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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Sansibars nach und nach wieder freizulegen vermochte.
    Dampfschwaden zogen an den Gleisen entlang, stiegen hinauf in das Flechtwerk aus Eisen, und der Ruß aus den Schornsteinen bepuderte düster die unzähligen Scheiben. Rufe hallten durch den Bahnhof, das Stakkato von Absätzen, wenn jemand vorbeirannte, um seinen Zug noch zu erwischen.Die Lokomotive schnaufte und zischte und kam Emily vor wie ein finsteres Ungetüm, von dem nichts Gutes zu erwarten war.
    »Kommst du?« Heinrich stand mit einem Bein schon in der geöffneten Tür des Wagens, hinter sich auf dem Boden den großen geflochtenen Korb, in dem ihr Sohn schlummerte, die Hand nach ihr ausgestreckt, um ihr hineinzuhelfen.
    Emilys Hände ballten sich zu Fäusten. In ihr schrie es, ein stummer Schrei, gefangen in ihrem Schädel, als wollte er ihn auseinandersprengen. Ein Bild schob sich ihr vor die Augen: die schmucklose geweißelte Fassade von Beit il Tani, an dessen Fenstern sich schele an schele drängte, zahllose schwarz maskierte Frauen, die kreischten und weinten und flehten. Geh nicht weiter, Salima! Kehr um! Komm zurück!
    »Bibi?«
    Ohne dass sie ihre Muskeln willentlich befehligt hatte, ergriff Emily mechanisch Heinrichs Hand und stieg die Stufen empor, nahm auf dem gepolsterten Sitz neben ihrem Mann Platz, zu ihren Füßen sicher verstaut der gepolsterte Korb mit dem Kleinen, der den Aufbruch einfach verschlief.
    Ein schriller Pfiff gellte. Die Lokomotive fauchte, als die Türen zuschlugen, und mit einem Rucken setzte sich der Zug in Bewegung. Nach Norden, ins Innere Frankreichs hinein.

    Erst allmählich entspannte sich Emily, vermochte sie ihre Angst abzuschütteln. Gebannt verfolgte sie die Bilder, die jenseits der Glasscheibe an ihr vorüberzogen. Das azurblaue Panorama der Bucht, gesäumt von Häuschen und Bäumen, deren Laub und Nadeln staubig aussahen. Eine Wasserfläche, beinahe so dunkel wie Tinte, von Vogelschwärmen hell gesprenkelt. Graugrüne Felder und Felsformationen, deren Stein bläulich schimmerte und mit Splittern von Gelb und Lila durchsetzt war. Städtchen, deren Häuser sich krumm undschief unter ihren buckligen Dächern aus rotem Ton aneinanderdrängelten.
    »Was ist das?« Emilys Atem stockte, als am Nachmittag weite Felder auftauchten, deren Salbeigrün sich an den Spitzen blauviolett zu färben begann. So weit das Auge reichte.
    »Das ist Lavendel. Er wird hier angebaut.«
    Lavendel. Emily schluckte den Speichel hinunter, der sich beim Klang dieses Wortes in ihrem Mund gebildet hatte. Mehrere Päckchen der französischen Bonbons befanden sich in ihrem Koffer im Gepäckraum, in einer kleinen Confiserie in Marseille erworben. Der Geschmack ihrer Kindheit, den sie mitnahm nach Hamburg.
    »Ha-chaaach«, kam es triumphierend vom kleinen Heinrich, der mittlerweile wach geworden und auf Emilys Schoß gehoben worden war. Begeistert klatschte er mit den Händchen gegen die Scheibe, hinterließ kleine feuchte Flecke, die sofort auftrockneten wie Gespensterküsse.
    Emily zog ihn fester an sich und drückte ihren Mund auf seine Wange, betrachtete ihn gleich darauf beunruhigt. »Er hat ganz rote heiße Backen.«
    »Ist ja auch aufregend«, gab Heinrich lachend zurück und fuhr zärtlich durch den dichten Schopf seines Sohnes. »Mit dem Zug fahren und so viel Neues sehen.«
    »Echiii«, machte der Bub vergnügt, wollte die pummeligen Händchen zusammenschlagen, gähnte dann aber herzhaft und spreizte die kleinen Finger.
    »Bist du schon wieder müde? Ja?« Als er wieder gähnte, stand Emily mit ihm auf, ging auf die Knie und bettete ihn zurück auf die Polster und Kissen des Korbes, den sie für diese Reise gekauft hatten. Zärtlich deckte sie ihn zu, sodass Mrs Evans auf dem Sitz gegenüber kurz mit einem Schmunzeln von ihrem Buch aufsah, bevor sie sich mit ihren kurzsichtigen Augen wieder bis zur Nasenspitze darin vertiefte. DieEngländerin versprach auch in der Eisenbahn eine angenehme Reisegesellschaft zu sein. Zwar verstand sie das Suaheli nicht, das Heinrich und Emily miteinander sprachen; offenbar jedoch nahm sie ihre Stellung sehr ernst und schien bemüht, sich nahezu unsichtbar zu machen, wenn ihre Hilfe gerade nicht benötigt wurde.
    »Er liegt in diesem Korb wie der Laib Brot, den du mir damals zum Einzug geschenkt hast«, bemerkte Emily mit einem Auflachen.
    »Wie Moses im Schilfrohr«, sagte Heinrich belustigt und streckte die Hand nach ihr aus.
    Emily ließ sich wieder auf ihrem Sitz nieder und schmiegte sich in den Arm

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