Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
werdet erst lernen müssen, damit umzugehen. Folgt dabei einfach Eurem Herzen …« Sie hielt inne und schien etwas Fernem zu lauschen. »Obacht! Euer Gemahl kehrt von der Streife zurück. Nein, nein, ängstigt Euch nicht, sondern hört mir zu. Mein liebes Kind, einige Zeit wird wohl vergehen, ehe Ihr wieder zu mir finden werdet. Dabei habe ich Euch noch so viel zu sagen. Kommt hierher, wann immer Ihr den Wunsch dazu verspürt. In meinem Garten braucht Ihr Euch nie zu fürchten. Und jetzt gebt acht.« Die Mutter nahm den Kopf der Tochter wieder zwischen ihre Hände, sah sie mit flammenden Augen an und brannte ihr ihre Worte ins Gedächtnis. Und das war gut so, denn Faradays ewiges Glück würde davon abhängen.
    »Vergeßt nie, daß ich immer für Euch da bin. Deshalb prägt Euch meinen Rat gut ein. Wenn Euer Leben mit dem Blut Eures Herzens aus Euch rinnt, ruft meinen Namen, und ich werde zur Stelle sein. Wenn der Schmerz an Eurem Verstand zerrt und Ihr um Eure Seele fürchten müßt, ruft meinen Namen, und ich komme. Denn Ihr seid wahrlich meine Tochter.«
    Die Mutter sah die Edle wieder ernst an und sang ihr dann mit leiser Stimme ein kurzes Lied:
    »Scheint alles dunkel, tot, verloren, dann sei getrost, verzage nicht! Die Mutter, die dich einst geboren, geleitet dich ins ferne Licht.«
    Dann verlangte die Göttin: »Wiederholt die Worte.« Faraday gehorchte. »Niemals dürft Ihr dieses Lied vergessen, Tochter, niemals ! Und denkt immer daran, daß Ihr nur meinen Namen zu rufen braucht. Nur meinen Namen.« Nun hatte auch sie Tränen in den Augen und küßte Faraday auf den Mund. »Vergeßt das nicht!«
    Und alles um Faraday verging.
    Yrs Arme schlossen sich um sie und drückten sie an sich. »Der Prophezeiung sei Dank, Faraday. Ich fürchtete schon, Euch für immer verloren zu haben!«
    Die Edle öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. Sie befand sich wieder in ihrem Gemach in der Festung und hielt noch die Holzschüssel in Händen, deren Zauberlicht aber erlosch. Doch, o Wunder, sie trug das Gewand, das die Mutter ihr geschenkt hatte.
    »Rasch!« drängte die Katzenfrau. »Bornheld ist eben in den Burghof eingeritten und ruft schon nach Euch. Zieht dieses Kleid aus. Wo habt Ihr das bloß her? Und steigt in Eure Robe. Macht schon, ich lasse die Schale verschwinden. Wo steckt denn bloß der Krug. Ins Kleid, Mädchen, hurtig. Ja, so ist es recht. Oh, ich spüre schon, wie er den Flur entlangschreitet! Rasch, Euch bleibt keine Zeit mehr. Ins Bett, ich habe die Laken schon durcheinandergebracht. Stellt Euch schläfrig … Na gut, meinetwegen, ein etwas törichter Gesichtsausdruck tut’s auch. Jetzt noch rasch das Gewand über die Holzschale gebreitet, und … oh!«
    Die Tür flog auf, und der Herzog polterte herein. Ein seltsames Leuchten ging von seinem Gesicht aus. Faraday saß auf dem Bett, als erhebe sie sich gerade nach einem Schlummer. Sie schaute ihn verwirrt an und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    Was will die denn schon wieder hier? fragte sich der Burgherr und warf einen bösen Blick auf die Zofe, die gerade in der Nähe stand und irgendwelche alten Sachen in einer Truhe verstaute.
    »Hinaus!« fuhr er Yr an.

15 D ER M ORGEN  DES J ULTIDENFESTES
     

    Es war früh am Morgen des siebten Tages in der dritten Woche des Schneemonds, und wenn die Verteidiger von Stadt und Feste Gorken demselben Festtagskalender wie die Awaren und Ikarier gefolgt wären, hätten sie gewußt, daß heute Jultidenfest war, die längste Nacht des Jahres. Für diese beiden Völker bildete die Wintersonnenwende die entscheidende Nacht des Jahres. Wenn ihre Riten der Sonne nicht halfen, diese Nacht zu überleben und am nächsten Tag wieder aufzugehen, würde der Winter nicht mehr aufhören.
    Während der beiden vergangenen Tage waren schlimme Schneestürme über den Gorkenpaß gefegt. So fürchterliche Unwetter, daß niemand es gewagt hatte, sich außerhalb der Schutzmauern aufzuhalten. In den Regentonnen fror das Wasser, und das Fleisch mußte mit Äxten in Scheiben geteilt werden. Alle Zeltplanen, die nicht richtig befestigt waren, gefroren, je nachdem wie der Wind wehte, zu den absonderlichsten Gebilden. Nicht einmal Bruder Franz konnte sich daran erinnern, daß jemals ein so furchtbarer Sturm Gorken getroffen hatte. Und das ausgerechnet in einer Zeit, da die Kohlen für die Feuer streng rationiert waren. Vierzehntausend Soldaten drängten sich in Burg und Stadt, und das vorhandene Heizmaterial konnte einfach nicht für sie

Weitere Kostenlose Bücher