Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
ihnen gelebt. Vorhin haben die Schafhirten einen jungen Mann in der Nähe meines Anwesens aufgegriffen. Es hat sich aber herausgestellt, dass er nur fischen wollte.«
Was die Männer dem Jungen angetan hatten, ersparte er Ricarda lieber.
»Haben Sie sich schon überlegt, wie Sie die Praxis einrichten wollen?«
»Ein wenig. Aber es wird noch Zeit vergehen, bis ich eröffnen kann. Der Pavillon eignet sich wunderbar, aber mir fehlt noch die Einrichtung.«
Jack schürzte die Lippen und sagte dann zuversichtlich: »Das wird kein Problem sein. Ein paar Stühle habe ich übrig, und aus Ihrer Untersuchungsliege kann ein fähiger Sattler sicher etwas machen. Ich habe sogar schon einen im Sinn. Wenn ich mit ihm rede, macht er Ihnen bestimmt einen guten Preis.«
»Sie sind mein rettender Engel, wissen Sie das?« Ricarda lächelte so sanft, dass Jack sie am liebsten in den Arm genommen und geküsst hätte.
»Ich versuche mein Bestes!«
Ricarda schüttelte den Kopf. »Nein, Sie versuchen es nicht nur, Sie tun es. Ich weiß nicht, ob ich das jemals wiedergutmachen kann.«
»Das brauchen Sie nicht, Ricarda.« Er blickte ihr tief in die Augen. »Ich möchte nur, dass Sie glücklich sind.«
7
Am nächsten Morgen trieb es Jack schon in aller Frühe aus dem Bett.
Die Gedanken an seine Schafherde und den Vorfall mit dem Maorijungen hatten ihn die ganze Nacht nicht losgelassen. Wieder und wieder war er die Sache durchgegangen bis hin zu dem Gespräch mit Moana. Neue Erkenntnisse hatte er dabei allerdings nicht gewonnen.
Er hoffte nun, dass ein starker Kaffee seinen Verstand ein wenig klären würde.
Nachdem er sich gewaschen, rasiert und angezogen hatte, ging er in die Küche. Dort stellte er den Kaffeetopf auf den Herd und erlaubte sich einen Blick durchs Fenster auf die Landschaft.
Nebel senkte sich auf die Bäume. Die Wolken wirkten wie riesige Vögel, die sich in den Kronen niedergelassen hatten. Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Er erblickte Ricarda, die der Pumpe zustrebte und nun die darunter befindliche Zinkwanne mit Wasser füllte. Dann zog sie sich das Nachthemd über den Kopf und stieg splitterfasernackt in die Wanne. Offenbar wähnte sie sich unbeobachtet.
Eigentlich hätte es der Anstand geboten, sich zurückzuziehen oder zumindest umzudrehen, aber Jacks Körper gehorchte ihm nicht. Er konnte die Augen nicht abwenden von ihrer schlanken Taille und den Kurven ihres Hinterteils, das ihn an eine der Früchte erinnerte, die hier in der Gegend wild wuchsen. Sein Mund wurde trocken vor Begehren, und sein Herz raste. Unwillkürlich stützte Jack sich auf den Herd. Er sehnte sich danach, Ricardas Haut zu spüren, sie zu streicheln und zu erkunden, er wollte sie lieben, bis sie sich glücklich und wohlig wand.
Ricarda schöpfte nun einen Eimer Wasser und übergoss sich damit. Die Tropfen glitzerten in ihrem langen offenen Haar, perlten über ihre festen Brüste. Dann zog sie ihr Nachthemd wieder über. Da sie kein Handtuch mitgenommen hatte, um sich abzutrocknen, schmiegte der Stoff sich an ihren nassen Körper und zeichnete seine anmutigen Konturen nach.
Jack seufzte, noch immer fasziniert in ihre Betrachtung versunken. Sein Verlangen, diese Frau zu besitzen, sie in die Arme zu schließen und glücklich zu machen, war übermächtig. Als der Kaffee zu blubbern begann und ein kräftiges Aroma verströmte, erwachte er aus seiner Verzückung, wandte schuldbewusst den Blick ab und trat einen Schritt beiseite.
Wenig später ging die Haustür, und nur wenige Minuten später erschien Ricarda voll angekleidet in der Küche. Ihr Haar hatte sie geflochten und zu einem Knoten zusammengesteckt.
»Guten Morgen, Jack«, begrüßte sie ihn fröhlich.
Jack erwiderte ihren Gruß mit einem Lächeln. »Guten Morgen, Ricarda. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht.«
»Ich kann nicht klagen. Immerhin habe ich dank Ihnen inzwischen eine Sorge weniger!«
Jack goss den Kaffee in zwei Becher und schnitt das Brot auf.
Ricarda beobachtete ihn fasziniert. »Es ist ungewöhnlich, einen Mann in der Küche arbeiten zu sehen.«
»Was soll ein Junggeselle sonst machen?«
»Vielleicht eine Köchin anstellen?«
»Ich habe eine Haushälterin, das reicht. Ich brauche keine große Dienerschaft.«
»Dann sind Sie eine große Ausnahme unter den Männern.«
»Das will ich hoffen!«
Jack stellte den Brotkorb auf die Mitte des Tisches und trug Butter, Früchte und Gelee auf. Außerdem schnitt er von einer Salami, die neben dem Ofen
Weitere Kostenlose Bücher