Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
versperrte.
Maddie freute es, dass das jemandem auffiel.
»Ich soll Würstchen und Püree bringen.« Er schob sich grinsend an Hannah vorbei.
Hannah warf die Haare in den Nacken. »Der Retter der armen Frauen?«
»Es wird ein paar Tage dauern, bevor jemand den Herd wieder in Gang bringt, also ist warmes Essen wahrscheinlich nicht so verkehrt.«
Hannah gab ein grunzendes Geräusch von sich.
Er ging hüstelnd zurück zur Tür. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie in Ruhe die Geheimnisse von Trevenen entdecken können. Falls Sie Hilfe brauchen sollten: Rufen Sie mich an. Ich arbeite meistens zu Hause.«
»Und was machen Sie da? Fledermäuse retten?«, fragte Hannah.
»Ich bin Architekt, aber nicht für Fledermaushöhlen.«
»Ich begleite Sie raus.« Obwohl Maddie wusste, dass sie nur vor dem Problem flüchtete, war sie dankbar für die Ablenkung. Ihr Blick fiel auf das Foto in der Diele.
»Mark?« Maddie blieb davor stehen. »Ist Daphne Penventon da drauf?«
Er trat neben sie. »Ich glaube, sie ist die Frau in der Mitte.« Er betrachtete das Bild genauer. »Wissen Sie wirklich nichts über sie?«
»Nein.«
»Sie sehen ja, dass sie schön war. Soweit ich weiß, hat sie viele Herzen gebrochen.«
Maddie nickte. »War sie verheiratet?«
»Nein.«
»Und warum nicht?«
Er sah sie an. »Ich glaube, sie hat ihren Verlobten im Krieg verloren.«
Obwohl die Frauen auf dem Foto nicht lächelten, meinte Maddie zu spüren, dass sie sie willkommen hießen. Ihr Finger zeichnete Daphnes Konturen nach, während sie ihr Alter auf dem Bild zu erraten versuchte. War Daphnes Herz zu diesem Zeitpunkt noch heil gewesen? Ach, noch einmal jung zu sein! Hätte Daphne sich auf denselben Mann eingelassen, wenn sie geahnt hätte, dass sie als alte Jungfer enden würde? Hatte man in solchen Dingen überhaupt eine Wahl? Alte Jungfer? Witwe? Maddie schloss die Augen. Hätte sie sich anders entschieden? Sie kannte die Antwort, aber leider ließ sich das Rad der Zeit nicht zurückdrehen.
Im hellen Licht der Sonne wirkte alles nicht mehr ganz so schlimm. Der Glimmer in den Granitmauern des Schweinestalls blendete sie. Dort drin hätte sie das perfekte Licht für ein Atelier, doch ohne Dach würde das ein Traum bleiben. Außerdem hatte das Haus Vorrang.
»Danke für Ihre Hilfe. Keine Ahnung, was wir ohne Sie gemacht hätten«, sagte Maddie zu Mark.
»Wahrscheinlich mir die Ausfahrt versperrt.«
Maddie lehnte sich lachend gegen seinen Geländewagen und spürte die Wärme des Metalls im Rücken. Warum fror sie? Es war doch ein warmer Tag.
»Danke noch mal.« Sie streckte ihm die Hand hin. Als sie das Knistern zwischen ihnen spürte, ließ sie los, trat einen Schritt zurück, hob den Blick und sah den belustigten Ausdruck in seinen Augen.
»Keine Ursache. Ich bin auf die Rettung schöner Frauen spezialisiert.« Er stieg in seinen Landrover.
»Das haben Sie schon erwähnt.« Maddie schluckte. Es war eine Ewigkeit her, dass jemand sie schön genannt hatte.
Sie sah dem Wagen nach und bemerkte die Wolken, die sich im Osten zusammenballten. Der Schmerz über Johns Tod machte sich wieder bemerkbar. Sie hatte alles getan, um John am Leben zu halten, ihm alles gegeben, aber das war nicht genug gewesen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie blieb an einem Rosenstrauch stehen, dessen blutrote Blütenblätter in der Sonne erstrahlten. Und wieder einmal spürte Maddie, wie ihr Herz in tausend Stücke zersprang.
»Hannah, wir müssen los.« Maddie wartete am oberen Ende der Treppe. »Hannah?«, rief sie noch einmal.
»Ja, bin schon da.« Hannah schloss die Tür zu ihrem Zimmer mit einem Knall.
»Gut. Ich will nicht zu spät kommen.«
»Ich weiß. Du willst nie zu spät kommen.«
Maddie sah sie wortlos von der Seite an und ging Hannah voran zum Wagen.
»Gurt an?«, fragte Maddie.
»Ja.«
Maddie setzte zurück. Ihr graute vor der Fahrt. Als sie das Steuer umklammerte, kam sie sich vor wie eine alte Frau. Im Rückspiegel sah sie ein neues graues Haar. Das erste hatte sie am Tag von Johns Beerdigung entdeckt und sofort ausgerissen. Obwohl sie die Entwicklung genauestens verfolgte, tauchten mit beängstigender Regelmäßigkeit neue graue Haare auf.
Maddie merkte, dass Hannah zum Fenster hinausstarrte. Bestimmt hatte Hannah höllische Angst vor diesem Neuanfang. Es hätte kaum einen schlechteren Zeitpunkt dafür geben können: ein Jahr mit wichtigen Prüfungen.
»Was ist das für eine Schule, zu der wir fahren?«
»Zuerst Mullion.
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