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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schon die Innenstadt erreicht. Endlich gelang es ihm, eine Droschke anzuhalten. Seine Geduld war jetzt unwiderruflich zu Ende. »Ich nehme dich nicht mit zu mir nach Hause, kapier das endlich. Wo soll ich dich also absetzen?«
    »Nirgendwo! Auf der Straße! Mir ist alles egal.«
    »Sei vernünftig, Connie. Wohin willst du fahren? Soll ich dich zu deinen Eltern bringen? Du kannst dir doch irgendeine Geschichte für sie ausdenken.«
    »Nein!« kreischte sie. »So, wie ich aussehe! Mein Vater würde geradewegs zu Harry fahren. Wenn er hört, was passiert ist, möchte ich lieber deiner Mutter als ihm gegenübertreten müssen.«
    »Dann lasse ich mich von dieser Droschke jetzt nach Hause bringen, und du kehrst damit anschließend zu Harry zurück.«
    Connies Tränen waren inzwischen versiegt. »Harry hatte recht.« Sie spie die Worte förmlich aus. »Du bist ein Schwein! Ein verdorbenes, dreckiges Schwein! Bring mich nach Wickham Terrace.«
    »Wer wohnt da?«
    »Fern Broderick.«
    »Harrys Tante?«
    »Was geht es dich an.«
     
    Nur Austin und Bonnie wußten, daß sich Fern ab und an in ihrem Salon einen edlen Stumpen ansteckte. Tatsächlich hatte Austin ihr eine Kiste davon selbst gekauft. Justin, der weniger Humor besessen hatte als sein Bruder, wäre entsetzt gewesen.
    Nun saß sie rauchend am Schreibtisch und dachte noch immer über das Problem Harry Broderick nach. Allmählich rückte sie von der impulsiven Idee einer Reise nach Springfield ab, da Charlotte ihren letzten Brief nicht beantwortet hatte. Über dem Schreibtisch hing ein Porträt der Brüder, auf dem sie sehr ernsthaft und unpersönlich wirkten. Justin saß, und Austin, der neben ihm stand, hatte die Hand auf seine Schulter gelegt.
    Fern staunte noch immer darüber, daß beide Brüder sich in sie verliebt hatten. Sie vermißte sie schrecklich.
    Fern warf einen liebevollen Blick auf Austin in seinem hochgeschlossenen Anzug und dem steifen Kragen. »Was kann ich tun? Du würdest natürlich sagen, ich solle mich nicht um Konventionen scheren und einfach nach Springfield kommen. Du wärst beleidigt, wenn ich es nicht täte. Aber was dann? Du hast oft genug mit mir über Harry gesprochen … Wie könnte ich dir seine Situation verschweigen? Ich kenne dich, Austin Broderick. Egal, was die Ärzte sagen, du würdest es nicht schätzen, wenn ich mit Victor anstatt mit dir darüber redete.«
    Natürlich würde er sich aufregen, wenn man etwas hinter seinem Rücken tat, doch sein Zorn träfe nicht sie, sondern Victor. Austin mußte einfach alles wissen, was innerhalb der Familie vor sich ging.
    »Ach, ich weiß nicht«, seufzte sie. »Vielleicht sollte ich doch erst mit Harry sprechen. Möglicherweise habe ich die ganze Unterhaltung mißverstanden und übertreibe nun alles.«
    Gerade als sie die Zigarre ausdrückte, klopfte es an der Haustür. Wer konnte das sein – zu dieser späten Stunde und vor allem bei solch einem Wetter? Sie wedelte schuldbewußt mit den Armen durch die Luft, um den Tabakrauch zu vertreiben, und schloß rasch das Rollpult.
    Besorgt ging sie zur Tür, denn sie fürchtete einen Telegrammboten mit schlechten Nachrichten. Ihr erster Gedanke galt Austin. Hatte er etwa einen weiteren Schlaganfall erlitten? War er vielleicht gar gestorben? Lieber Gott, nur das nicht!
    Erregt riß Fern die Tür auf, sah sich aber nicht wie erwartet einem ernst dreinblickenden Telegrammboten gegenüber, sondern vielmehr einer zierlichen, barfüßigen Frau, die bis auf die Haut durchnäßt war.
    Zum zweiten Mal an diesem Abend sah sich Connie einem Menschen gegenüber, der sie ungläubig anstarrte. Sie nicht erkannte, weil sie nichts mehr von der verwöhnten, modebewußten Dame der Gesellschaft an sich hatte.
    »Ja, bitte?« fragte Fern ebenso erleichtert wie irritiert.
    »Laß mich um Himmels willen herein«, zischte die durchnäßte Frau. Fern starrte sie mit offenem Mund an, als sie sich an ihr vorbei in die erleuchtete Diele drängte. Die schwarzen Haare klebten ihr am Kopf, und das Kleid war beinahe durchsichtig.
    »Guter Gott, du bist es, Connie!«
    Bei diesen Worten fiel Connie ihr weinend um den Hals. Aus ihrem Mund drangen zusammenhanglose Sätze, die keinen Sinn ergaben.
    »Schon gut, Connie, beruhige dich. Du bist in Sicherheit. Was ist denn nur mit dir geschehen, Kleines? Ich rufe Bonnie. Du mußt unbedingt die nassen Sachen ausziehen, bevor du dir eine Erkältung holst. Bei diesem Wetter draußen herumzulaufen!«
     
    Nach einem heißen Bad schlüpfte

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