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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ihr gegenüber unzugänglich, und alles Leuchten war aus ihren Augen entschwunden.
    Während Goldfeder sich die Stiefelriemen zuband, drehten sich ihre Gedanken, wie so oft in diesen Tagen, um ihren Sohn und die bevorstehende Ankunft ihres Mannes und ihrer Tochter. Ein Drittel des Ikariervolks würde eintreffen, um zusammen mit den Awaren das Jultidenfest zu feiern. Zur Sommersonnenwende, Beltide, erschienen gewöhnlich mehr. Goldfeder konnte das Wiedersehen kaum erwarten.
    Aber die Ikarier ließen auf sich warten, und nicht nur Goldfeder sorgte sich um ihr Ausbleiben. Viele Awaren standen in Gruppen herum und redeten darüber. Der Jultidentag war angebrochen, in acht oder neun Stunden sollten die Riten beginnen, und die Flugwesen ließen sich immer noch nicht blicken. Ohne die Ikarier und vor allem ihre Zauberer würde es den Riten deutlich an der nötigen Kraft fehlen. Was ging nur am Krallenturm vor, daß von dort noch niemand aufgebrochen war?
    Goldfeder und Aschure setzten ihren Gang durch die Lichtungen fort, hingen beide ihren Gedanken nach und warfen immer wieder einmal einen Blick nach oben. Alle hielten es – wie die Tradition es vorsah – für günstiger, das Fest unter klarem Himmel zu feiern. Die Acharitin hatte gerade wieder hinaufgeschaut und blieb jetzt nachdenklich stehen. Ein seltsames Geräusch erfüllte die Luft, das mit jeder Minute lauter wurde. So ähnlich wie der Fluß Nordra, dort wo er im Verbotenen Tal in die Schlucht stürzte. Sie drehte sich zu ihrer Freundin um, aber ihr verschlug es gleich die Sprache, als sie ihr Gesicht sah. Die normalerweise ruhige und gelassene Goldfeder schien in höchste Erregung zu geraten. Ihre Augen leuchteten, sie lachte vor Freude und Erleichterung, und sie klatschte wie ein kleines Kind in die Hände. »Sie kommen!« Goldfeder zog Aschure am Ärmel mit zur nächsten Lichtung. »Sternenströmer!« schrie sie. »Wo seid Ihr?«
    »Hinter Euch«, antwortete eine belustigt klingende, tiefe und musikalische Stimme. Aschure verlor fast ihr Gleichgewicht, als ihre Freundin herumfuhr. Vor ihnen landete das allererstaunlichste Wesen, und über ihnen rauschte es von Schwingen, die so dicht nebeneinander flogen, daß der Himmel vollkommen bedeckt war. Goldfeder stieß einen halb erstickten Schrei aus, raffte ihre Röcke und rannte auf den Vogelmenschen zu. Lachend warf sie sich ihm in die Arme. »Goldfeder«, sagte er sanft, umarmte sie mit Armen und Schwingen und küßte sie auf den Mund.
    Aschure blieb stehen und atmete tief ein. Sternenströmer. Ihre Freundin würde bei niemandem sonst in solche Verzückung geraten. Der Acharitin fiel nach einer Weile auf, daß sie den Ikarier anstarrte. Vermutlich galt so etwas auch hier als sehr unhöflich, aber sie konnte nicht anders, als die beiden anzuschauen. Davon abgesehen waren sie so miteinander beschäftigt, daß ihnen gar nicht auffiel, wer sich noch in der Nähe aufhielt. Rings um sie herum stiegen weitere Ikarier vom Himmel herab, und noch viel mehr stießen sich von der Klippenwand der Eisdachalpen ab und flogen zu den Hainen.
    Sternenströmer zog immer noch Aschures gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Ein großer, schlanker und muskulöser Mann mit freiem Oberkörper, der eine engsitzende goldfarbene Hose und ebensolche Stiefel trug. Sein schimmerndes goldenes Haar fiel ihm in Locken bis auf die Schultern hinunter. Je nachdem, wie das Licht darauf fiel, glänzte es mal golden und mal silbern, bis es in Gefieder überging, aus dem am Rücken auf der Höhe der Schulterblätter zwei leuchtend weiße Flügel wuchsen. Zwar hatte er diese nun um Goldfeder geschlungen, aber bei seiner Landung hatte Aschure einen Blick auf sie werfen können. Die Schwingen hatten eine Spannbreite von mehr als drei ausgewachsenen Männern. Die Acharitin blinzelte und sah sich um. Überall standen nun aufgeregte Awaren und Ikarier zusammen. Flügelschlagend landete Schar um Schar der Vogelmenschen und legte dann die Schwingen zusammen. Daunenweiche Federn regneten vom Himmel, und die Luft war erfüllt von freudigen Begrüßungsrufen.
    Goldfeder legte den Kopf in den Nacken, um ihrem Liebsten ins Gesicht sehen zu können. Angefüllt von Liebe und Freude wirkte sie deutlich jünger, fast wieder wie das junge Mädchen, in das sich der Sternenströmer vor so vielen Jahren verliebt hatte. Der Ikarier lachte und strich ihr zärtlich über das Gesicht. Seine Schwingen hielten sie so fest, als sollte deren Wärme und sanfte Kraft einen Kokon um die

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