Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
atemlos die Luft ein, während ihr Tränen unbeschreiblichen Glücks in die Augen stiegen. Ihre Hände waren auf einmal eiskalt, und selbst die Schläge einer Trommel hätten nicht heftiger sein können als das Pochen ihren Herzens. Alles rings um sie drehte sich plötzlich, doch Jacks starke Hände hielten sie fest und streiften ihr behutsam den Sternenring über.
Vor Freude schluchzend, fiel Ricarda ihm um den Hals und küsste ihn. »Ich liebe dich auch, Jack Manzoni! Ja, Jack, ich will.«
Epilog
Obwohl der März bereits begonnen hatte, regierte in Berlin noch immer der Winter mit eiserner Hand. Ein stahlgrauer Himmel, der nur selten einen Sonnenstrahl durchließ, überspannte die Stadt. Schneehaufen türmten sich neben den Gehsteigen, die mit Kies gestreut worden waren.
Trotz der überfrierenden Nässe lenkte Johann die Kutsche sicher über das glänzende Pflaster, während sein Passagier, Heinrich Bensdorf, gedankenverloren die Häuser betrachtete, an denen sie vorüberfuhren.
Er kam gerade von einer Unterredung in der Charite, wo er sich für den Abend mit Dr. Koch verabredet hatte. Im Gegensatz zu der trockenen Besprechung freute er sich auf das Treffen mit seinem Freund, denn es war eine willkommene Ablenkung von den Gedanken, die ihn schon mehr als ein Jahr marterten.
Zunächst war er über Ricardas Flucht einfach nur wütend gewesen. Ich werde dich verheiraten, Ricarda, auch wenn du dich noch so sehr dagegen sträubst!, hatte er ihr geschworen.
Um sie wiederzufinden, hatte er eigens einen Detektiv engagiert - jedoch ohne Erfolg. Neuseeland war ein raues, wildes Land, in dem die Menschen noch untertauchen konnten. Vielleicht hatte Ricarda ja sogar einen neuen Namen angenommen ... Mit der Zeit war sein Zorn jedoch verraucht und von der Sorge um die Tochter verdrängt worden.
Hätte ich sie nicht besser unterstützen sollen, als auf eine Heirat zu drängen?
Diese Frage raubte ihm in so mancher Nacht den Schlaf. Und auch jetzt, wo die Alltagssorgen allmählich von ihm abfielen, kehrten die Zweifel und Selbstvorwürfe wieder zurück und erfüllten ihn mit Unruhe.
Während dieselben Fragen und Szenarien durch seinen Kopf wirbelten, ging ein Ruck durch die Kutsche, weil eines der Räder in ein Schlagloch geraten war.
»Johann, nun rasen Sie doch nicht so!«, rief Bensdorf, doch der Ärger in seiner Stimme galt eigentlich sich selbst.
Ich hätte erkennen müssen, was sie vorhatte. Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen.
Zu Hause angekommen, eilte der Arzt in sein Arbeitszimmer. Auf dem Schreibtisch fand er den üblichen Poststapel. Darunter war auch ein Umschlag aus gelbem Papier, der sich durch seine außergewöhnliche Größe von den anderen abhob. Auf der Suche nach einem Absender drehte Bensdorf ihn hin und her, aber er konnte keinen finden. Dafür fiel ihm der Poststempel der Royal Mail of New Zealand auf.
Post aus Neuseeland! Mit zitternder Hand griff er nach dem Brieföffner.
Nachdem er das Kuvert hastig aufgeschlitzt und dabei beinahe zerrissen hatte, zog er einen Zeitungsausschnitt hervor.
Tauranga News. Die dicken Lettern schrien Heinrich Bensdorf förmlich an. Beim Anblick der Schlagzeile und der Abbildung darunter erstarrte er. Während seine Augen hektisch über die Buchstaben flogen, schnappte er aufgeregt nach Luft. Sein Puls rauschte auf einmal in seinen Ohren, als stünde er unter einem Wasserfall.
Mein Gott, ist das denn möglich?
Nur einen Augenblick später stürmte der Hausherr aus dem Raum und stieß dabei fast mit Rosa zusammen, die ihm gerade Tee servieren wollte. Erschrocken wich das Dienstmädchen zurück und verschüttete dabei etwas Flüssigkeit über seine Schürze.
»Stellen Sie das ins Arbeitszimmer!«, rief Bensdorf ihr zu und war auch schon an ihr vorbei.
Hinter der Iristür des Salons war es still, dennoch wusste Heinrich, dass er seine Gattin dort antreffen würde.
Als er die Tür heftiger als nötig aufschob, blickte Susanne Bensdorf überrascht von ihrer Stickarbeit auf. Angesichts der Tränen, die über die Wangen ihres Gatten flossen, erschrak sie so sehr, dass sie den Stickrahmen fallen ließ.
»Heinrich, was um Himmels willen ...«
»Das habe ich eben in der Post gefunden«, sagte er mit bebender Stimme und hielt den Umschlag samt Zeitungsartikel in die Höhe. Susannes Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Sie krallte die Hände in ihren Rock, um das unkontrollierte Zittern zu unterdrücken, das sie aufgrund ihrer Ahnung überfiel.
»Bitte
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