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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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anständig. Im Gegensatz zu vielen anderen Squattern. Gut, daß er den Kindern eine Ausbildung ermöglicht. Bin selbst nie zur Schule gegangen.«
    Seine Frau war dankbar für Amys Anwesenheit. »Machen Sie sich keine Sorgen, im Busch brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Wir bringen Sie und die Kinder sicher in die Stadt, und von da müssen sie immer nur geradeaus nach Brisbane fahren.«
    Sie mochte die schwarzen Kinder und heiterte Jagga soweit auf, daß man ihn nicht mehr an den Wagen binden mußte. Die Jungen konnten abwechselnd auf ihrem Rollwagen mitfahren, und ihr Mann hob dann und wann einen von ihnen auf sein Pferd, wo er vor ihm sitzen und mitreiten durfte. Dieses Privileg genossen die kleinen Burschen sogar noch mehr als die Karamellen, die die Frau des Treibers für sie machte.
    Obwohl die Männer den Bekehrungsversuchen des Reverend eher zynisch gegenüberstanden, stieß sich die Frau nicht an Amys ständigen Anrufungen des Herrn. Sie genoß einfach nur die weibliche Gesellschaft.
    Wäre ein erzürnter Vater auf diese Gruppe aus sechs Männern und zwei Frauen gestoßen, hätten sie ihn wohl kaum mit Schußwaffen bedroht, sondern einfach mit ihren Viehpeitschen davongejagt. Sie hätten nur gelacht über den Schwarzen, dieses Relikt aus der Vergangenheit.
     
    Minnie war nicht nach Arbeit zumute. Sie war untröstlich und geschwächt vom pausenlosen Weinen. Nacheinander lauerte sie Victor, Rupe, der Missus und sogar Louisa auf, erhielt aber stets die gleiche Antwort: Keine Sorge, Bobbo geht es gut.
    Als größte Enttäuschung erwies sich dabei Hannah. Minnie trieb sich in der Küche herum und flüsterte Hannah zu, sie solle ihr ihren Jungen wiederbringen. Obwohl sich die Köchin mitfühlender als die anderen gezeigt hatte und Minnies nagende Sorge verstand, konnte auch sie ihr nicht helfen. Sie ermutigte sie, ihre Arbeit wiederaufzunehmen, stieß aber auf hartnäckigen Widerstand.
    Dann war da noch Nioka, die gegen Minnie wütete. »Geschieht dir recht. Du hast immer gesagt, sie seien deine Freunde. Jetzt sieh dir an, was sie getan haben. Dein Junge ist weg. Haben sie dir gesagt, wann sie unsere Kinder zurückbringen? Nein! Wahrscheinlich nie. Wir sehen sie nie wieder. Das hast du nun davon, daß du dich bei ihnen lieb Kind gemacht hast. Alles nur deine Schuld.«
    Minnie starrte auf den Fluß hinaus. Wenn es stimmte, daß sie ihren lachenden Bobbo nie wiedersehen würde, hatte ihr Leben seinen Sinn verloren. Ebensogut konnte sie sich in den Fluß stürzen und ertrinken. Diese Trauer war schlimmer als der Tod.
    Dann entdeckte sie den dreibeinigen Dingo, der über die abgeschliffenen Steine in der Flußbiegung auf sie zukam. Sie sprach ihn an.
    »Was machst du hier, du armer Kerl? Hast du dich verlaufen?«
    »Nein«, erklang eine Stimme zwischen den Bäumen hinter ihr, und der alte Moobuluk stakste auf seinen knochigen Beinen hervor.
    Minnie erkannte ihn auf Anhieb. Bestimmt war niemand auf der ganzen Welt so alt wie Moobuluk. Doch sie war zu niedergeschlagen, um irgendwelches Interesse dafür aufzubringen, daß der Zauberer wieder bei ihnen aufgetaucht war. Er kam zu spät.
    »Warum weinst du, kleines Mädchen?« fragte er. Die Anrede ärgerte sie. Sie war kein kleines Mädchen, sondern eine erwachsene Frau. Alles und jeder gingen ihr auf die Nerven. Sie hatte ihren Sohn im Stich gelassen, doch ihre Leute hatten wiederum sie im Stich gelassen, und nun kam dieser alte Mann … was sollte er ihnen jetzt noch nützen? Er hätte zum richtigen Zeitpunkt hier sein sollen, wo er hingehörte.
    Er ging im Kreis um die Steine herum und tastete sich mit Hilfe seines Stocks das glitschige Ufer hinunter, bis er im seichten Wasser stand und sich die Füße kühlen konnte. »Ah«, seufzte er, »schon besser. Meine Füße haben vielleicht gebrannt. Ich glaube, die Sohlen nutzen sich allmählich ab.« Er sah sie an und lachte gackernd. »Glaubst du, der Boß schenkt mir ein Paar Stiefel, wie er sie trägt?«
    Minnie zuckte nur die Achseln. Der Hund, der sich auf einem glatten Felsen niedergelassen hatte und die Zunge aus der Schnauze hängen ließ, schien bei Moobuluks Frage lächeln zu müssen.
    »Ich habe immer geglaubt«, sagte der alte Mann an den Hund gewandt, »daß die Weißen schwach seien, weil sie Stiefel tragen müssen, doch inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Was beweist, daß man nicht immer recht haben kann.«
    Seine krächzende, alte Stimme und die triviale Unterhaltung forderten Minnie schließlich

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