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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Wächter ziehen übers Land, ebenso wie die Baumfreundin. Ein ikarischer Zauberer trägt die widerwärtige Uniform eines Axtherrn des Seneschalls. Meine Freunde, warum sonst sollten vier der Wächter und die Baumfreundin, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, den Weg des Axtherrn gekreuzt haben? Um wen sonst könnte es sich bei dem mächtigsten ikarischen Zauberer handeln, der je gelebt hat? Wir alle kennen die Weissagung. In Gorgraels Adern fließen awarisches und ikarisches Blut, und der Sternenmann ist sein Halbbruder, gezeugt vom selben Vater.«
    »Nein!« stöhnte Sternenströmer leise und ballte die Fäuste, als ihm langsam bewußt wurde, was Ramu mit diesen Worten zum Ausdruck brachte. »Nein, nein und nochmals nein!«
    »Meine Freunde«, fuhr der Aware schon fort und ließ Sternenströmer nicht aus den Augen, »die entsprechende Stelle dürfte jedem hier bekannt sein. Wer sonst sollte der Sternenmann sein, wenn nicht der Axtherr? Der ikarische Zauberer, den die Lügen des Seneschalls immer noch fesseln? Und wenn dem tatsächlich so sein sollte, woran ich keinen Moment zweifle, dann müßt Ihr, Sternenströmer, auch der Vater Gorgraels sein!«
    Der Ikarier warf den Kopf in den Nacken, schrie seine ganze ohnmächtige Wut hinaus und sprang auf. Er starrte Ramu wie einen Feind an und breitete die Flügel aus, als wolle er sich gleich in die Lüfte erheben. Weitsicht packte ihn und rang ihn zu Boden. Wütend krachten beim Kampf ihre Schwingen gegeneinander, und die Versammelten wichen vor den Kämpfenden zurück. Rabenhorst schlug nur einmal machtvoll mit den Flügeln und landete schon neben seinem Bruder. Er packte ihn so fest an den langen goldenen Haaren, bis dieser gar nicht anders konnte, als ihn anzusehen. »Wir müssen es wissen«, knurrte der Fürst. »Wäre das möglich?«
    »Bevor ich Goldfeder getroffen habe, war alles möglich«, flüsterte Sternenströmer, und aller Widerstand in ihm erlahmte. »Ihr wißt genauso gut wie ich, wie es mitunter bei den Beltidenvereinigungen zwischen Awaren und Ikariern zugegangen ist.«
    Rabenhorst wandte sich an die Awaren, ließ den Haarschopf seines Bruders aber noch nicht los. »Weiß jemand von Euch von einer Eurer Frauen, die nach dem Beltidentreffen ein Kind zur Welt gebracht hat?« fragte er grimmig. Nun war es an den Waldläufern, beschämt dreinzublicken und sich dem Unvorstellbaren zu stellen. Hatten vielleicht nicht alle Frauen, die nach dem Beltide schwanger geworden waren, sich ihrer Leibesfrucht entledigt?
    »Sternenströmer«, sagte Ramu leise, weil sein Volk ihn dauerte, »sagt es uns. Welche Awarin könnte Gorgrael ausgetragen haben?«
    Der Ikarier ließ die Flügel hängen. Er besaß nicht mehr die Kraft, sich gegen das Offensichtliche zu wehren. »In der Beltidennacht, bevor ich nach Sigholt flog«, antwortete er fast unhörbar, »lernte ich eine sehr schöne Awarin kennen.«
    »Sternenströmer!« zischte sein Bruder ungeduldig und riß ihm wieder am Haar. »Wir brauchen den Namen! Wer?«
    »Ameld«, entgegnete der Vogelmann so leise, daß nur die Nächststehenden ihn hören konnten. Er sank auf einem Sessel zusammen.
    Die awarische Oberpriesterin schrie entsetzt auf, und Rabenhorst richtete seinen durchdringenden Blick auf sie: »Was wißt Ihr darüber, Mirbolt?«
    »Meine Schwester Ameld verschwand vor vielen Jahren fünf Monate nach dem Beltidenfest!« antwortete sie entsetzt und schlug die Hände vors Gesicht. Sollte ihre Schwester tatsächlich den Zerstörer in die Welt gebracht haben? »Meine Schwester! Die arme, süße Ameld! Was muß sie nur durchgemacht haben?«
    Ramu wartete, ob jemand noch etwas dazu zu sagen hatte, ging dann neben Sternenströmer in die Hocke, verzog das Gesicht schmerzhaft, als dabei sein Knöchel knackte, und legte dem Zauberer freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
    »Mein Freund, kein Grund, vor Scham zu vergehen. Die Prophezeiung hat den Zeitpunkt ihres Erwachens selbst gewählt, und Ihr seid nur eines ihrer Werkzeuge gewesen. Denkt nicht mehr daran, daß Ihr den Zerstörer gezeugt habt. Freut Euch lieber darüber, wie durch ein Wunder der Vater des Sternenmanns zu sein. Und teilt dieses Wunder und diese Freude mit Goldfeder. Bedenkt, daß der Sternenmann die drei Völker Tencendors vereinen muß. Euer Sohn trägt das königliche Blut sowohl der Ikarier als auch der Achariter in sich. Eine bessere Abstammung läßt sich wohl kaum vorstellen, oder?«
    Der Aware erhob sich und wandte sich an die Versammlung.

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