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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Jack. Moanas Kräuter helfen zwar, bewirken aber keine Wunder.
    »Na schön. Ich rate Ihnen, sich die Tiere im Gatter wirklich sehr genau anzuschauen, Manzoni. Wäre doch schade, wenn Sie beim Verkauf Ihrer Wolle herbe Verluste erleiden würden.«
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, gab Bessett seinem Pferd die Sporen und verschwand im Dickicht.
    »Verdammter Bastard!«, raunte Kerrigan und spuckte aus. »Wenn der der Wool Company steckt, dass bei uns die Läuse grassieren, werden sie unsere Wolle doppelt und dreifach prüfen.«
    »Oder sie uns erst gar nicht abkaufen«, erklärte Manzoni, während er nachdenklich auf den Speer in seiner Hand blickte. »Aber so weit lassen wir es nicht kommen.«

5
 

    Mary Cantrell hatte Recht gehabt. Das Bordell, das sich als Pub in der Harington Street tarnte, war wirklich kein Ort, an dem sich eine Dame aufhalten sollte. Ricarda konnte nicht verstehen, dass der Bürgermeister so ein Etablissement in Tauranga duldete. Wusste er etwa nicht, was hier vor sich ging? Das wagte sie zu bezweifeln.
    Nick Bordens »Lokal« offenbarte seinen Zweck, sobald man es betreten hatte. In der Mitte des schummerigen Raums stand ein zerschlissenes rotes Sofa, auf dem drei Mädchen saßen und an den Spitzen ihrer schäbigen, tief dekolletierten Kleider zupften. Ihre Frisuren wirkten zottelig.
    Wahrscheinlich haben sie nicht genügend Zeit, sich nach einem Kunden wieder herzurichten, dachte Ricarda, während ihr Blick in die Runde schweifte. Der Boden war schmutzig, die Tische glänzten schmierig. Wie mochte es erst in den Zimmern der Mädchen aussehen? Die Hygiene ließ zu wünschen übrig, das war nur zu deutlich, und auch der penetrante Parfümgeruch, der Ricarda in der Nase brannte, konnte gewisse Körpergerüche nicht überdecken.
    Alle Männer im Raum taxierten sie sofort von oben bis unten. Schon steckten die Freudenmädchen die Köpfe zusammen und begannen zu tuscheln.
    Ricarda beachtete sie nicht; sie nahm all ihren Mut zusammen und schritt entschlossen zum Tresen. Ihr Bild erschien in einem großen Spiegel, der an der Wand dahinter angebracht war, sodass der Wirt den Raum auch dann im Auge behalten konnte, wenn er mit dem Rücken zur Theke stand. Ob er einschreitet, wenn einer der Kunden eines der Mädchen ruppig behandelt?, fragte Ricarda sich und nahm sich vor, künftig stets ein Messer bei sich zu tragen.
    Als hätte er die Kernseife auf ihrer Haut gerochen, richtete sich der Mann hinter der Bar auf; offenbar hatte er etwas unter der Theke gesucht. Er war ziemlich beleibt und trug einen dicken Schnurrbart. Das schüttere Haupthaar hatte er zu einer Sardelle frisiert, die seine Halbglatze nur noch mehr betonte. Er musterte den neuen Gast von Kopf bis Fuß, bevor er grinsend fragte: »Haben Sie sich verlaufen, Lady?«
    »Ich denke nicht.« Ricarda entschied, dass ein Lächeln in dieser Situation nicht angebracht wäre.
    »Dann suchst du einen Job?«, fragte der Barmann, bevor sie ihr Anliegen schildern konnte. »Hübsch bist du ja, und wenn -«
    »Ich habe mich weder verlaufen, noch suche ich einen Job«, fiel Ricarda ihm ins Wort, bevor er ins Detail gehen konnte. »Ich möchte eine junge Frau besuchen. Sie ist gestern von einem Pferd überrannt worden, und im Hospital sagte man mir, dass sie hierhergebracht wurde. Ihr Name ist Cooper.«
    Der Barmann musterte sie erneut unverschämt. Schließlich erklärte er: »Geh die Treppe hoch, dritte Tür links, da liegt sie. Aber mach keinen Unsinn, hörst du!«
    Während sie die Stufen erklomm, glaubte sie förmlich zu spüren, wie er die ganze Zeit über auf ihr Hinterteil starrte. Mühsam unterdrückte Ricarda die Panik, die plötzlich in ihr aufstieg. Was war ihr bloß eingefallen? Sie hätte niemals herkommen dürfen. Niemand würde diesen Kerl davon abhalten, sie in eines der Separees zu zerren und zu vergewaltigen. Sie kannte zwar die empfindlichen Stellen eines Männerkörpers, aber ob ihr das helfen würde, um diesem Bären von Kerl Widerstand zu leisten? Ricardas Herz klopfte bis zum Hals, als sie die besagte Tür erreichte. Sie klopfte zaghaft.
    Eine schwache Frauenstimme bat sie herein.
    Als Ricarda das Zimmer betrat, kamen ihr beinahe die Tränen. Es war so klein, dass neben dem Bett kaum noch Raum für einen schiefen Schrank und eine Schminkkommode blieb.
    Miss Cooper lag auf einer durchgelegenen Matratze, die ihrem Rippenbruch alles andere als zuträglich war. Wenn die gebrochenen Rippen falsch zusammenwuchsen, würde künftig jeder

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