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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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rief sie die Frachtdrohnen zu Hilfe und befahl ihnen, aufzuräumen. Gedrungen, kompakt und stabil, wie die Kerlchen waren, arbeiteten sie sich auf ihren kurzen, stämmigen Beinen durch den Wust
aus Gepäckstücken, wobei die kuppelförmigen Köpfe mal hierhin und mal dorthin ruckten und einander Informationen verklickerten. Trommelkoffer und Holo-Einheiten wurden mit beachtlicher Vorsicht aufgenommen, die Wände hochgehoben und auf dem Laufsteg deponiert. Via Bildschirm sah Tabea, wie eine der Drohnen Hand an den grauen Zylinder legte, in dem die sterblichen Überreste von Hektor, dem Frasqui, ruhten.
    »Nein«, rief sie. »Stopp! Das nicht!«
    Mogul glitt leichtfüßig vom Laufsteg, um die verstörte Drohne zu erlösen. Er gab Tabea via Kamera einen Wink.
    »Ich kümmere mich schon darum« , sagte er.
    In seinem Lächeln lag nichts Anzügliches oder Schlitzohriges. Zwischen ihnen war eine seltsame Allianz entstanden. Die Grenze zwischen Opfer und Bösewichtern war aufgehoben.
    Trotzdem, wie immer man sie entlohnen würde, es würde ein schäbiges Entgelt sein für das, was sie hier durchmachte. Der Alltag, so monoton und einsam, wie er oft war, hatte eine Menge Vorteile gegenüber so viel Brutalität und Todesangst.
    Als sie das nächste Mal auf den Frachtraummonitor sah, rollte dieselbe Drohne gerade Xtaskas Schwebescheibe zur Wand.
    »Stopp!«, rief Tabea noch einmal. »Das auch nicht!«
    Eben zwängte sich Sarah aus einer Inspektionsluke in der Flurdecke und kam ihr einen verschmorten Schmelzeinsatz zeigen. Sie setzte sich in das Copilotennetz und wirbelte das kaputte Ding durch ihre langen weißen Finger.
    »Sie hat dir viel bedeutet, nicht wahr?«, sagte Tabea.
    Sarah nickte. Sie schlug die Beine übereinander und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Du hättest nicht so über sie reden dürfen.«
    Tabea drückte ihr Kreuz durch. »Sie hat sich einfach aus dem Staub gemacht! Was hätte ich denn denken sollen?«

    »Sie sind nicht böse«, sagte Sarah mit Nachdruck. Diese Bemerkung hörte sich an, als habe sie sie schon oft gemacht. »Sie sind eigen. Sie wollten unabhängig sein, sie gingen von alleine fort … Was ist daran so schlecht?«
    Sie schob trotzig ihren langen Unterkiefer vor.
    »Wen meinst du?«, fragte Tabea, die in eine Schnittzeichnung auf dem Schirm vertieft war. Schadhafte Stellen blinkten rot.
    »Die Seraphim!«, sagte Sarah.
    Ihre Stimme verriet großen Kummer.
    Tabea sah auf. Sarah reckte sich aus dem Netz und langte nach einer Schlaufe an der Decke. »Du willst mich nicht hierhaben, ich gehe.«
    »Nein, ist ja gut. Tut mir leid. Ich hab nur …« Sie deutete mit einer müden Handbewegung auf die Konsole.
    Sarah betrachtete das schwarz verschmorte Teil in ihrer Hand. »Ich bin zu nichts zu gebrauchen«, sagte sie.
    Tabea wies auf den Monitor, der den Frachtraum überblickte. »Geh und hilf deinem Bruder«, schlug sie vor und wusste sofort, dass sie das Falsche gesagt hatte.
    Aus Sarahs Augen sprühte tiefes Missfallen.
    Tabea warf verärgert die Hand hoch. »Keine Minute vergeht, und ihr liegt euch schon wieder in den Armen …«
    »Ich gebe mir ja Mühe!«, sagte Sarah heiser vor Selbstmitleid. Und sie glaubte wirklich, dass sie es tat. »Xtaska - ich weiß, du kannst sie nicht verstehen, nicht mal wir können das, jedenfalls nicht ganz, aber manchmal, da siehst du sie an und siehst, was sie denkt und was sie fühlt. Man denkt, sie ist so weit weg von zu Hause und tritt in diesem lausigen Zirkus auf, aber du kannst es in ihren Augen lesen …« Sie stand müßig im Durchlass zwischen den Sitznetzen und zog sich an der Schlinge hoch, bog Kopf und Schultern zurück. »Dann denkt man, könnte ich das doch auch, wäre ich doch wie sie.«

    Sie hatten hübsche Schultern, dachte Tabea, die kein Wort von dem verstand, was Sarah da erzählte. Sie verspürte den jähen Drang, aufzustehen und Sarah an sich zu drücken, die Arme um diese Schultern zu legen, aber sie war sich überhaupt nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Jedenfalls führte diese Anwandlung zu einer seltsamen, peinlichen Pause, und Tabea sah sich gezwungen, irgendetwas zu sagen, auch wenn es nur Worte um der Worte willen waren. »Was hat sie denn gemacht?«, fragte sie.
    Sarah verzog das Gesicht, als hätte man sie gefragt, wer die Capellaner waren oder wer Plenty gebaut hatte. »Sie hat uns befreit!«
    Tabea war ganz verwirrt. Sie deutete mit dem Daumen in die Richtung, in der sie das ferne Piratenschiff vermutete. »Gerade eben,

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