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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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an ihnen vorbei. »Ich will Tee und ein Sandwich. Im Speisezimmer.«
    Er zog sich um, wusch sich, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich zu rasieren. Ohne das Hausmädchen zu beachten, das in der Diele Holzsplitter aufkehrte, ging er ins Speisezimmer. Er brauchte etwas zu Essen, um zu Kräften zu kommen, um wieder klar denken zu können.
    Nach dem Frühstück zog er sich in den Salon zurück und ließ sich dankbar auf das Sofa sinken. Bald war er eingeschlafen. Das Hausmädchen weckte ihn einige Zeit später und wich angesichts seiner schlechten Laune erschrocken zurück.
    »Geh weg! Was willst du von mir?«
    »Ein Gentleman möchte Sie sprechen, Sir.«
    »Hab’ ich dir etwa erlaubt, jemanden hereinzulassen?«
    Sie zuckte zusammen. »Sie haben aber auch nicht ausdrücklich das Gegenteil gesagt, Sir. Er ist erst in der Diele, ich kann ihn also noch wegschicken.«
    Als Harry den Mann sah, wurde ihm wieder übel. Es war einer von Ned Lyons’ Schlägern und überbrachte seine Botschaft ohne Umschweife.
    »Mr. Broderick, Sir, Mr. Lyons schickt mich. Ich soll Ihnen ausrichten, daß Sie morgen nicht wetten können, wenn Sie nicht heute Ihre Schulden begleichen. Er sagt, Sie können mir das Geld jetzt geben, und ich bringe es ihm. Dann gibt es keine Probleme mehr.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Mir geht es nicht gut. Ich kann jetzt nicht nachdenken.«
    »Das sehe ich, Sir«, erwiderte der Mann ungerührt. »Aber was soll ich Mr. Lyons sagen?«
    »Überhaupt nichts. Kommen Sie heute nachmittag wieder.«
    »Um welche Zeit, Sir?«
    »Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal? Irgendwann halt.«
    »Gut, also um drei.« Der Mann setzte die Kappe auf, nickte Harry zu und verschwand.
    »Jesus!« Harry wollte in den Salon zurückkehren, doch das Mädchen vertrat ihm den Weg. »Ich weiß nicht, womit ich im Schlafzimmer anfangen soll, Sir.«
    »Dann fang eben nicht an!« brüllte er. »Verschwinde! Geh nach Hause! Tu, was du willst!«
    Sie warf ihren Besen weg. »Genau das mache ich jetzt auch. Ich komme morgen wieder, wenn die Missus da ist. Die Köchin weiß auch nicht, was sie tun soll.«
    »Kann sie nicht einfach das machen, was sie immer macht?« fauchte er.
    »Die Missus muß ihr erst sagen, was sie kochen soll. Sie kann doch keine Gedanken lesen.«
    Mit diesen Worten stampfte das Mädchen davon, und Harry kehrte auf sein Sofa zurück. Doch die drängenden Sorgen ließen sich nicht so einfach abschütteln.
    Irgendwann bemerkte er die ungewöhnliche Stille im Haus und stellte fest, daß sich sowohl Hausmädchen als auch Köchin verdrückt und ihn mit seinem Chaos allein gelassen hatten.
    Später klopfte es noch einmal an der Tür. Er schlich sich auf die Seitenveranda und sah zu seinem Erstaunen, daß Fern Broderick davorstand.
    »Was will sie bloß?« murmelte er vor sich hin. Er hörte sie noch mehrmals klopfen und dann auch seinen Namen rufen, war aber nicht in der Stimmung für ein Gespräch. Also verhielt er sich ruhig, bis sie aufgab und wegging.
    Die Nachwirkungen des Alkohols und seine elende Lage machten es ihm unmöglich, etwas Sinnvolles zu tun. So verharrte er weiter untätig im Haus. Am liebsten hätte er sich in einem Gästezimmer eingeschlossen und im Schlaf Zuflucht gesucht, doch es gab keine Schlösser an den Türen. Und Barrikaden aufzustellen, um Fremde fernzuhalten, hätte doch allzu unziemlich gewirkt.
    »Unziemlich«, schnaubte er. »Daß ich nicht lache! Im Augenblick muß dies wohl das unziemlichste Haus in der ganzen Stadt sein!«
    Aus lauter Angst vor weiteren Besuchern verkroch er sich im hinteren Teil des Hauses. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn die Nachbarn die nächtliche Ruhestörung der Polizei gemeldet hätten. Harry sah sich momentan außerstande, einem Polizisten gegenüberzutreten. Ihn überlief ein Schauder. Und wenn Connie nun mit ihrem Liebhaber zurückkehrte, um ihre Kleider zu holen?
    Dann traf er eine Entscheidung. Zum zweiten Mal an diesem Morgen kämpfte er sich durch das Durcheinander im Schlafzimmer und suchte ein Baumwollhemd, eine Arbeitshose, die Jagdjacke und seine Reitstiefel zusammen. Im Flur zog er sich um, ergriff seinen Hut und rannte über den Hof in die Gasse neben dem Haus. Von dort aus hatte er bald die Stallungen erreicht, in denen sein Pferd untergebracht war. Mit dem Tier am Zügel schlich er sich wieder zurück, räumte die Vorratskammer aus, packte einen Rucksack, rollte alles Notwendige zu einem Bündel, holte sein Gewehr und verließ das

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