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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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tot, und er hat sie geheilt! Glaubt Ihr, der Seneschall könne einen Schwindler mit solchen Fähigkeiten erschaffen?«
    Der Ikarier starrte ihn noch einen Moment an und wandte sich dann an seine Frau, aber kein Laut wollte ihm über die Lippen kommen.
    Goldfeder schlang die Arme um ihn und drückte ihre Wange an seine Brust. »Es ist wahr, mein Liebster, es stimmt. Ich stand so nahe vor ihm wie Ramu jetzt vor Euch, aber ich habe ihn nicht als unseren Sohn wiedererkannt !« Wieder fing sie an zu weinen, bis der Zauberer seinen Arm aus Ramus Griff befreite und ihn um sie legte. »Was sollen wir nur tun?« flüsterte er. »Wie können wir ihn zurückbekommen? Wie können wir ihn weiter in den Händen des Seneschalls lassen?«
    Mein Sohn, dachte er. Ich habe einen Sohn. Und dazu noch einen mit Zauberergaben. Dieses Wissen würde sein ganzes Leben verändern.
    Geschwaderführer Weitsicht Stechdorn schritt durch die Lichtungen, die vor Menschen nur so wimmelten. Er hatte die Rabenflügel angelegt, und als Offizier, dem militärische Organisation und Disziplin über alles gingen, ärgerte er sich über das Durcheinander der versammelten Awaren und Ikarier. Seine schwarzen Brauen wölbten sich, während er nach Sternenströmer Sonnenflieger Ausschau hielt. Dessen Bruder Rabenhorst Sonnenflieger hatte nach ihm geschickt, und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam er es für gewöhnlich auch, meist mit der Unterstützung von Weitsicht. Rabenhorst Sonnenflieger war der Krallenfürst der Ikarier und oberster Befehlshaber ihrer Luftarmada. Damit gebot er über die zwölf Geschwaderführer, deren dienstältester Weitsicht war. Jedes Geschwader wiederum setzte sich aus zwölf Staffeln zusammen, den Grundeinheiten der Luftarmada, und in ihr dienten jeweils zwölf Ikarier, Männer wie Frauen. Die Ikarier waren nicht ohne Grund als Militärverband zum Jultidenfest geflogen. Sonst hätten sie als Privatpersonen daran teilgenommen, doch diesmal hatten sie den Awaren schwerwiegende Neuigkeiten zu überbringen. Der Krallenfürst bestand nun darauf, daß sein Bruder Sternenströmer an der Sitzung des Vereinten Ältestenrats der Geschwaderführer und der Zauberer beider Völker teilnahm. Dieser Rat trat eben im Steinkreis um den Erdbaum zusammen. Weitsicht blieb also nicht mehr viel Zeit. Forsch marschierte er durch die Menschenmengen auf den verschiedenen Lichtungen und achtete weder auf freundliche Zurufe noch auf die peinlich berührten Blicke der Waldläufer, als sie entdeckten, daß er zur Schlacht gerüstet war. Der Geschwaderführer hatte den Bogen geschultert, und der Köcher voller Pfeile hing zwischen seinen Flügeln auf dem Rücken.
    Noch nie war jemand in Waffen in einem der Awarenlager erschienen, und erst recht nicht im heiligen Hain.
    Endlich fand er Sternenströmer, natürlich auf der letzten Lichtung, auf der er nachsah. Goldfeder stand dicht neben ihm, und ein awarischer Zauberer redete auf ihn ein. Weitsicht erkannte gleich an der Miene des Ikariers, daß es sich um eine ernste Angelegenheit handeln mußte. Tja, in diesen Tagen häuften sich die schlimmen Nachrichten, dachte Weitsicht.
    »Sternenströmer!« rief er mehrere Male, mußte aber fast unmittelbar vor ihn hintreten, damit dieser auf ihn aufmerksam wurde. »Sternenströmer, der Fürst will Euch sehen. Er hat im Geheiligten Kreis eine gemeinsame Ratssitzung einberufen, und Ihr sollt auch daran teilnehmen.«
    Dem Zauberer schienen in diesem Moment ganz andere Dinge durch den Kopf zu gehen, und Goldfeder setzte eine betrübte Miene auf, aber darauf konnte Weitsicht jetzt keine Rücksicht nehmen. Wenn es bei den beiden Beziehungs- oder Familienfragen zu klären gab, mußten sie eben warten. »Sofort«, unterstrich Weitsicht die Dringlichkeit der Aufforderung und wandte sich an den Awaren. »Ihr müßt auch dort erscheinen, Ramu. Dringende Angelegenheit bedürfen der Beratung, und zwar noch vor Beginn der Riten an diesem Abend. Falls wir heute überhaupt dazu kommen, die Riten durchzuführen! «
    Damit hatte er zumindest schon einmal den Waldläufer überzeugt. Ramu setzte eine besorgte Miene auf und sagte: »Weitsicht, der Sternenströmer hat gerade eine unglaubliche Neuigkeit erfahren, und ich glaube, der Vereinte Rat sollte sie auch hören. Kommt, Sternenströmer, wir müssen uns unverzüglich auf den Weg machen. Begleitet uns bitte, Goldfeder. Ihr solltet dort ebenfalls sprechen.«
    Die vier erreichten die Ratssitzung als letzte. Rabenhorst

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