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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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wenig später wieder zugeschlagen vorzufinden. Als trieben Geister ihr Unwesen. Tatsächlich waren es nur die Dienstmädchen auf ihrem Rundgang mit Staubwedel, Teppichklopfer und Besen, Lappen und Politur, Scheuerbürste und Eimern voller Seifenlauge. Obwohl Emily keinen Schmutz, nicht das kleinste Stäubchen entdecken konnte, wurde von Montag bis Samstag im Haus alles bis in den letzten Winkel gekehrt, gewienert, geschrubbt. Wobei die Mienen der Dienstboten keinen Zweifel aufkommen ließen, wie lästig es ihnen fiel, dauernd um ihre stumme fremdländische Herrin herumzuputzen, die den ganzen Tag in Müßiggang verbrachte.
    Die arabischen Bücher, die Heinrich ihr aus Alexandria hatte kommen lassen, vermochten ihr nicht lange Ablenkung zu verschaffen. Zu schnell hatte sie sie in ihrer Gier verschlungen, in kürzester Zeit so oft gelesen, dass sie sie fast auswendig kannte. Sogar um eine früher so verhasste Aufgabe wie das Stopfen von Strümpfen wäre sie dankbar gewesen, doch alle Strümpfe in den Schubladen waren neu und würden noch lange nicht durchgewetzt sein. Ihre einzige Gesellschaft war ihre verspielte Katze, die ihre eigene Sprache hatte aus Herumrollen, Pfotenstupsern, Maunzen, Miauen und Schnurren. Und das einzig Vertraute befand sich in der Kiste, in der sie ihre sansibarischen Habseligkeiten aufbewahrte, Beinkleider und Obergewänder, schele und Maske, den roten, golddurchwirkten Schal, den Majid ihr einmal aus Indien mitgebracht hatte, ihren Schmuck. Manchmal nahm sie all diese Dinge heraus, sog ihren Geruch ein, den Geruch nach Salz und Sand und Gewürznelken, nach Jasmin und Weihrauch, der sich jedoch erschreckend schnell zu verflüchtigen begann, verteilte sie im ganzen Zimmer, um ein Stückchen Heimat vor Augen zu haben.
    Immer öfter wurde sie von einer unergründlichen panikartigen Angst überfallen, sobald Heinrich aus dem Haus war.
    Wenn ihm etwas zustößt in dieser großen, überwältigenden Stadt … Wenn er nun nicht mehr nach Hause kommt? Was soll dann aus mir werden? Wenn Diebe oder Räuber hier eindringen, weil sie wissen, dass nur wehrlose Frauen anwesend sind?
    Herzrasen und Atemnot gingen über in ein Zittern, das sie nicht unterdrücken konnte, dann in haltloses Weinen, das Stunden andauern konnte. Bis die Uhr kurz vor drei anzeigte. Dann kühlte sie ihre geschwollenen Augen mit Wasser und harrte Schlag drei hinter der Haustür aus, obwohl sie wusste, dass Heinrich nie vor vier eintraf. Erst mit seiner Rückkehr lebte sie wieder auf, überschüttete ihn mit den Wortkaskaden, die sich in den Stunden des Schweigens in ihr aufgestaut hatten, und die Sonntage, an denen sie ihn ganz für sich hatte, waren Festtage für sie.
    Salima bint Sa’id, die auf Sansibar als kleines Mädchen unerschrocken in Palmen hinaufgeklettert und geritten war wie der Teufel, die mit einem Säbel ebenso gut umzugehen wusste wie ein Mann und besser mit einem Gewehr traf als ihre Brüder, gab es nicht mehr.
    Nicht hier in Hamburg.
    Das bin nicht mehr ich, dachte sie oft. Diese verzagte Frau, die sich ängstlich an ihren Mann klammert – das bin nicht ich. Was ist nur aus mir geworden?

    Es war der Garten, der sie rettete. Der Garten und das, was dahinterlag.
    Nachdem der August manchen kühlgrauen Regentag gebracht hatte, zeigte sich der September unter einem betörend blauen Himmel in dunkles Gold getaucht. Die Sonne verströmte so viel Kraft, als müsste sie alles davon über Hamburg verteilen, ehe der Herbst kam. In einer Üppigkeit, ineiner Intensität, die an den Süden gemahnte und die die Wasservorräte des Mutterbodens aufbrauchte. Was Emily mit dem geschulten Blick einer ehemaligen Plantagenbesitzerin bemerkte, und da noch kein Gärtner eingestellt war, stapfte sie selbst in den Garten hinaus, schnitt mit einer Papierschere vertrocknete Zweige und verwelkte Blüten ab, schloss eigenhändig den im Gras zu einer schlaffen Schlange zusammengerollten Gartenschlauch an und sprengte die Erde unter den Bäumen, die Blumenbeete und Sträucher. Seit langer Zeit wieder mit einem echten Lächeln auf ihrem breiten Mund.
    Stimmen und Kinderlachen drangen vom Ufer zu ihr herüber, mischten sich mit dem satten Tuten der Dampfer auf der Außenalster, dem zu einem kleinen See aufgestauten Flussteil, und weckten Emilys Neugier. Sie drehte den Hahn zu, bückte sich nach ihrem Schultertuch, das sie, erhitzt von der Sonne und der Bewegung im Garten, achtlos auf den Boden hatte fallen lassen, wickelte sich zum Schutz gegen

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