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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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daß die Umwandlung der Ländereien in freien Grundbesitz eine ungeheure finanzielle Belastung für die Squatter nach sich ziehen würde. Noch mehr sorgte er sich aber um die unvermeidlichen Folgen dieser Umwälzung: Eine ganze Lebensweise würde untergehen, an der er sehr hing.
    Er kam an einigen Männern vorbei, die einander gratulierten. Der Grund war offensichtlich.
    »Schämt euch!« schnaubte er und stürmte weiter.
    Er hatte erwartet, Harry Broderick in seinem Büro vorzufinden. Dort wollte er ihn zur Rede stellen und eine Erklärung für seine Abwesenheit verlangen. Hatte er die Abstimmung verschlafen? War er betrunken oder gar krank geworden? Irgendeinen Grund mußte es doch geben.
    Doch in dem leeren Büro traf er nur auf einen wütenden Herrn, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte. »Guten Tag, Herr Richter«, sagte dieser. »Vielleicht können Sie mich über den Verbleib von Mr. Broderick aufklären.«
    Walker erkannte den Einpeitscher der Regierungspartei, dem es oblag, über die Abstimmungsdisziplin der Abgeordneten zu wachen und bei wichtigen Anlässen die Anwesenheit der Fraktionsmitglieder sicherzustellen. Der Tonfall des Mannes mißfiel ihm.
    »Anscheinend ist er nicht da. Niemand bleibt ohne guten Grund dem Parlament fern …«
    »Oder ohne es mir mitzuteilen«, unterbrach ihn der Mann grob.
    Der Richter fuhr fort: »Daher kann ich nur folgern, daß Mr. Broderick ein Unglück zugestoßen ist. Guten Tag, Sir.«
    Auf dem Heimweg suchte Walker noch einmal das Haus in Paddington auf, fand es jedoch verlassen vor. Er kam in übelster Stimmung heim und befahl seine Tochter umgehend zu sich.
    »Wo ist er?« stieß er hervor. »Der Kerl hat seine Pflichten vernachlässigt, so etwas dulde ich nicht. Verstehst du mich? Ich dulde es nicht!«
    »Ich weiß nicht, wo er ist«, antwortete Connie kleinlaut.
    »Vielleicht in seinem Club.«
    »Dann setzt du dich auf der Stelle hin und schreibst mir die Adressen seines Clubs und seiner Kumpane sowie seiner üblichen Aufenthaltsorte auf. Mein Diener wird ihn schon aufstöbern. Verstanden?«
    Connie stellte ihm eine Liste zusammen, wobei sie Sam Ritter geflissentlich ausließ, und überreichte sie ihm.
    »Das ist doch wieder typisch für ihn! Lauter Nichtsnutze und stadtbekannte Faulpelze. Wenn es nach mir geht, wird sich euer Lebensstil von Grund auf ändern. Ein derart abscheuliches Verhalten dulde ich nicht in meiner Familie. Und vor allem wirst du morgen in euer Haus zurückkehren. Ich denke nicht daran, zu allem Überfluß auch noch irgendwelche Ausreden für deine Anwesenheit hier zu erfinden. Und jetzt geh auf dein Zimmer.«
    Connie lief weinend zu ihrer Mutter. »Ich kann nicht zurück. Wenn er nun wieder um sich schießt?«
    »Der Richter weiß, was am besten ist. Er wird Harry tüchtig ins Gebet nehmen. Aber du kannst auf keinen Fall hierbleiben, sonst gibt es noch mehr Gerede.«

[home]
    5. Kapitel
    Alle hatten sie ihren Spaß beim Tanz im Wollschuppen. Junge und nicht mehr ganz so junge Leute waren über fünfzig Meilen geritten, um an dem alljährlichen Fest auf Springfield teilzunehmen. Da so viele Scherer zugegen waren, die sich nach den langen, harten Wochen entspannen wollten, herrschte akuter Frauenmangel. Viele junge Damen betrachteten dies jedoch als ausgesprochenen Vorteil und strömten jedes Jahr um diese Zeit von weither in die Häuser ihrer Freunde und Verwandten, die in der Nähe der Brodericks lebten. Andere nutzten die Gelegenheit zu einem Verwandtschaftsbesuch bei Bewohnern von Springfield oder den Verwaltern und Aufsehern seiner Außenposten, die Austin unterstanden. Letztere führten in ihren weitverstreuten Cottages ein einsames Leben und empfingen jeden Besucher mit offenen Armen. Zudem hatten junge Damen, die nach Springfield reisten, meist keine Mühe, Freundinnen als Mitreisende zu gewinnen, denn diese Veranstaltung rangierte auf der Skala wichtiger Feste gleich hinter Weihnachten. Romantik lag in der Luft.
    Victor hatte zunächst vorgeschlagen, die Besucherzahl im Rahmen zu halten, weil sie mit der Bewachung der Grenzen alle Hände voll zu tun hatten, doch als die ersten Gäste eintrafen, war diese Idee vergessen. Die Menschen erwarteten Gastfreundschaft, und Austin hatte nicht vor, mit dieser Tradition zu brechen. Mit Nachdruck stellte er klar, daß er trotz seiner Behinderung keineswegs ein Invalide war. Sein einziges Zugeständnis bestand darin, allein zu speisen, da ihm das Essen ohne fremde Hilfe noch immer

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