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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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ihres Mannes. Einige Herzschläge lang versanken sie im Blick des anderen.
    »Wir haben das Richtige getan«, murmelte Heinrich.
    Sie ließ seine Worte auf sich wirken, die in ihr hinabschwebten wie etwas, das ins Meer geworfen wurde und langsam, langsam auf den Grund zutrieb. »Ja.«
    »Nichts kann uns mehr trennen, Bibi Salmé«, hörte sie ihn flüstern. »Nichts und niemand. Das lasse ich nicht zu. Du und der kleine Heinrich, ihr gehört für immer zu mir.«
    Die Umarmung ihres Mannes, seine Stimme ließen Emily sich das erste Mal seit Wochen wieder behaglich und sicher fühlen. Aneinandergekuschelt und stumm, im Wissen, dass sie einem neuen Leben entgegenrollten, sahen sie hinaus auf den Süden Frankreichs, über den der Abend heraufzog.
    Das monotone Rattern und Prusten der Eisenbahn ließ Emilys Lider schwer werden. Sie nahm noch wahr, wie Heinrich sich regte, eine Decke über sie breitete, dann schlief sie ein.

    Ein Streifen fahles Morgenlicht weckte sie. Emily gähnte und setzte sich auf, unterdrückte einen Jammerlaut, als einstechender Schmerz ihr durch Arme, Beine und Rücken fuhr. Heinrich schlief noch tief und fest, den Kopf zurückgelehnt und vollkommen entspannt, unter gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen, ebenso wie Mrs Evans gegenüber, in wie gewohnt tadelloser Haltung, die Hände auf dem zugeklappten Buch im Schoß gefaltet.
    Im Korb würde es nicht mehr so lange still bleiben; jeden Augenblick konnte der Kleine aufwachen und den gewaltigen Radau veranstalten, der sein Morgenritual darstellte. Emily beschloss, sich draußen auf dem Gang ein bisschen mit ihrem Sohn auf dem Arm die Beine zu vertreten, in der Hoffnung, Heinrich und Mrs Evans dadurch noch einige Zeit ungestörten Schlafes zu verschaffen.
    Möglichst leise glitt sie aus ihrem Sitz und langte nach ihrem Kind.
    Das runde Gesichtchen mit den geschlossenen Muschellidern schimmerte wachsbleich, fühlte sich kühl und glatt an. Kein Atem hob und senkte das Bäuchlein. Kein Herz schlug mehr unter dem Hemdchen.
    Ein Klagelaut, der in einen Schrei überging, als Emily ihren leblosen Sohn an sich presste. Ein Geheul wie von tausend verlorenen Seelen. Die Welt zerbrach, riss auf in Höllenschlund und Folterland.
    Menschenstimmen. Türen. Ein Schluchzen. Ein entsetztes Einatmen. Heinrich.
    Mein Sohn. Mein Kind.
    Das Kreischen und Brüllen einer Furie, die Gott verflucht und Allah, das Schicksal, diese Herren über Leben und Tod. Die kratzt und um sich schlägt, mit Händen, Armen, die plötzlich leer sind.
    Ein Verstand, der ersäuft in Wahnsinn.
    Und dann: nichts. Schwärzer als eine mondlose Nacht auf stürmischer See. Nichts.
    Nur ein Herz, zerfetzt von den Klauen eines wilden Scheusals. Eines, das nie wieder heilen würde, das für immer vernarbt bliebe.
    Dem immer ein Stück fehlen sollte. Das Stück, das ihr Sohn mit sich nahm in den Tod.
    Irgendwo im Süden Frankreichs, auf dem Weg zwischen Marseille und Paris.

In der Fremde
    Wenn auch ferne Orte, so doch nah im Herzen.
    SPRICHWORT AUS SANSIBAR
40
    Hamburg, Ende Juni 1867

    Die Droschke ratterte über das Pflaster, das gesäumt war von Menschen, die schnellen Schrittes voranhasteten. Menschen, die es wahrscheinlich nach Hause zog oder an einen Platz, an dem sie den Sommerabend genießen würden. Kupfernes Licht stieß mit rauchigem Vergissmeinnichtblau zusammen, und Dachfirste glühten brandrot über langen Schatten.
    »Schau mal da, Bibi!«
    Heinrich hatte seinen Arm um sie gelegt, und Emily sah auf, als er sie leicht an der Schulter berührte und sein Zeigefinger ihr die Richtung wies. Eine stämmige Person marschierte die Straße entlang, dass bei jedem ihrer energischen Schritte die Rüschen ihres Unterrocks unter dem Saum ihres dunkelgrauen, fast schwarzen Kleides hervorblitzten. Die Ärmel, die nicht einmal bis zum Ellenbogen reichten, umspannten die kräftigen Oberarme, während die Hände in Handschuhen, die bis zur Mitte des Unterarms reichten, etwas umfasst hielten, das sie mit einem Tuch bedeckt unter dem Arm trug. Als weißer Block hob sich die Schürze vom düsteren Hintergrund des Kleides ab, und weiß war auch die Haube, die topfartig das Hinterhaupt bedeckte. Die daran befestigten Bänderflatterten hinterher, und Rüschen mit Lochstickerei umrahmten das rotbackige Gesicht.
    Fragend sah Emily ihren Mann an.
    »Das ist ein Dienstmädchen. Fast alle hier in Hamburg tragen die gleiche Tracht.«
    Emily nickte und blinzelte auf die Straße hinaus. Nur langsam löste sich die

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