Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
sehen!«
»Willkommen auf Mr Manzonis Farm«, entgegnete Ricarda, während sich beide Frauen in die Arme schlossen.
»Es ist paradiesisch hier«, sagte Mary nach einem kurzen Rundblick. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie der begehrteste Junggeselle von Tauranga wohl lebt. Leider hatten wir bislang nie die Gelegenheit, ihm einen Besuch abzustatten.«
»Nun können Sie Ihrem Gatten berichten, dass es sich lohnt, das nachzuholen.«
»Der Aufenthalt hier scheint Ihnen gut zu bekommen.« Mary musterte Ricarda prüfend.
Ricarda nickte. »Sehr sogar. Es war sehr freundlich von Mr Manzoni, mich hier aufzunehmen. Aber kommen Sie doch, setzen wir uns auf die Veranda.«
Nachdem Mary Platz genommen hatte, eilte Ricarda in die Küche und wärmte den Kaffee für Mary wieder auf, der vom Frühstück übrig geblieben war.
»Und wie sehen Ihre Pläne bezüglich Ihrer Praxis aus?«, fragte Mary, während sie die Tasse an die Lippen hob.
»Mr Manzoni hat mir freundlicherweise den Pavillon hinter seinem Haus überlassen.«
Mary zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Jack Manzoni scheint ein Engel in Menschengestalt zu sein. Ihr persönlicher Schutzengel, möchte man meinen.«
Ricarda spürte, dass sie errötete. Mary hat Recht, dachte sie. Jacks Fürsorge für mich scheint grenzenlos zu sein ...
»Das ist er wirklich. Und ich bin sicher, dass meine Praxis hier einen guten Platz hat. Zumindest vorübergehend.« Ricarda griff nach ihrer Kaffeetasse und nahm einen Schluck, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
Mary bemerkte das und wechselte das Thema. »Wenn es Ihnen recht ist, würde auch ich Ihnen gern ein zweites Mal meine Hilfe anbieten.«
»Ein zweites Mal?« Ricarda schmunzelte. »Sie haben mir schon etliche Male mehr geholfen.«
»Wirklich?« Mary legte eine dramatische Pause ein, bevor sie fortfuhr. »Mag sein. Ich kann es nicht ertragen, wenn man meine Anstrengungen zunichte macht. Schon deshalb möchte ich Sie weiterhin unterstützen. Es wäre doch gelacht, wenn diese Leute mit ihren unlauteren Mitteln ihr Ziel erreichen würden! Sagen Sie mir einfach, was Sie brauchen!«
Ricarda war es beinahe peinlich. Ich werde es ihr nie vergelten können, fuhr ihr durch den Kopf. Aber Mary wollte das offenbar nicht einmal. Und sie würde auch keinen Widerspruch hinnehmen.
»Möchten Sie sich meine neuen Räumlichkeiten nicht erst mal ansehen?«
»Mit dem größten Vergnügen! Doch selbst wenn Sie künftig in einem Schuppen praktizieren wollen, werde ich mich von meiner Absicht nicht abbringen lassen.«
Wenig später führte Ricarda sie zum Pavillon.
»Jacks Mutter hätte sich darüber gefreut, dass dieses Gebäude der Medizin dienen soll«, bemerkte Mary nachdenklich. »Ich habe sie leider nicht mehr kennengelernt, aber in der Stadt hört man nur Gutes über diese Frau.«
»Dann wird dieses Unternehmen hoffentlich unter einem besseren Stern stehen als meine erste Praxis.«
»Ganz bestimmt. Jetzt, wo Doherty wieder allein in der Stadt praktiziert, wird er sich eher um seine Patienten kümmern, als Ränke gegen Sie zu schmieden.«
»Sie meinen, dass er mir die Schläger auf den Hals gehetzt hat?«
Ricarda war schockiert. Trotz der Differenzen mit ihrem Kollegen glaubte sie nicht, dass Doherty zu solchen Mitteln greifen würde. Die brutale Vorgehensweise passte eigentlich eher zu Leuten, die Borden engagieren würde.
Mary wägte ihre Worte gut ab. »Ich glaube nicht, dass er den Schneid dazu hätte. Aber neuerdings hat er öfter mit Borden zu tun. Er untersucht dessen Freudenmädchen auf venerische Leiden.«
Und mir hat er deswegen noch gedroht, wunderte Ricarda sich. Ob ihn irgendwer dazu gezwungen hat?
»Jetzt also doch?«
Mary nickte. »Einige der Mädchen arbeiten seitdem nicht mehr. Wäre man kühn, könnte man behaupten, dass da eine Hand die andere gewaschen hat. Der Verdacht drängt sich jedenfalls auf.«
»Aber Beweise dafür gibt es nicht«, entgegnete Ricarda nachdenklich.
»Natürlich nicht«, seufzte Mary. »Was ich sehr bedauere. Käme heraus, dass Borden und Doherty hinter dem Anschlag stecken, hätte man endlich eine Handhabe, diesen Schandfleck von Bordell zu schließen. Und Doherty würde endlich Ärger kriegen, weil er Ihnen Schaden zugefügt hat.«
Eine kurze Pause entstand, in der nur das Rauschen der Bäume zu hören war.
Dann sagte Mary: »Aber eigentlich wollten wir ja darüber reden, was Sie für den Wiederaufbau benötigen.«
Ricarda bewunderte, wie schnell ihre
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