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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Gegenteil!
    »Stellen Sie sich gerade vor, wie es hier drinnen aussehen könnte?«
    Wieder war er dicht hinter ihr. Seine Hände beschrieben einen Kreis, und Ricarda bewunderte seine schlanken Finger.
    Sie wollte ihm gerade antworten, da ertönte Hufschlag.
    Manzoni wirbelte herum und lugte aus der Tür. Einer seiner Männer preschte herbei.
    »Mr Manzoni, Sir!«, rief er, zügelte sein Pferd hart und sprang aus dem Sattel. »Es gibt Ärger.«
    »Was ist passiert, Neville?«
    »Unsere Jungs haben einen von diesen Wilden erwischt, der sich in der Nähe herumgedrückt hat. Sie sollten besser kommen.«
    »In Ordnung.«
    Der Mann schwang sich wieder auf sein Pferd.
    Jack wandte sich an Ricarda. »Es tut mir sehr leid, ich muss fort. Finden Sie sich allein zurecht?«
    Ricarda nickte. »Natürlich. Außerdem möchte ich mich noch ein wenig umsehen.«
    Manzoni verabschiedete sich mit einem Händedruck und rannte zum Haupthaus zurück.
 
    Lautes Geschrei und Anfeuerungsrufe tönten den Reitern schon von weitem entgegen. Jack wusste sofort, was los war: eine Schlägerei. Und wahrscheinlich war der gefangene Maori das Opfer.
    Wo ist Kerrigan?, fragte er sich, während er auf die Meute zupreschte, die sich neben dem Scherschuppen drängte. Er kann doch unmöglich zugelassen haben, dass ...
    »Aufhören!«, brüllte er.
    Nick Hooper, der gerade zu einem Fausthieb ausholte, hielt inne. Die anderen Männer wichen zur Seite, sodass Jack das Opfer erkennen konnte.
    Es handelte sich um einen jungen Maori, der ziemlich übel zugerichtet war. Eine Platzwunde klaffte auf seiner Stirn, auch ein Mundwinkel war eingerissen. Blut lief ihm über Lippen und Kinn und überdeckte beinahe seine Tätowierung. Jack kannte ihn nicht mit Namen, hatte ihn aber öfter in Moanas Dorf gesehen.
    Oh nein, dachte er, der Bursche wird doch nicht so dumm gewesen sein, sich an meine Herde heranzumachen, nachdem ich mit Moana gesprochen habe?
    »Seid ihr denn von Sinnen?«, fuhr er seine Männer an, während der Maori auf den Boden zurücksank. Er musste sich heftig gewehrt haben, jedenfalls nach dem Zittern seiner Glieder zu urteilen. Genützt hatte es ihm freilich nichts. »Ich habe euch doch gesagt, dass ihr Verdächtige nur festhalten und keinesfalls verprügeln sollt.«
    Einige Männer senkten schuldbewusst die Köpfe, die anderen sahen ihren Boss weiterhin trotzig an.
    »Wo ist Kerrigan?«, polterte Jack weiter, während Zorn und Unglaube in seiner Brust einen heftigen Kampf ausfochten. Ein Angeklagter musste so lange als unschuldig gelten, bis seine Schuld zweifelsfrei erwiesen war. Welchen Beweis gab es gegen den Maori?
    »Mit Ewan und Joe in die Stadt geritten«, erklärte Neville, der hinter ihn getreten war und nun den Blick senkte, weil die anderen ihn wie einen Verräter ansahen.
    »Und da habt ihr die Gunst der Stunde genutzt und seid auf diesen Jungen losgegangen.« Jack blickte Hooper geradewegs in die Augen.
    »Er hat sich bei unserer Herde rumgedrückt!«, verteidigte sich der Schafhirte. »Hätten wir zusehen sollen, wie er noch mehr Tiere absticht?«
    »Habt ihr ihn etwa dabei erwischt?«
    Die Männer sahen einander schweigend an. Jack wusste, was das bedeutete.
    »Nein, Sir, gesehen haben wir's nicht«, antwortete einer der Schafhirten. »Aber was soll er denn hier schon anderes gewollt haben?«
    »Habt ihr eine Waffe bei ihm gefunden?«
    »Das haben wir!« Einer der Männer hielt einen krummen grünen Gegenstand in die Höhe. Auf den ersten Blick wirkte er wie eine große Kralle oder ein überdimensionaler Raubtierzahn. In die glatt polierte Oberfläche waren feine Muster eingeritzt, und im oberen abgerundeten Ende befand sich ein Loch. Das untere Ende lief in eine dünne Spitze aus, die zu zwei Seiten angeschliffen war wie ein Messer.
    »Gib sie mir!«, verlangte Jack. Als das Corpus delicti auf seiner Handfläche lag, schloss er beschämt die Augen. Diese Dummköpfe!, war der einzige Kommentar, der ihm dazu einfallen wollte.
    »Eine Schnur hatte er auch dabei«, fügte Nick Hooper hinzu, und wäre die Situation nicht so heikel gewesen, hätte er laut aufgelacht.
    »Seid ihr denn gar nicht auf die Idee gekommen, dass der Junge vielleicht fischen wollte?«
    »Fischen?«
    Gemurmel wurde laut. Einige Männer starrten Jack an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Das hier ist ein Angelhaken aus Jade und keinesfalls eine Speerspitze oder ein Messer«, rief er und hielt den Gegenstand in die Höhe. »Natürlich kann er einem Fisch

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