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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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geräumige, weiß geflieste Badezimmer. Er freute sich immer, in dieses Haus zu kommen, und war dankbar, nicht gleich wieder den Heimritt antreten zu müssen. Morgen würde er noch einige Hausbesuche in der Umgebung machen, wenn er schon einmal hier war.
    Schade, daß Austin krank war. Er hätte nichts einzuwenden gehabt gegen ein anständiges Kartenspiel mit den Brodericks. Oder eine Partie Billard. Aber der Billardtisch stand leider im Krankenzimmer.
    Er seufzte. Austin und Charlotte waren schon ein seltsames, da so ungleiches Paar: Broderick war groß, gutaussehend, dominant, dabei aber ein guter Gesellschafter, seine Frau dagegen linkisch, wenig attraktiv. Häßlich wäre zuviel gesagt, eher unscheinbar, mit knochigem Gesicht, karottenrotem Haar und unregelmäßigen Zähnen. Mrs. Broderick war eine stille Frau, die im Schatten ihres Mannes stand, aber als ausgezeichnete Hausfrau galt. Springfield verdankte ihr viel.
    Tennant wußte von Gerüchten über Broderick und eine andere Frau, die ihn nicht überraschten. Früher hatte Austin es wild getrieben, wenn er fern von der Farm und seiner Ehefrau war. In letzter Zeit munkelte man etwas über eine Frau in Brisbane, deren Namen allerdings niemand kannte.
    Der Arzt stieg aus der Badewanne. Vielleicht gehörte das alles auch nur zum Mythos des unbesiegbaren Austin Broderick.
    In seinem Schlafzimmer wartete bereits ein Tablett auf ihn. Tennant stürzte sich hungrig auf die Sandwiches mit Corned Beef, die warmen Käse-Scones mit Butter und den frisch aufgebrühten Tee.
    »Ich muß schon sagen, diese Squatter wissen zu leben«, murmelte er. »Ich hätte damals selbst hier draußen Land pachten sollen.«
    Er verschlang ein Sandwich mit süßen Pickles und spann den Gedanken weiter. Wenn das Gesetz über den freien Landbesitz durchkam, könnte er sich eine Weide leisten, sie mit Vieh bestücken und einen Verwalter einstellen. Das war schon eine Überlegung wert. Wie es hieß, konnte man dieses hervorragende Weideland hier bald für einen Spottpreis erwerben.
     
    Am späten Nachmittag wachte Austin auf und fand sich in einem fremden Bett wieder, das zudem nicht in seinem Schlafzimmer stand. Einen Moment lang glaubte er, man habe ihn ins Krankenhaus gebracht. Dann ließ er die Blicke durch den Raum wandern und entdeckte zu seiner Beruhigung das Glitzern einer Messinglampe neben hohen Bücherregalen. Sie hatten ihn unten, in seinem Reich gelassen. Sehr gut, denn oben wäre er völlig abgeschnitten von der Welt gewesen.
    Er versuchte, jemanden herbeizurufen. Man sollte die Vorhänge öffnen, außerdem brauchte er eine Tasse Tee, um den unangenehmen Geschmack im Mund zu vertreiben. Doch seine Lippen zuckten nur, und seine Zunge reagierte auch nicht. Die gutturalen Laute, die er ausstieß, ängstigten ihn.
    Wie wahnsinnig versuchte er, sich an Tennants Worte zu erinnern. Was hatte er doch gleich gesagt? Ein Schlaganfall. Vorübergehende Behinderungen. Sprache. Der Arm. Und Jesus, das verdammte Bein ebenfalls! Hoffentlich war das alles wirklich kein Dauerzustand, denn er hatte nicht vor, den Rest seiner Tage untätig und bewegungslos wie ein Stück Holz zu verbringen.
    Mit ungeheurer Mühe zog er sich in eine sitzende Position, überrascht, daß ihm dabei der Schweiß ausbrach; doch er kämpfte weiter, bis er auf der Bettkante saß, die Füße auf dem Boden.
    Das sollte für den Anfang genügen, sagte er sich. Als er es sich wieder bequem machen wollte, stieß er den Nachttisch um, und Medizinflaschen, Gläser und ein Wasserkrug krachten zu Boden.
    Die Tür flog auf, und Minnie, die offensichtlich vor der Tür gewacht hatte, stürzte herein.
    »Was los, Boß?« schrie sie. »In Ordnung?«
    Seine Warnung vor dem Glas auf dem Boden kam zu spät. Der laute Schrei des barfüßigen Mädchens verriet ihm, daß es bereits hineingetreten war.
    Austin konnte nur wie betäubt dasitzen, während Minnie zum Fenster humpelte und die Vorhänge öffnete, damit sie den Splitter aus ihrem Fuß ziehen konnte. Sie hinterließ eine Blutspur auf dem gebohnerten Boden.
    »Au, au!« schrie sie, als sie den Splitter herauszog. Dann hüpfte sie zur Tür.
    »Ich holen Besen.«
    Austin schüttelte den Kopf. Typisch Minnie. Wenn schon jemand Pech haben mußte, dann immer sie.
    Charlotte hatte Minnies Schreie gehört und kam herbeigelaufen. Sie machte viel Aufhebens um die Sache, befahl ihm, sich wieder hinzulegen, rief nach dem Arzt und wirkte insgesamt noch aufgeregter als das schwarze Mädchen. Er

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