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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Haus.
    Beim Davonreiten fühlte Harry sich auf einmal frei und unbeschwert. Er ritt zum Fluß und folgte seinem Lauf durch die Vororte und weiter über die Buschpfade.
    Er ritt den ganzen Tag und behielt dabei den breiten, malerischen Fluß im Auge. Manchmal durchquerte er Ackergebiete, dann wieder unwegsames Buschland, bis er mit einem Seufzer der Erleichterung sein Ziel erreicht hatte.
    Hoch über dem Ufer mit Blick auf die nächste Flußbiegung, verborgen hinter Akazien, lag die kleine Holzhütte. Es war ein gottverlassener Ort, aber Harry liebte den Ausblick, den man von dort hatte. Deshalb hatte er die Hütte mit der Hilfe eines Arbeiters an dieser Stelle errichtet. Sie bot keinerlei Annehmlichkeiten, keinen Kamin, nicht einmal eine Fensterscheibe in dem einzigen Fenster. Obwohl er das Gebäude als Jagdhütte bezeichnete, jagte er hier nur selten, schoß nur dann und wann einen Buschtruthahn, um Abwechslung in seine Verpflegung zu bringen. Eigentlich zog er das Angeln vor. Sam Ritter war der einzige, den er je hierher mitgenommen hatte, und bei diesem einen Mal war es auch geblieben. Er wußte die Einsamkeit und Schönheit der Landschaft nicht zu schätzen, außerdem war er ein schlechter Angler.
    »Schlecht durch und durch«, stieß Harry zwischen den Zähnen hervor und zog den Riegel zurück.
    Hier war alles unverändert geblieben. Als die Hütte fertig war, hatte er die wichtigsten Dinge flußaufwärts mit dem Boot hergeschafft, denn es gab keinen richtigen Weg hierher. Die primitive Ausstattung reichte ihm völlig. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm, Tisch und Bänke waren aus rohem Holz gezimmert, der Schlafsack lag zusammengerollt in der Ecke. Erfreut stellte er fest, daß sein Angelzeug einsatzbereit war.
    Der ehrenwerte Parlamentsabgeordnete Harry Broderick reckte sich, lächelte und ging zu seinem Pferd zurück. An diesem Abend saß er unter den Sternen am Lagerfeuer, trank Rum und rauchte eine gute kubanische Zigarre. Vergeblich versuchte er sich durch das Rauschen des Flusses und die Geräusche im Busch ringsum zu entspannen – der Gedanke daran, irgendwann wieder nach Brisbane und zu all seinen Sorgen zurückkehren zu müssen, ließ ihn einfach nicht los.
     
    Am nächsten Morgen kamen Köchin und Hausmädchen und putzten die Diele, aber das Schlafzimmer ließen sie unberührt. Besorgungen konnten sie auch nicht machen, da sie weder Geld – der heutige Freitag war Zahltag – noch entsprechende Anweisungen erhalten hatten. Also räumten sie noch die übrigen Zimmer und die Küche auf und hinterließen auf dem Küchentisch einen Zettel mit der Nachricht, sie kämen am nächsten Tag wieder.
    Als sie das Haus auch am Samstag verlassen und unberührt vorfanden, fügten sie eine Notiz hinzu, in der sie ihren Lohn forderten. Ihnen war klar, daß es im Haushalt der Brodericks einen gewaltigen Zwischenfall gegeben haben mußte, was sie ungeheuer amüsierte, wenn man von der ausstehenden Bezahlung einmal absah. Sie hofften auf den Montag.
    Erst am Sonntag konnte Fern Connie dazu überreden, ihr Haus und damit auch Harry aufzusuchen, um die Probleme aus der Welt zu schaffen.
    »Ich begleite dich«, bot sie ihr an. Connie konnte ihr das Vorhaben nicht ausreden. Sie befürchtete, Fern könne von Harry die Wahrheit erfahren, brauchte andererseits jedoch dringend ihre Kleider. Schließlich konnte sie sich nicht ewig in Ferns Haus verbergen. Sie war entsetzt gewesen, als sie von Ferns vergeblichem Besuch in Padddington erfuhr. Wenn er nun zu Hause wäre und seiner Tante die ganze Geschichte erzählt hätte!
    Seltsam, daß das Hausmädchen ihr nicht die Tür geöffnet hatte. Beim Gedanken daran, daß jemand die Bescherung gesehen haben könnte, errötete sie vor Scham. Bald würde es die ganze Stadt wissen. Inzwischen hatte Connie die Episode mit Sam Ritter völlig verdrängt und gab nun einzig und allein Harry die Schuld an allem. Kein Wunder, wenn die Leute über sie klatschten – schließlich hatte ihr Mann Spielschulden und benahm sich wie ein Verrückter.
    Tapfer schritt sie auf das Haus zu. Bei jedem zweiten Schritt zerrte sie an dem viel zu langen Rock des Kleides, das Fern ihr geliehen hatte, und hielt die Augen starr geradeaus gerichtet, um die Blicke neugieriger Nachbarn nicht sehen zu müssen.
    Das Haus lag still da. Am Sonntag gab Connie dem Personal immer frei, da sie selbst meist ausging.
    »Da hat der Garderobenständer gestanden«, erklärte sie Fern, als sie die Diele betraten. »Ich

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