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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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beiden Liebenden sein.
    »Ich habe Euch vermißt, Frau meines Horstes. Mein Herz und mein Bett sind während der vergangenen Monate kalt geworden.« Der Zauberer war von außerordentlicher Schönheit. Eine feine helle Haut spannte sich leicht über hohe, schmale Wangenknochen und eine schmale, ebene Nase. Blaue Augen, die jeden in ihren Bann zogen, blickten Goldfeder voll inniger Zuneigung an. Gesicht und Kopf waren schmal und ein wenig langgezogen. In seiner ganzen Erscheinung lag etwas Edles und Geheimnisvolles. Seine Aura drückte nicht so sehr Fremdartigkeit als vielmehr Überlegenheit aus.
    Goldfeder jedenfalls hatte ihm nicht widerstehen können. Als sie diesem Mann zum ersten Mal begegnet war, hatte er nur die Hand ausgestreckt, kein Wort sagen müssen oder lächeln, und schon hatte sie sich wie jetzt in seine Arme geworfen.
    Jetzt spähte die wieder jung gewordene Goldfeder über seine Schulter. »Abendlied?« fragte sie noch ganz atemlos voller sehnsuchtsvoller Zuneigung.
    »Die folgt später, mein Liebes«, lächelte Sternenströmer. »Sie wollte lieber mit Freierfall fliegen.«
    Goldfeder legte ihm die Hände auf ihre Brust und sah ihm in die Augen. »Sternenströmer, es ist etwas passiert, von dem ich Euch unbedingt –«
    »Nicht jetzt, mein Herz, jetzt noch nicht«, entgegnete er flüsternd und brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen. Aschure wandte sich nun von den beiden ab, zog sich zurück bis an den Rand der Lichtung und ließ sich unter einem Baum nieder. Wie vollkommen einsam sie sich jetzt fühlte – eine Fremde mitten in der Wiedersehensfreude der beiden unaussprechlichen Völker. Der Jubel der Ikarier und Awaren, die Liebe zwischen ihrer Freundin und Sternenströmer, all das traf sie wie ein Hieb und machte ihr wieder einmal klar, daß sie niemanden hatte, um den sie sich sorgen konnte oder der sie in die Arme nehmen würde, wenn sie nach Hause kam.
    Goldfeder konnte sich endlich von ihrem Liebsten trennen. »Sternenströmer«, begann sie noch einmal und diesmal dringlicher, »ich muß mit Euch reden. Unser Sohn ist nicht tot! Jayme hat mich hinters Licht geführt. Möge seine Seele dafür in alle Ewigkeit keine Ruhe finden! Unser Sohn lebt!«
    Sternenströmer löste seine Schwingen etwas und lehnte sich zurück, um seine Frau genau anzusehen. So lange lag die schwere Stunde schon zurück, daß er im ersten Moment keinen Sinn in Goldfeders Worten erkennen konnte. Dann schüttelte der Ikarier heftig den Kopf, als könne er die Neuigkeit nicht glauben. »Nein, nein … was soll das heißen? Unser Sohn … er ist doch bei der Geburt gestorben … Ihr wart selbst dabei … habt das mit eigenen Augen gesehen …« Seine Stimme erstarb.
    Goldfeder schluchzte, und ihre Brust hob und senkte sich. »Jayme hat ihn mir damals gestohlen und an Sohnes statt aufgezogen! Und mittlerweile ist aus ihm der Axtherr des Seneschalls geworden!«
    »Wer? Jayme?«
    »Nein, nein, unser Sohn!«
    Sternenströmer ließ sie jetzt endgültig los und trat fast fluchtartig einen Schritt zurück. »Niemals, das kann nicht sein! Unser Sohn ist der Axtherr?«
    Ramu, der die Szene aufmerksam aus gebührendem Abstand verfolgt hatte, humpelte nun auf die beiden zu. Er war sich nicht ganz sicher gewesen, ob der Zauberer diese Nachricht wohlwollend aufnehmen würde. So konnte ihn jetzt auch der entsetzte Gesichtsausdruck des Ikariers kaum überraschen.
    »Zauberer, das entspricht der Wahrheit«, erklärte der Aware jetzt leise, aber bestimmt. Sternenströmer fuhr zu ihm herum, und Ramu hob abwehrend eine Hand. »Friede, Zauberer. Hört mich an. Ich bin dem Axtherrn begegnet. Er nennt sich selbst Axis, Rivkahs Sohn, und …«
    »Ein Betrüger! Ein Schwindler!« Zorn verdunkelte das Antlitz des Ikariers. Dies konnte nur ein hinterhältiger Trick des Seneschalls sein, um ihn in eine Falle zu locken.
    Aber Ramu ließ sich davon nicht abschrecken. »Nein, Zauberer, das ist Axis ganz und gar nicht. Er hat Eure Augen und auch Eure Gesichtszüge. Nein, wartet! Da gibt es noch mehr zu berichten. In der schwarzen Uniform des Axtherrn wohnt die Seele eines ikarischen Zauberers.« Der Aware trat nun dicht an den Sternenströmer heran und faßte ihn am Arm. Die Muskeln waren vor Anspannung ganz hart. Ramu zwang sich, dem wütenden Blick seines Gegenübers nicht auszuweichen. »Vor meinen Ohren hat Euer Sohn das Lied der Genesung gesungen und damit das Kind gerettet, das sich in meiner Obhut befand. Sternenströmer, die Kleine war schon halb

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