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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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und Lieferanten die Straßen und Gehwege gefüllt, wenn sie von ihrer Pension zur Universität unterwegs gewesen war.
    Was hatte Mary vor? Über den Einwanderungsbescheid zu sprechen? Und was wollte sie ihr zeigen?
    »Ein herrlicher Tag, finden Sie nicht?« Mary schaute in den Himmel. »Manchmal kann es schon zu dieser Stunde ziemlich schwül sein, aber die klaren Nächte haben die Luft ein wenig erfrischt.«
    »Ja, es ist wirklich angenehm heute«, pflichtete Ricarda ihr bei. Ihr Vorhaben hatte ihre Gedanken dermaßen eingenommen, dass ihr keine bessere Erwiderung einfiel.
    »Den Bescheid von der Einwanderungsbehörde haben Sie inzwischen erhalten, nehme ich an.« Ein wissendes Funkeln blitzte in Marys Katzenaugen.
    »Ja, das habe ich. Er war heute Morgen in der Post.«
    »Auf meinen Mann ist eben Verlass!« Marys Stimme klang triumphierend. »Er würde Sie übrigens gern kennenlernen. Momentan hält er sich in Auckland auf, aber Mitte nächster Woche dürfte er zurück sein. Dann werden wir einen kleinen Empfang geben. Sie sind herzlich eingeladen und können dort sicher nützliche Kontakte knüpfen.«
    »Sofern Ihre Gäste nicht allzu schockiert über eine Ärztin sind. Ich habe da so meine Erfahrungen.«
    »Ach, alle Neuerungen sind den meisten Leuten suspekt«, erklärte Mary leichthin. Sie hatte offenbar keinen Grund, die Reaktionen ihrer Mitmenschen zu fürchten. »Aber das ändert sich irgendwann. Große Ideen brauchen eben Zeit, auch bei uns. Doch ich denke, dass es für Neuseeland gut ist, in gewissen Dingen eine Vorreiterrolle einzunehmen. Immerhin hat man von unseren Inseln schon in Deutschland gehört. Das ist mehr, als wir erhoffen können.«
    Ricarda versuchte, sich Mary bei der Suffragettenversammlung auf dem Königsplatz in Berlin vorzustellen. Sie hätte sich gewiss nicht von den Polizisten vertreiben lassen.
    Nach einer Weile kamen ihnen Leute entgegen, die Mary wichtig genug erschienen, um sie zuerst zu grüßen.
    »Guten Morgen, Chief Inspector Emmerson, wie geht es Ihrer Frau?«
    Der Chef der örtlichen Polizei antwortete, dass es ihr gutgehe, und ließ Grüße an den Herrn Gemahl ausrichten.
    »Guten Morgen, Mr Pomeroy, was machen die Geschäfte?«
    Die Antwort glich der des Polizeichefs bis aufs Wort.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Reverend Paulsen!«, rief sie einem Mann im dunklen Anzug zu, der mit gesenktem Haupt an ihnen vorübereilen wollte.
    Er blickte nur kurz auf. »Gott sei mit Ihnen, Mrs Cantrell!« Damit setzte er seinen Weg fort.
    Und so ging es weiter. Mary begrüßte eine Witwe Sanderson, eine Mrs Marcus mit ihren Töchtern, eine ältliche Miss O'Hara und eine Mrs Finnegan.
    Ricarda versuchte, sich die Gesichter zu merken, aber es erschien ihr nach einer Weile aussichtslos.
    »So ein Spaziergang durch die Stadt ist eine gute Methode, mit wenig Aufwand Kontakte zu pflegen«, erklärte Mary. »Man grüßt sich, wechselt ein paar nette Belanglosigkeiten und bringt sich damit in Erinnerung. Wenn Sie erst Ihre Praxis haben, sollten Sie wirklich jeden Morgen eine Runde durch die Stadt machen.«
    Plötzlich musste Ricarda an ihren Vater denken. Auch er spazierte oft durch die Straßen und grüßte seine potentiellen Patienten stets mit ausgesuchter Höflichkeit. Der Wunsch, ihm zu schreiben und zu berichten, was sie hier tat, erwachte in ihr, aber dann beschloss sie zu warten, bis sie die Genehmigung zur Niederlassung als Ärztin in der Tasche hatte. Wahrscheinlich hatte er sie inzwischen längst enterbt, weil man sich in seinen Kreisen das Mundwerk über seine ungehörige Tochter zerriss, sodass er sich genötigt gesehen hatte, sich öffentlich von ihr zu distanzieren.
    »Woran denken Sie?«, fragte Mary, als ihr die Schweigsamkeit ihrer Weggefährtin auffiel.
    »An nichts Besonderes«, log Ricarda. »Ich bin nur im Geiste durchgegangen, was ich dem Bürgermeister nachher sagen werde. Ich glaube nicht, dass der reine Einbürgerungsbescheid und meine Zeugnisse reichen werden, um ihn für mich zu gewinnen.«
    »Aus diesem Grund bin ich ja bei Ihnen.« Mary tätschelte ihr beruhigend die Hand. »Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz ehrlich war. Ich möchte nicht nur mit Ihnen spazieren gehen. Dieser Tag soll der Grundstein für Ihre Tätigkeit als Ärztin hier in Tauranga werden.«
    Ricarda blickte sie überrascht an. »Aber Sie haben doch schon ...«
    »Mein Mann hat dafür gesorgt, dass Sie den Bescheid bekommen, ja. Aber jetzt werde ich Ihnen beistehen. Wir werden zunächst Mr

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