Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
gefährlich werden, wenn er ihn verschluckt oder sich darin verbeißt. Aber ein Schaf abstechen kann man damit ganz sicher nicht.«
Betretenes Schweigen legte sich auf den Scherplatz.
Nicht einmal Hooper wusste dem etwas entgegenzusetzen.
»Dass ihr gegen meine Anweisungen verstoßen habt, wird Konsequenzen für euch haben. Sobald Kerrigan zurück ist, werde ich mich mit ihm beraten. Wer bis dahin vorhat zu kündigen, kann meinetwegen gern gehen.«
Jacks Blick wanderte über betretene Gesichter. Nick Hooper starrte auf seine Stiefelspitzen. Auf ein Zeichen ihres Bosses zogen sich die Männer schließlich zurück.
Jack ging zu dem jungen Maori und reichte ihm die Hand. Während Jacks Auseinandersetzung mit seinen Leuten hatte er sich kaum gerührt, ob aus Vorsicht oder vor Erschöpfung, war nicht ersichtlich.
»Wie ist dein Name?«, fragte Manzoni.
»Ripaka.«
»Hab keine Angst, Ripaka, ich bring dich nach Hause!«
Der Maori blickte ihn ängstlich an, und nur zögerlich erhob er sich.
Moana stürmte ihnen entgegen, als sie den Farmer und den blutüberströmten Jungen ins Dorf reiten sah.
Jack stieg als Erster vom Pferd und half dann dem Verletzten herunter.
Sogleich wurden sie von Neugierigen umrundet.
»Was gewesen?«, fragte die Heilerin und legte die Hände um das geschundene Gesicht des jungen Mannes.
»Ripaka hat sich zu nahe an meine Herde gewagt«, antwortete Jack beschämt. »Ein paar meiner Männer glaubten, er hätte es auf meine Schafe abgesehen, aber das war ein böser Irrtum. Ich werde diejenigen, die ihn verletzt haben, zur Rechenschaft ziehen.«
»Pakeha!«, zischte jemand abschätzig, doch ein scharfer Blick von Moana brachte ihn zum Schweigen.
»Kommt in meine Hütte, ich werde mich um Ripaka kümmern«, sagte sie und ging voran.
Die Menschenmenge auf dem kainga zerstreute sich. Dennoch folgte den Männern Getuschel.
In ihrer Behausung suchte Moana ein paar Kräuter zusammen, und während sie Ripaka das Blut abwusch, fragte sie: »Sein so schlimm? Männer so voller Hass?«
»Ja, das sind sie. Oder besser gesagt, sie haben Angst. Sie fürchten, dass eure Krieger angreifen könnten.«
Moana überlegte eine Weile, bevor sie schnell ein paar Worte mit Ripaka wechselte, von denen Jack nur die Hälfte verstand.
»Ripaka sagen, er nur fischen wollen.«
»Das weiß ich.« Jack holte die Schnur und die seltsam geformte Jade hervor. Bei näherer Betrachtung erkannte man darauf kleine geschnitzte Symbole, die offenbar einen guten Fang beschwören sollten.
»Meine Männer kannten das nicht und haben es für eine Waffe gehalten.«
»Oder sie wollten glauben, dass Waffe sein.«
Um einen Vorwand zu haben, den Jungen zu verprügeln, stimmte Jack ihr innerlich zu.
»Was gewesen sein, seit ich bei wahine war?«
»Ein paar Schafe sind abgeschlachtet worden. Trächtige Tiere. Die Männer glauben ...«
»Und wenn nun Feind bei pakeha?«
Jack lächelte bitter. »Ja, den gibt es tatsächlich. Aber ich kann nicht beweisen, dass er es war.«
»Du wachsam sein. Ich dir geben Amulett, das machen deine Augen und Sinne schärfer.«
Eher benötige ich eine Kristallkugel, damit ich vorhersehen kann, wann die nächsten Probleme auftauchen, fuhr es Jack durch den Kopf.
»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Moana, aber ich glaube, das ist nicht nötig. Ich brauche einfach nur ein wenig Glück.«
»Ich werde Beistand von Papa erbitten, sie dir helfen.«
Jack nickte dankbar und verabschiedete sich.
Bei seiner Rückkehr fand er Ricarda vor dem Klavier. Bewundernd strich sie mit der Hand über das blank polierte Holz.
»Hat die Muse Sie geküsst?«, fragte er, worauf sie aus ihren Gedanken aufschreckte und sich augenblicklich vom Schemel erhob.
»Oh, Sie sind wieder da! Ich habe nur dieses wunderschöne Instrument bewundert.«
»Und auch ein wenig darauf gespielt?«
»Das habe ich nicht gewagt.«
»Das hätten Sie ruhig tun sollen. Fühlen Sie sich hier wie zu Hause, Ricarda.«
»Das ist nett von Ihnen, Jack. Vielen Dank. Konnten Sie auf der Weide alles klären?«
»Es hat ein Missverständnis zwischen meinen Männern und einem jungen Maori gegeben.«
So wie Ricarda ihn jetzt ansah, genügte ihr dieser Satz offenbar nicht.
»Seit einiger Zeit gibt es immer wieder kleine Anschläge auf meine Herde. Erst wurde ein Hütehund mit einem Speer getötet, dann drei Schafe durchbohrt. Meine Männer verdächtigen die Maori, aber ich weigere mich, das zu glauben. Ich habe bislang in Frieden mit
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