Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
und Marco unter Einsatz ihres Lebens an Bord gebracht hatten.
    Sie entdeckte ihn. Er lag unter einem Berg aus bunten glänzenden Textilien. Offensichtlich hatte man ihn so vor ihren Augen verbergen wollen. Sie packte zu und zerrte ihn ins Freie. Er fühlte sich kalt an, und er war schwer.
    Sie ging in die Hocke, schlug sich den Staub von den Händen und betrachtete den Zylinder eingehend. So groß hatte sie ihn nicht in Erinnerung. Er war fast drei Meter lang und knapp einen Meter dick. Unter dem gepolsterten Vinylüberzug lag eine stabile Metallhülle. Das und sein Gewicht ließen den Gedanken an Gold nicht mehr so abwegig erscheinen. Beförderte man Gold in gepolsterten Zylindern? Sie hatte keine Ahnung. Da war eine Stelle, wo Aufkleber gewesen waren. Jemand hatte sie entfernt. Sie fragte sich, wie man den Behälter aufbekam.
    Das erwies sich als einfach. Im Vinylpolster blitzte eine Fuge, die parallel zur Längsachse um den ganzen Zylinder verlief. Auf beiden Längsseiten gab es verdeckte Griffmulden. Tabea schlang die Arme um den Zylinder und schob die Finger in die Mulden.
    Es machte scharf und kehlig Klick! Tabea sprang zurück, als der Behälter aufsprang.
    Weiß kondensierendes Gas zischte heraus. Ein fremdartiger, unangenehmer Geruch nach Moos und vergälltem Spiritus breitete sich im Frachtraum aus, und Kälte, eine eisige Kälte.
    Im Inneren des Behälters qualmte dicker Raureif, festgebacken an etwas, das nach mehreren Lagen hoch wirksamer, in Kunstseide
eingesteppter Isoliermasse aussah. Dazwischen lag ein dicker, langer Ballen, etwas, das in weiße Gaze gewickelt war.
    Es sah nicht nach Gold aus.
    Tabea wollte den Behälter rasch wieder schließen und nichts mehr damit zu tun haben.
    Aber das hier stand in ihrem Schiff. Sie zupfte an einem Ende des Ballens die Gaze beiseite. Darunter kam ein dichtes Bündel aus Stroh und dürren, gelblichen Zweigen zum Vorschein. Tief in einem verschütteten Winkel ihres Gedächtnisses schlug eine Alarmanlage an.
    Sie zupfte noch mehr von der Gaze beiseite.
    Das Bündel bekam ein Gesicht.
    Die stark vorgewölbten Augen schliefen unter glatten kastanienbraunen Lidern. Die Nase war scharf und spitz, die Nüstern waren enge Schlitze, der Mund war weit, wie ein Riss im Holz, runzlig, mit Schrunden.
    Das hier war kein Bündel aus Stroh und Zweigen; es war überhaupt kein Bündel.
    Es war ein Frasqui. Ein toter Frasqui.

35
    > BGK009059 LOGBUCH
    > TXJ.STD
    > PRINT
    > ÅA9±BGKO09059]
    > MODUS? VOX

    > SD? 13.16.31
    > READY
    > Es war auf der Prächtigen Trogon, wo ich meinen ersten Frasqui zu Gesicht bekam.
    > AUF DEM SCHONER VON MELISSA MANDREBA?
    > Genau. Auf dem.
    > WAS HAST DU AUF MELISSA MANDREBAS SCHONER GEMACHT, KÄPT’N?
    > Ich war verliebt. In Melissa Mandrebas Bootsmann.
    > Sein Name war Tricarico Palynides, und er war dünn wie ein Grashalm. Er hatte langes schwarzes Haar, das er erst über die Wangen fallen ließ und dann nach hinten raffte, wo er es mit einem Schildpattreif zusammenhielt. Seine Augen waren schmal, bernsteinfarben, golden, je nach dem. Golden waren sie, wenn er mich ansah. Er las mich auf, als er in einem Wirtshaus in Schiaparelli herumsumpfte - er hat herumgesumpft, nicht ich. Er lud mich ein, mit ihm an Bord zu gehen. Er wollte mir die Trogon zeigen. Sagte er.
    > An dem bitterkalten Abend gingen wir in die Wüste hinaus, um auf die Fähre zu warten. Der Himmel sah aus wie Pflaumenmus, ganz purpurrot und klumpig. Die Mantas waren auf Jagd und kreisten hoch über unseren Köpfen, wie hungrige Fetzen, die sich aus dem Himmel losgerissen hatten. Ein schneidender Wind brachte Gerüche aus dem Süden, brenzlige Gerüche, nach Schwefel und gefrorenen Metallen. Die Luft war dünn und rau. Sie knisterte in
unseren Nasen. Wir standen im Sand, eingewickelt in Tricaricos buntgescheckten Umhang. Wir waren glücklich.
    > Deimos stand am Himmel. Die Fähre kam, ihre Silhouette wuchs wie ein riesiger schwarzer Käfer auf dem höckrigen Gesicht des Mondes. Es war die Offiziersfähre. Tricarico versicherte mir, dass uns an Bord niemand behelligen würde.
    > Seit ich von Luna fort bin, habe ich in Rechtschaffenheit-II gelebt und meine Nase in neun weitere Orbitale gesteckt, eins war ein eladeldischer Staffelturm. Ich habe an unzähligen Plattformen, Stationen und Silos angedockt, habe den extravagantesten Schiffen des ganzen Systems hinterhergeräumt, der Bolschoi Mrittsvar und der Unsterblichen Armarant mit ihrer arroganten gelbschwarzen Livrée, ihren

Weitere Kostenlose Bücher