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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie hörte die Lüge darin, hörte, wie sie nicht wahrhaben wollte, was greifbar in der Luft hing, über dem Graben, der sie von Mogul trennte. Sie schnallte ihren Außenbordanzug auf. Ihre Finger zitterten.

    Nebenan ist jetzt niemand, dachte sie. Trotzdem, sie würde auf Abstand bleiben. »Was willst du, Mogul?«, fragte sie überflüssigerweise, als sie sich aus dem kollabierenden Anzug wand.
    »Dich«, sagte er. Seine Stimme klang wie der Marswind, der seit Ewigkeiten aus dem hohlen Gestein rief.
    Er hatte eine bezaubernde Figur, sah aus wie ein Clown in seinem schlabbrigen blauen Pyjama. Der weiße Hals reckte sich in endlosem Kummer und Begehren aus der Jacke. Mogul wollte ihr Mitleid, und ihr war nicht nach Mitleid zumute. Was die Alice ihr eröffnet hatte, war erschütternd, der Cherub hatte sie verunsichert - und jetzt dieser Überfall. Ihr Herz war geschrumpft und verhärtet. Aber nicht ihr Blut. Sie fühlte, wie es in ihren Schläfen pochte, ihre Brustwarzen wurden steif, das Verlangen schnürte ihr den Bauch ein.
    Schließlich gab sie dieser harmlosen Anwandlung nach, langte über den Graben hinweg, legte die Hand um den traurigen, langen Nacken und zog den edlen Kopf zu sich herunter. Es war die Lust zu geben und zu nehmen, die Lust am Vergnügen. Sie küsste ihn auf den Mund.
    Es gab eine Störung, einen Augenblick banaler Realität, als sie ihm die Jacke öffnete und mit einem Knöpfchen am Hals zu kämpfen hatte. Sie küsste seinen Hals.
    Seine langen grazilen Finger liebkosten ihren Körper, umspielten ihr Haar, folgten der Kontur ihres Rückgrates, streichelten ihre Schultern, ihre Brüste. Sie ließ zu, dass er ihr die Weste aufknöpfte, dass er ihr Weste und T-Shirt auszog und den Gürtel öffnete.
    Er küsste ihr Ohr. Seine Zunge war wie das Schnäuzchen eines winzigen Tieres, suchend, kitzelnd. Sie lachte und beglückwünschte sich.
    Die Kabinenbeleuchtung flackerte.
    Er hielt inne, sah zur Decke. »Was war das?«

    »Xtaska arbeitet am Schiff«, sagte sie.
    Er nickte. »Schön, so was kann sie sehr gut.«
    Er zog ihr die Hose runter.
    Tabea rollte ihren Slip über die Knie und stieg aus. Sie schlang die Arme um Moguls Wespentaille.
    In einem verborgenen Winkel ihres Hirns regte sich etwas, das sie verwirrte. Etwas, das Mogul eben gesagt hatte. Sie verdrängte es. Sie zog ihn auf die Pritsche und kuschelte eine Weile mit ihm, drückte ihn, herzte ihn, knöpfte ihm die Hose auf. Sie nahm die Hände hoch und streifte ihm die Jacke von den Schultern.
    Er hatte Brüste, ganz flache, kaum gewölbte, die fast verschwanden, als er sich auf den Rücken rollte, um sich die Hose auszuziehen; aber es waren Brüste. Dann waren sie also sage und schreibe identisch, diese Zwillinge. Total verrückt, dachte sie. Und sie dachte: Er hat gesagt, so was kann sie sehr gut! Also hält er Xtaska für weiblich.
    Sie ließ von ihm ab, zog sich zurück und kniete sich auf die Pritsche.
    »Du bist Sarah«, sagte sie.
    Sie zog ihm die Unterhose aus.
    Es war Sarah.
    Sarah sah bestürzt drein. »Ich dachte, du wüsstest Bescheid«, flüsterte sie. »Ich bin er, und er ist ich.«
    Sie brachte ein kleines Lächeln der Verzweiflung zustande.
    In Tabeas Kopf tobte ein wildes Durcheinander. »Sag mir jetzt, wer du bist !«, sagte sie zerknirscht.
    »Ich bin ich«, meinte Sarah. »Ganz bestimmt«, beteuerte sie.
    Tabea überlief ein Schauder. Sie zog ihre Hand zurück, als Sarah danach greifen wollte. »Wer, zum Teufel, seid ihr?«, rief sie. »Wie könnt ihr Zwillinge sein, eineiige Zwillinge?«
    »Sind wir nicht«, sagte Sarah. »Wir sind keine Zwillinge.«

    Tabea schnappte ruckartig nach ihrem T-Shirt und zog es sich rasch wieder über den Kopf. Sarah hatte sich hochgestützt, als wolle sie sie aufhalten, resignierte aber und ließ sich wieder zurückfallen.
    Tabea schlug die Beine unter und setzte sich kerzengerade. Das Licht in der Kabine wurde trübe, dann kehrte es in voller Stärke zurück. »Erzähle«, sagte sie.
    Sarah rückte sich verlegen zurecht, ihre Ausgeglichenheit und ihre Anmut schmolzen dahin. »Naja, jetzt sind wir Zwillinge, aber das war nicht immer so«, sagte sie.
    Tabea schnaubte gereizt. »Was, zum Teufel …«
    »Fünflinge«, sagte Sarah. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wir sind die Einzigen, die noch übrig sind.«
    Sie setzte sich auf und streckte die Hände aus. Sie wollte Tabea in die Arme nehmen, und sie wollte in die Arme genommen werden, und Tabea nahm sie in die

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