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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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meinst du?«
    »Nein! Uns! Mogul und mich!«
    »Befreit? Wovon?«
    Nun war Sarah richtig verdattert. »Von Abraxas natürlich!«
    »Ihr kommt von Abraxas?«
    »Die haben uns gemacht! Das habe ich dir doch erzählt. Und Xtaska hat uns da herausgeholt. Sie hat uns in ein Schiff gesteckt und weggebracht, und wir haben uns nie mehr da blicken lassen. Und dann konnte sie nie mehr dahin zurück.« Ihre Stimme klang wieder gramvoll. Sie sah hinab, betrachtete wieder das kaputte Bauteil in ihrer Hand. »Was mache ich jetzt damit?«
    Tabea wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Blick wanderte von der leidgeprüften Akrobatin zu den blinkenden, inneren Verletzungen des Schiffes, lauter Blaupausen, die der Monitor geduldig umblätterte. »Davon gibt’s noch mehr«, sagte sie, »in … in der …«
    Da war der Achsenstabilisator, der Quarz blinkte rot, blinkte, blinkte. Xtaskas ganze Arbeit war zunichtegemacht.
    »Ich komm jetzt und hol dir welche«, sagte sie. »Minute noch.«

    Doch Sarah war schon die Stiegen hinunter, auf dem Weg zum Frachtraum.
    Tabea seufzte, runzelte die Stirn und konzentrierte sich.
    Zu ihrer Linken sprangen mehrere Reihen Kontrolllichter auf Grün. Sie sah auf den Monitor. Aus dem Wartungstunnel des Maschinenraums kam eine Drohne, der Schweißlaser in ihren Manipulatoren war noch nicht ausgeglüht. Das Kerlchen gab sein ERLEDIGT und einen knappen Bericht durch und verriegelte gewissenhaft die Tunnelluke hinter sich, ehe es davonstapfte, um die Ausrüstung wieder an ihren Platz zu bringen.
    Eines muss man ihnen lassen, diesen mechanischen Weggefährten: Sie verlieren keine Federn, neigen nicht zu Intimitäten und sterben nicht einfach.
    Subjektiv verstrichen Stunden.
    Tabea gab gerne zu, dass ihre Passagiere ein gutes Team abgaben. Ihre Temperamente waren durch Angst und Trauer gezügelt. Sie arbeiteten friedlich zusammen, und das mit einer Disziplin, wie man sie nur von Akrobaten und Zauberkünstlern kennt. Heiterkeit stellte sich wieder ein, sie pfiffen und trällerten. Tabea glaubte sich allmählich dem Punkt zu nähern, wo sie ihnen trauen durfte. Abgesehen von dem ganzen Quatsch, den sie über den Frasqui verzapften.
    Sie schaltete die Bordsprechanlage ein.
    »Alle mal herhören. Legt die Anzüge an, verstaut alles und sucht euch eine feste Bleibe. Steckt Talo in die Kiste. Der Countdown für den Rücksprung läuft.«
    Hurrarufe, Pfiffe und Applaus.
    »Ist das ein Testlauf?«, fragte Marco. Auf seinem Handgelenk saß Talo und schlug wie ein Falke mit den Flügeln.
    »Wenn’s nicht klappt, war’s ein Test. Ansonsten sind wir binnen fünf Bordminuten unterwegs. - Fünnef!«, betonte sie noch einmal und schaltete ab.

    Dann gab es, wie schon ein paar hundert Mal zuvor, nur noch sie und das Ego der Alice , um das Schiff ein weiteres Mal heil durch die vergewaltigten Naturgesetze zu lotsen. Der Computer hatte alle verfügbaren Daten verdaut und berechnete die Route. Auf den Schirmen und LCDs gefror der Zahlenfluss zu jenen dunklen Kombinationen, die den dreifachen Knoten der Dimensionen lösen würden.
    »Es ist so weit, Alice.«
    Tabea legte das Primärsystem schlafen und pumpte alle Energie in den capellanischen Antrieb. Sie spürte, wie er zu surren begann. Sie spürte es in den Knochen, im Boden, in der Konsole.
    Draußen schmolz das Sternenlicht zu einem Holzbläserkonzert. Drinnen schwitzte aus Boden- und Wandplatten der vertraute, dämmrige Dunst der Zwischenzeit.
    Tabea bemerkte, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie ließ ihn mit einem scharfen, tiefen Seufzer entweichen.
    Das Schiff schaukelte und gierte. Wie ein paar hundert Mal zuvor huschten ihre Finger korrigierend über die Konsole.
    Sie lauschte, wartete auf ein Klackern, ein verräterisches, kullerndes Klopfen.
    Da war kein Klopfgeräusch.
    Da war ein Greinen.
    Tabea zog die Stirn kraus.
    Sie sprangen.
    Die farblose Daunendecke des Hyperraums hüllte sie ein. Zeit und Raum waren kaltgestellt.
    Nicht so das Greinen.
    »Was ist das, Alice?«
    »ICH SUCHE NOCH.«
    Das Greinen zahnte.
    Das Schiff sirrte, immer höher und schneller, und Tabea knirschte mit den Zähnen.

    »Alice!«
    Sie presste den Mund zusammen. Sie fühlte ihre Zähne immer noch, sie vibrierten hinter den Lippen.
    »DER ACHSENSTABILISIERUNGSKRISTALL.«
    Das Schiff kreischte wie eine Kreissäge.
    »TOTAL AUSFALL.«
    Tabea fluchte.
    ABBRUCH, tippte sie ein. ABBRUCH. ABBRUCH.
    Das Kreischen sprang um eine Oktave höher.
    Es tat einen lauten Knall.
    »O Mist …«
    Sie

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