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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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sehr gut ergänzen würden. Doktor Bensdorf könnte sich um die Frauen und Kinder kümmern, während Doktor Doherty die Männer verarztet und außerdem alle Fälle, die eines Klinikaufenthaltes bedürfen. Was halten Sie davon?«
    »Wie ich schon sagte, es klingt alles plausibel ...« Clarke stockte, musterte Ricarda und fügte hinzu: »Aber kann eine so junge Frau diese Aufgabe bewältigen?«
    Nun kam Ricarda Mary zuvor, denn diese Bemerkung war nichts anderes als unverschämt. »Sir, ich bin vierundzwanzig Jahre alt und somit mündig. Ich bin seit heute eine Bürgerin Ihres Landes, ich darf wählen gehen und könnte in meinem Alter bereits heiraten und Kinder zur Welt bringen. Ich habe mein Studium mit hervorragenden Noten abgeschlossen und in Zürich einige Zeit praktisch gearbeitet. Betrachten Sie mich bitte nicht als ein verträumtes Schulmädchen, dem andere sagen müssen, was es zu tun hat.«
    Clarke war erst einmal sprachlos. Jetzt konnte er sie nicht so einfach vor die Tür weisen.
    »Ich stimme mit Doktor Bensdorf überein«, fügte Mary hinzu. »Was mich betrifft, ich würde mich lieber von einer Frau behandeln lassen als von einem Mann. Allein der Schicklichkeit wegen. Sie können doch die Frauen nicht dazu zwingen, sich von einem Mann untersuchen zu lassen, wenn es eine Alternative gibt, die für ihr Schamgefühl weit weniger belastend ist.«
    Schweißperlen glitzerten auf der Stirn des Bürgermeisters. Wahrscheinlich vergegenwärtigte er sich gerade die Schritte, die Mr und Mrs Cantrell einleiten könnten, wenn er sich weiterhin weigerte.
    »Also gut, Miss Bensdorf«, sagte er schließlich und gönnte sich damit einen kleinen Seitenhieb in Richtung Ricarda, indem er ihren Doktortitel ignorierte. »Suchen Sie sich geeignete Praxisräume, und richten Sie sich ein! Aber sollten mir Klagen zu Ohren kommen, dann werde ich die Zulassung noch einmal überdenken.«
    Mary Cantrell erhob sich nickend. »Ich wusste ja, dass Sie ein fortschrittlicher Mann sind, Mr Clarke. Ich würde vorschlagen, dass Sie den jungen Mann da draußen gleich anweisen, die entsprechenden Papiere auszustellen. Ich glaube nicht, dass Doktor Bensdorf in den nächsten Tagen Zeit hat, erneut bei Ihnen vorzusprechen.«
    Clarke blickte sein Gegenüber an, als hätte man ihn soeben gezwungen, eine Kröte zu schlucken. »Selbstverständlich. Ich werde alles Notwendige in die Wege leiten.«
 
    »Das wäre also geschafft«, bemerkte Mary zufrieden, als sie neben der Ärztin die Treppe hinunterging. »Kommen wir also zum letzten Punkt auf unserer Liste für heute.«
    Ricarda war wie benommen. Ihr schwirrte der Kopf, während Mary sie durch die Stadt führte. Sie fürchtete, sich auf dem Rückweg hoffnungslos zu verlaufen, da sie sich in ihrer Verfassung den Weg nicht merken konnte. Ein Schild besagte, dass sie soeben in die Spring Street einbogen.
    Am Ende der Straße deutete Mary auf ein Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite. »Da wären wir!«
    Es war ein Holzhaus mit einem kleinen Vorbau, den man mit etwas gutem Willen als Veranda betrachten konnte. Es erinnerte Ricarda an Mollys Pension, wenngleich es nur ein Stockwerk besaß und nicht so wohnlich wirkte, denn es stand offensichtlich leer. Die weiße Wandfarbe blätterte hier und da ab. Ricarda erschien es auf den ersten Blick ideal für eine Praxis. Doch würde sie es sich leisten können?
    »Der Besitzer heißt Angus McNealy, ein ganz reizender alter Mann, der zu seiner Tochter nach Auckland gezogen ist. Obwohl hier täglich neue Einwanderer landen, bringt er es nicht über sich, das Haus zu verkaufen. Mein Mann hat mit ihm gesprochen, und er ist bereit, es Ihnen gegen einen Betrag von fünfzig Pfund monatlich zu überlassen. Das mag Ihnen jetzt ziemlich viel erscheinen, aber wenn die Praxis erst einmal läuft, und ich versichere Ihnen, das wird sie, werden Sie keine Probleme haben, die Miete aufzubringen.«
    Ricarda überschlug, dass sie ein paar Monate von ihren Ersparnissen leben könnte. Danach war der Betrieb vielleicht schon angelaufen. Sollte es hart auf hart kommen, könnte sie sich sicher Geld leihen. Nicht von Mary allerdings, obwohl die ihr gewiss einen Kredit gewähren würde; aber deren Großzügigkeit wollte sie nicht noch einmal strapazieren. Blieb nur zu hoffen, dass der Bankdirektor nicht solch ein Kastenkopf war wie Clarke ... Aber sie war ja inzwischen keine Fremde mehr in Tauranga.
    »Jetzt sind Sie sprachlos, oder?«, fragte Mary, als eine Antwort von Ricarda

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