anhielt, die Zügel festband und hinuntersprang.
    »Du bleibst hier. Ich sehe zu, daß ich Mrs. Broderick auftreibe, damit wir uns von ihr verabschieden können.«
    Die Herrin des Hauses kam als einzige heraus, um ihnen Lebewohl zu sagen, was Amy als Kränkung empfand. Charlotte schüttelte Tom die Hand und wollte gerade zu Amy gehen, als zwei Reiter den Hügel heraufpreschten.
    »Gott sei Dank!« rief sie. »Da kommen Rupe und der Arzt!« Sie zögerte, als wolle sie noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. »Gute Reise, Mrs. Billings. Ich muß mich beeilen. Auf Wiedersehen.« Mit diesen Worten hastete sie den Reitern entgegen.
    »Kein Grund für uns, länger hierzubleiben«, sagte Tom und stieg auf. »Los geht’s!«
    Er ließ die Zügel knallen, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Bevor sie auf der kreisförmigen Auffahrt den Schatten der Bäume erreichten, lenkte Tom den Wagen auf einen Weg, der über die Koppel zu einem Seitentor führte. Amy öffnete und schloß das Tor, und sie fuhren durch den Busch zum Lager der Schwarzen. Es war an der Zeit, die Kinder zu holen.
     
    Im Lager war es ruhig. Die Sonne war vor vier Stunden aufgegangen, der Tag hatte für die Schwarzen längst begonnen. Die alten Männer hatten sich unter ihrem Lieblingsbaum versammelt, die Frauen liefen geschäftig umher oder hockten in Gruppen zusammen, während sie das Essen zubereiteten oder mit flinken Fingern Netze zum Fischen flochten. Rechts von dem schmalen Weg, der sich durch das Lager schlängelte, spielten einige Kinder. Lachend und kreischend schwangen sie sich an einem Seil über den Fluß und ließen sich ins Wasser plumpsen.
    Die meisten jüngeren Leute, darunter auch Nioka, hatten sich im stetig schwindenden Buschland auf Nahrungssuche begeben.
    Alle wußten, daß der Boß krank geworden war. Freundlich, wie sie waren, sorgten sie sich um ihn und schickten ihre Kinder an diesem Tag nicht zu Teddy ins große Haus. Nioka vermutete, daß Minnie den kleinen Jungen schon herbringen würde, wenn er sich einsam fühlte. Hier konnten die Kinder beim Spielen so viel Lärm machen, wie sie nur wollten, und Teddy liebte das sehr.
    In der Zwischenzeit genoß sie die Tage, an denen sie mit ihren Freunden Meile um Meile umherwandern, mit ihrem Stock Wurzeln ausgraben, das Land erforschen konnte. Im Busch gab es immer etwas Neues zu entdecken.
    Die Leute, die im Lager geblieben waren, sahen den Mann und die Frau kommen. Sie wußten, daß es der Betmann und seine Missus waren. Sie senkten den Blick und schenkten ihnen keine Beachtung. Oft verirrten sich weiße Leute ins Lager und schnüffelten herum, blieben aber für gewöhnlich nicht lange.
    Tom sah sich um und

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