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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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dem Haus gegenüber, das von dem ihren nur durch eine schmale Gasse getrennt war. Salima trat an die Brüstung und sah neugierig zu den erleuchteten Fenstern hinab.
    Eine Abendgesellschaft war dort versammelt – eine rein europäische Zusammenkunft. Salima schnappte englische Wortfetzen auf und französische und solche, die viel gröber klangen und von denen sie annahm, dass es sich um Deutsch handeln musste. Auf die sonst übliche helle, orientalisch anmutende Tropenkleidung hatten die allesamt bärtigen Herren verzichtet und sich stattdessen in streng wirkende Anzüge in dunklen Farben und in blendend weiße Hemden mit hohem Kragen gekleidet. Uhrketten liefen über ihren Bauch, und an den Handgelenken blitzten Manschettenknöpfe auf. Die wenigen anwesenden Damen trugen Kleider mit überschmaler Taille und mit ausladend weiten Röcken, die Salima an die Puppe erinnerten, die sie als kleines Mädchen besessen hatte und die dann irgendwann in Beit il Watoro verschwunden war. Salima glaubte ein oder zwei der Damen zu erkennen, die vor Jahren ab und zu nach Beit il Tani gekommen waren, um ihr und Chole ihre Aufwartung zu machen. Sie hatten kleine Geschenke ausgetauscht: spitzenumrandete Tüchlein aus Batist und kleine Porzellanfiguren, Silberzeug und bestickte Decken und Kissen. Ein paar Mal hatten die beiden Schwestern auch Einladungen in deren Häuser angenommen, die ganz ähnlich eingerichtet waren wie die Gemächer ihres Vaters in Mtoni früher und wie das Haus von Marseille. Salima hatte es dort gefallen, wenn sie es auch als eine Unsitte empfunden hatte, dass man in europäischen Häusern die Straßenschuhe anbehielt, anstatt diese an der Türschwelle zurückzulassen und in bereitgestellte leichte Hauspantoffeln aus verziertem Leder zu schlüpfen. Im Sande verlaufen waren diese Kontakte schließlich in Ermangelung von Verständigungsmöglichkeiten: Die Europäerinnen schienen nicht fähig oder willens, mehr Arabisch oder Suaheli zu lernen als das, was vonnöten war um die Dienstboten zu befehligen, und konnten deshalb auch Choles und Salimas mageren Brocken der fremden Sprachen nichts Nützliches hinzufügen.
    Alle Köpfe wandten sich dem Herrn zu, dessen Platz sich am Kopfende der Tafel befand – vermutlich der Gastgeber und Hausherr. Ein noch recht junger Mann, etwas älter als Salima vielleicht, Ende zwanzig, höchstens dreißig. Er stand auf, hob sein Glas und begann mit einer Ansprache, von der Salima kein Wort verstand. Doch seine Stimme gefiel ihr, sie war tief und volltönend und klang trotz der harten Laute weich in Salimas Ohren, angenehm und doch bestimmt. Im Kerzenlicht schimmerten sein seitlich gescheiteltes Haar und der Bart in einem dunklen Goldton irgendwo zwischen Messing und gealterter Bronze. Er hatte ein eher längliches Gesicht, das in seiner Ausgewogenheit offen wirkte. Wie er sich hielt – aufrecht, ohne steif zu wirken –, wie er sprach, wie seine Gäste ihm aufmerksam und lächelnd lauschten, das alles erweckte bei Salima einen Eindruck von Selbstsicherheit, die bar jeglicher Herrschsucht war. Als ob er in sich ruhte, in seinem Leib, der etwas Kraftvolles, Robustes besaß. Wie ein Löwe , ging es Salima durch den Kopf, und ihr Mund zog sich zu einem Lächeln in die Breite. Ja, er hat etwas von einem Löwen.
    Ihr Blick verlor sich in den buttergelb leuchtenden Fensteröffnungen, als ihr Geist sich einmal mehr mit ihrem eigenen Schicksal beschäftigte.
    Hier kann ich nicht bleiben. Hier verwelke ich langsam. Ich muss fort von hier. Ich muss zurück nach Kisimbani.
    Geraume Zeit hatte sie wohl so in stummer Zwiesprache mit sich selbst verbracht, damit, sich selbst Mut zuzusprechen und sich in ihrem Entschluss zu bestärken. Denn als sie wieder hinübersah, waren einige Gäste bereits aufgebrochen; die übrigen verabschiedeten sich gerade, verschwanden dann nach und nach aus Salimas Blickfeld. Die Diener begannen Gläser und Servietten einzusammeln und die Spuren des Festmahles zu beseitigen.
    Salima blinzelte, wie aus einem schönen Traum erwacht.Aus dem Augenwinkel sah sie an einem dunklen Fenster gegenüber einen roten Lichtpunkt aufglimmen.
    » Masalkheri, jirani – Guten Abend, Nachbarin!«
    Der Löwenmann von gerade eben, sie hatte seine unverwechselbare Stimme sogleich erkannt.
    Ein Herzzucken des Erschreckens bei Salima, und in einem Reflex ließ sie sich einfach auf die Knie fallen, duckte sich tief hinter die Brüstung. Von gegenüber konnte sie ein Lachen hören, nicht

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