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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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hämisch, sondern vielmehr freundlich-belustigt, und dennoch schoss ihr das Blut ins Gesicht. Vor Zorn über dieses Lachen, über die Dreistigkeit, mit der dieser Mann sie einfach so angeredet hatte; vor allem aber vor Scham, dass sie nicht überlegener gehandelt hatte, dass sie sich versteckte wie ein ungeschicktes kleines Mädchen. Sie schnitt eine Grimasse und vergrub ihr nacktes, glühendes Gesicht in den Händen. So verharrte sie in ihrer kauernden Stellung.
    Drüben blieb es still. Nur dann und wann hörte sie von dort einen tiefen Atemzug, untermalt von den Geräuschen der Stadt. Dann, irgendwann, kam es von der anderen Seite: » Nakutakia usiku mwema, jirani – Gute Nacht, Nachbarin.« Gefolgt von Schritten, die rasch verklangen.
    Ihr Herz klopfte noch immer heftig, und ein zittriges, aufgeregtes Lächeln huschte über Salimas Gesicht.
    Ein wenig kann der Umzug nach Kisimbani wohl noch warten …
22
    Den ganzen nächsten Tag über hatte Salima sich geschworen, nach Einbruch der Dunkelheit nicht aufs Dach hinaufzugehen, wenigstens ein oder zwei Nächte verstreichen zu lassen, damit der Löwenmann nicht denken sollte, sie sei seinetwegen dort hinaufgekommen. Doch als die Sonne unterging und das entsprechende Gebet verrichtet war, hielt es sie nicht länger im Haus. Heiß war ihr, unerträglich heiß, und sie gestand sich widerstrebend ein, dass dies nur zu einem Teil von der stundenlang aufgeheizten Luft herrührte. Sobald der Himmel rasch verblaute, sich verfinsterte und sobald die ersten Sterne aufglommen, machte sie es sich oben mit dicken Sitzpolstern, Tee und einer Schale voller Früchte und Konfekt bequem. Doch immer wieder sprang sie auf und spähte zu dem anderen Haus hinüber. Dessen Fenster blieben unverändert dunkel.
    Unten in der Gasse gingen zwei Männer vorüber und unterhielten sich unter Gelächter auf Suaheli über ein einträgliches Geschäft. Irgendwo in den Gassen maunzte eine Katze, jammervoll und herzzerreißend. Es klang, als ob ein Säugling greinte. Ihre eigene Katze, ein heller Lichtfleck auf einem der Sitzpolster, so hell, dass das Fell beinahe geisterhaft schimmerte, spitzte die Ohren, erhob sich dann majestätisch und strich jammernd an der Innenseite der Brüstung entlang.Laute, die Salima unter die Haut gingen, weil sie ein hörbares Echo dessen waren, was sie selbst empfand.
    Als die blasse Sichel des Mondes höher und höher stieg, wandte Salima sich mit unter ihrer schele verschränkten Armen zur Meeresseite hin. Sie schluckte schwer, und gleichzeitig schalt sie sich eine Närrin. Was hatte sie denn erwartet?
    » Masalkheri, jirani – Guten Abend, Nachbarin!«
    Ihr Herz machte einen taumelnden Satz. Salima zählte bis drei, dann richtete sie sich zu ihrer ganzen Größe auf, straffte die Schultern und drehte sich betont langsam um. Gemessenen Schrittes trat sie an die Brüstung.
    » Masalkheri, jirani – Guten Abend, Nachbar!«, gab sie hinter dem Schutzwall der Brüstung würdevoll zurück.
    »Ich bitte um Verzeihung, dass ich Euch gestern derart erschreckt habe«, kam es in fließendem, nahezu akzentfreiem Suaheli von dem rötlichen Glutfleckchen im dunklen Fenster unter ihr. »Ich wollte Euch lediglich als neue Nachbarin willkommen heißen.«
    Ihr habt mich nicht erschreckt, ich bin mit dem Fuß umgeknickt und gestürzt, lag Salima schon als hochmütige Ausrede auf der Zunge, doch noch ehe sie die Stimme erhoben hatte, wurde ihr bewusst, wie lächerlich das geklungen hätte.
    »Findet Ihr es nicht unhöflich, mit mir ein Gespräch zu führen, wenn ich Euer Gesicht nicht sehen kann?«, fragte sie ungehalten, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
    »Ich kann das Eure doch auch nicht sehen!«, antwortete es prompt von gegenüber.
    Salimas Finger tasteten unwillkürlich nach ihrer Maske. Sie hatte schon Luft geholt, um ihn für diese Frechheit scharf zurechtzuweisen, als er ihr mit einem Lachen den Wind aus den Segeln nahm.
    »Das ist hier Brauch, ich weiß! Wartet einen Augenblick …« Ein Flämmchen glomm auf und entzündete einegrößere Flamme an einer Öllampe, bevor es gleich darauf erstarb. Die Öllampe brannte hell und dottergelb und tauchte vom Fenstersims aus den Löwenmann in ein weiches Licht. Er lächelte vergnügt zu ihr herauf. »Besser?«
    Salima blieb stumm, hob eine der Glaslaternen vom Boden auf und stellte sie ihrerseits auf die Brüstung. Über seine Schulter hinweg rief der Löwenmann etwas ins Haus, es klang wie Suaheli, doch bei Salima kamen nur

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