Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
der Stadt lag. Er ritt über The Elms hinaus, dann zum Anwesen von Ingram Bessett. Seine Mädchen hatten ihm Geschichten über das Verhältnis der beiden Männer erzählt. Die beiden bekriegten sich, wo sie nur konnten, es ging sogar das Gerücht, Manzoni sei schuld am Herzinfarkt des Schafbarons. Vielleicht wäre es doch möglich, dass Bessett ...
Ein teuflisches Lächeln huschte über Bordens Gesicht.
Nachdem sie ihr die wichtigsten Heilpflanzen der Maori erklärt hatte, führte Moana Ricarda zu dem heiligen Ort, an dem bereits das Matariki-Fest stattgefunden hatte.
Die beiden Frauen erklommen die Klippe, suchten sich einen sicheren Ort zum Sitzen und blickten dann auf das Meer und den Mount Maunganui, über dem gerade ein Schwarm Sturmtaucher kreiste.
»Pakeha haben nur Blick für Häuser und Besitz, sehen nicht Natur ringsherum«, erklärte Moana. »Doch Götter sein hier, in Boden, Steinen und Himmel. Alles Kinder von Papa und Rangi. Wenn du Augen schließen, du sie spüren.«
Da sie dies als Aufforderung verstand, schloss Ricarda die Augen. Tatsächlich meinte sie, den Wind und das Rauschen des Meeres anders wahrzunehmen. »Ariki dich will ehren mit Bild für Rettung von Taiko.«
Ricarda öffnete überrascht die Augen. »Was für ein Bild?«
Moana deutete daraufhin auf ihr Kinn und ihren Arm, die mit einer Tätowierung verziert waren. »Große Ehre, wenn tragen solches Bild.«
Ricarda wusste nicht, was sie dazu sagen wollte. Sie fühlte sich geehrt, war aber auch ein wenig erschrocken.
»Muss das Bild im Gesicht gemacht werden?«
Moana lächelte schelmisch. »Pakeha nicht mögen moko?«
Ricarda versuchte sich vorzustellen, was Jack wohl sagen würde, wenn sie mit einer Tätowierung im Gesicht heimkam.
»Nicht machen moko auf Gesicht. Auf Arm Bild auch viel mana!«
Ricarda bewunderte die Zeichnungen, die die Maori auf dem Körper trugen. Aber niemals hätte sie erwogen, selbst eine Tätowierung zu tragen. Wenn du diese Kultur wirklich verstehen willst, dann solltest du dich nicht davor drücken, raunte ihre innere Stimme. »Dann nehme ich es gern an«, antwortete sie deshalb und kehrte mit Moana ins kainga zurück.
Nach einer kurzen Vorbereitungszeremonie, bei der man sie in ein traditionelles Gewand kleidete, wurde Ricarda in eines der Gebäude auf dem marae geführt, wo bereits ein paar Stammesmitglieder, der Häuptling und ein paar Frauen warteten.
Der Mann in der Mitte, der auf einer Matte hockte und neben sich einige Tiegel, einen kleinen Hammer und verschiedene Nadelkämme liegen hatte, musste wohl der Tätowierer sein.
Ricarda überfiel die Sorge, dass die Prozedur schmerzhaft sein würde, aber zurückweichen wollte sie nicht. Auf Moanas Zeichen hin kniete sie sich vor dem Tätowiermeister auf den Boden.
Während der ariki etwas in seiner Muttersprache sagte, musterte der Tätowierer sie genau.
Ricarda wünschte sich für einen Moment Jack an ihre Seite, doch er war nicht hier. Sie musste das Ritual allein durchstehen.
Die Frauen umringten sie nun und brachten sie dazu, sich hinzulegen. Der Tätowierer kniete sich neben ihren linken Arm und begann mit seiner Arbeit. Die feinen Nadeln bohrten sich in die Haut ihres linken Oberarms. Ricarda schossen angesichts des Schmerzes Tränen in die Augen.
Halte durch!, sprach sie sich selbst Mut zu. Moana hat gehört, was dein Name bedeutet. Du willst doch keine Schwäche zeigen.
Millimeter für Millimeter wuchs das Bild. Die Schmerzen wurden allmählich erträglicher. Ricarda konzentrierte sich einfach auf die rituellen Gesänge, die die Anwesenden angestimmt hatten.
Neugierde brachte Ricarda dazu, die Arbeit des Mannes zu beobachten. Unter dem Blut, das aus den feinen Einstichen floss, war das Muster nur schlecht zu erkennen, aber offenbar hatte der Tätowierer ihr eine Ranke aus Blättern zugedacht, ähnlich der, die Moana trug.
Ist das die Tätowierung für Medizinfrauen?, fragte sie sich, während sie die Augen wieder schloss und die Gesänge sie wie eine Decke einhüllten.
Donnergrollen ertönte aus der Ferne, als Jack der Villa zustrebte. Es roch nach Regen. Vor dem hohen Tor machte er Halt und blickte hinüber zu Bessetts Haus. Eine Ewigkeit war vergangen, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Der Besuch damals hatte einen ebenso unerfreulichen Anlass wie der jetzige. Dennoch musste er ihn hinter sich bringen.
Da meinte er, eine Bewegung neben dem Haus zu erkennen. Jemand schlich durch das Gebüsch. Vielleicht der Gärtner?
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