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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Fall für besser, wenn es hier aufwächst.« Damit hob Jack sein Schälchen und nahm einen Schluck von dem Getränk.
    Ricarda blickte ihn nachdenklich an. Die Neuseeländerinnen besaßen zwar das Wahlrecht, aber auch hier gab es noch viel zu tun, was ihre Rechte betraf.
 
    Spät in der Nacht führte man Jack und Ricarda ins Ruhehaus und wies ihnen dort inmitten anderer Gäste Plätze zu.
    »Machen Sie nie den Fehler, sich auf die Stelle zu setzen, die für den Kopf gedacht ist!«, riet Jack ihr. »Für die Maori ist der Kopf der heiligste Teil des Körpers. Sich mit dem Hintern auf den Platz zu setzen, der für den Kopf vorgesehen ist, wäre ein schwerer Frevel.«
    Ricarda musste schmunzeln. Wie oft hatte sie sich in ihrer Studentenbude das Kopfkissen unter den Hintern geschoben, weil sie auf dem harten Stuhl nicht mehr sitzen konnte?
    »Zu welchem Ergebnis sind Sie eigentlich gekommen?«, fragte Ricarda, nachdem sie sich auf der zugewiesenen Matte ausgestreckt hatte.
    »Wie meinen Sie das?« Jack wirkte ertappt.
    »Ich habe beobachtet, wie Sie die Krieger angesehen haben. Haben Sie eine Ahnung, wer Hooper angegriffen haben könnte?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Die Wunden des Jungen sind gut verheilt, aber er hat gar nicht die Kraft, einen Angriff von solcher Wucht zu verüben.«
    »Und seine Brüder? Wenn Taikos Bruder Bessett zur Verantwortung ziehen möchte, dann ist das bei dem Jungen vielleicht auch der Fall.«
    »Ripaka hat Brüder, aber die sind angesehene Stammesmitglieder und mit dem ariki verwandt. Der mag zwar beim Begrüßungsritual Furcht erregend erscheinen, aber er ist ein vernünftiger Mann, der nichts tun würde, was seinem Dorf schaden könnte. Aus diesem Grund hat sich auch Taikos Bruder bisher zurückgehalten.«
    »Und die anderen Männer?«
    »Haben eigentlich keinen Grund, mir gegenüber feindselig aufzutreten. Ich habe auch nicht bemerkt, dass mich einer von ihnen anders anschaut als bisher.«
    »Dennoch glauben Sie, dass etwas im Busch ist.«
    Jack senkte verlegen den Kopf. »Ehrlich gesagt, ja. Und angesichts der Gastfreundschaft, die uns heute zuteil wurde, schäme ich mich dafür.«
    »Nun, Ihr Verdacht richtet sich ja nicht gegen das gesamte Dorf. Gewiss würde auch in dieser Gemeinschaft nicht jeder den Angriff billigen.«
    »Da haben Sie wohl Recht.«
    Jack wollte offensichtlich noch etwas hinzusetzen, aber er legte sich nun ebenfalls hin und wünschte Ricarda nur gute Nacht.
    »Danke, Jack!«, flüsterte Ricarda. »Danke für alles!«
    Sie fühlte sich plötzlich vollkommen matt. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr all die neuen Eindrücke sie angestrengt hatten. Wie gut, dass Jack ihr beigestanden hatte! Sie kam gar nicht mehr dazu, sich darüber zu wundern, dass sie tatsächlich dicht neben ihm lag und sie nur die Hand ausstrecken müsste, um sein vertrautes Gesicht zu streicheln, denn sie schlief auf der Stelle ein. Deshalb merkte sie auch nicht, dass ihre Hand im Schlaf suchend nach seiner Hand tastete.
 
    Ein tiefes Brummen riss Ricarda aus ihrem tiefen Schlummer. Erschrocken fuhr sie hoch. Wo war sie?
    »Keine Angst, das ist nur ein Muschelhorn. Das gehört zum Zeremoniell.«
    Jack? Was machte Jack in ihrem Schlafzimmer? Doch schon erkannte Ricarda, wo sie sich befand. Sie hatte tief und fest geschlafen.
    Jack war bereits aufgesprungen und reichte Ricarda die Hand. »Kommen Sie, Ricarda. Wir gehen zu den nahen Klippen, an den heiligen Ort des Dorfes. Von dort aus haben wir einen sehr guten Blick auf den Horizont, wo das Siebengestirn jetzt funkeln soll.«
    Vor dem Ruhehaus hatten sich die Dorfbewohner bereits versammelt. Der ariki ging in seinem Federmantel so dicht an Ricarda vorbei, dass sie nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um das Kleidungsstück zu berühren. Aber das war gewiss tapu, wie bei den Maori ein Verbot genannt wurde.
    Ricarda hielt Ausschau nach Moana, allerdings vergebens. Als ranghöchste Frau des Stammes hatte sie Verpflichtungen auf diesem Fest.
    Mit lauten Gesängen setzte sich der Zug nun in Bewegung. Ricarda, noch immer ein wenig schlaftrunken, bemerkte, dass Jack nicht von ihrer Seite wich, und auf einmal überkam sie das Verlangen, sich bei ihm einzuhaken. Aber ob ihm das gefallen würde? Sie unterdrückte den Impuls.
    An einer Klippe hielt der Zug schließlich an. Als sie aufs Meer hinausblickte, begriff Ricarda, warum dieser Ort den Maori heilig war.
    Ein Meer von Sternen funkelte in dem tiefen, von Morgenrot gesäumten Blau des Firmaments, das

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