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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Im nächsten Augenblick sah er nackte, tätowierte Haut.
    Dieselbe Tätowierung, die Taikos Bruder trug! Um Himmels willen, er wird doch wohl nicht vorhaben, Bessett etwas anzutun?
    Bevor Jack den Maori rufen konnte, krachte hinter ihm ein Schuss. Die Kugel traf Jack im Rücken, und er fiel so überraschend nach vorn, dass er beinahe den Halt verlor. Nur die instinktive Bewegung des Pferdes verhinderte das.
    Das Tier tänzelte, und Jack erhaschte einen Blick auf den Mann, der die Kugel auf ihn abgefeuert hatte. Er stand grinsend hinter einem der mächtigen Bäume und ließ gerade die Waffe sinken. Doch Jack kam nicht dazu, Zorn darüber zu empfinden, denn plötzlich erfasste der Schmerz ihn und sein Herz begann in Todesangst zu jagen.
    Ricarda! Ich will sie nicht alleinlassen, war sein einziger Gedanke, bevor alles schwarz um ihn herum wurde und er bewusstlos über dem Hals des Pferdes zusammensackte, das daraufhin davonpreschte.
 
    Vom Krachen des Schusses alarmiert, sprang Bessett von seinem Stuhl auf. »Was zum Teufel ist da los?«, brummte er, während er ans Fenster trat. Zu sehen war nichts, doch es war möglich, dass sich Wilderer in der Nähe herumtrieben.
    Seit neue Einwanderer angekommen waren, geschah es zuweilen, dass sich Leute in der Nähe seines Grundstücks herumtrieben in der Hoffnung, Wild zu finden. Das würde er nicht dulden!
    Seit seinem Herzinfarkt hatte Dr. Doherty ihm zwar geraten, jede Aufregung zu meiden, weil ein zweiter Infarkt nicht ausgeschlossen werden könne, aber das kümmerte Bessett nicht.
    »Na wartet, euch Gesindel werde ich schon lehren, was es heißt, sich auf meinem Grundstück herumzudrücken!«, schimpfte er lautstark vor sich hin, holte sein Gewehr aus dem Waffenschrank und eilte nach unten.
    Im Salon spielte seine Frau Klavier.
    Offenbar hast du deinen Migräneanfall überwunden, dachte Bessett spöttisch.
    Seit seinem Zusammenbruch hatte er nicht nur Ruhe verordnet bekommen, auch was die Frauen anging, sollte er sich zurückhalten. Manchmal erinnerte er sich an Taiko und verspürte das vertraute Sehnen. Doch sie war nicht mehr hier, und da die anderen Mädchen nicht gerade Schönheiten waren, konnte er sich beherrschen.
    An der Tür angekommen, stürmte Bessett nach draußen.
    »Wildererpack!«, rief er, während er sich umsah. »Wenn ich euch in die Finger kriege!«
    Plötzlich trat ihm ein Mann entgegen. Er war nur mit kurzen Hosen bekleidet und am gesamten Oberkörper und den Armen tätowiert. In seiner Hand hielt er einen Speer.
    Bessett erschrak. Noch nie zuvor hatte sich ein Maori auf sein Grundstück gewagt. »Was suchst du hier?«, fuhr er ihn an.
    »Ka mate!«, entgegnete der Maori zornig und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Du meine Schwester entehrt!«
    Panik erfasste den Adligen. War dieser Mann etwa Taikos Bruder?
    Bessett wusste, dass die Männer viel auf Ehre gaben und diese auch bis zum Tod verteidigten.
    »Verschwinde von hier, du Mistkerl!«, brüllte Bessett und riss seine Waffe hoch. Er hatte die Grußworte nicht verstanden.
    Doch bevor Bessett sein Gewehr abfeuern konnte, zog ein stechender Schmerz durch seine Brust. Er schnappte nach Luft, doch das Stechen ließ nicht nach. Es war, als hätte ihm der Maori seinen Speer in die Brust gestoßen. Aber sein Gegenüber hielt die Waffe noch immer in der Hand.
    Er hat mich verflucht!, dachte Bessett entsetzt, während ihm der kalte Schweiß ausbrach. Diese verdammten Wilden haben sicher Flüche, mit denen sie den Gegner bezwingen können. Plötzlich verschwamm seine Sicht. Bessett kam es wie eine Ewigkeit vor, während der Schmerz immer heftiger durch seinen Körper brandete. Schließlich sank er auf die Knie. Verzweifelt versuchte er, gegen den Schmerz anzuatmen, aber es nützte nichts. Seine Muskeln erlahmten, und ihm wurde schwarz vor Augen. Das Letzte, was er hörte, war der Aufschrei seiner Frau hinter ihm.
 
    Preston Doherty richtete sich auf einen frühen Feierabend ein. Die wenigen Patienten in seinem Hospital waren alle auf dem Wege der Besserung. Und von seinen Patienten in der Stadt hatte noch niemand nach ihm geschickt. Ich werde mir eine Tasse Tee gönnen und endlich die medizinischen Journale lesen, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln, dachte er, als er den Kittel an den Haken hängte.
    Seine Gedanken schweiften ab zu Ricarda Bensdorf. Wie mochte sie sich fortbilden? Doch er verbot sich die Spekulationen über seine Rivalin unverzüglich. Wenn er nur an sie dachte, schnellte sein

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